"The Place Beyond the Pines"

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack · 12.06.2013
Luke verdient sein Geld als Motorradstuntman. Als der wortkarge Einzelgänger eines Tages seinen One-Night-Stand Romina wiedertrifft, erfährt er, dass er Vater geworden ist. Um die Familie zu ernähren, unternimmt er Banküberfälle - und wird vom ehrgeizigen Polizisten Avery Cross verhaftet. 15 Jahre später schließen ihre Söhne nichtsahnend Freundschaft.
Er erinnert an James Dean im 1955er-Klassiker "Jenseits von Eden" von Elia Kazan: Ein sensibler Rebell mit sanfter Brutalität, nicht zu beruhigen, wenn es um die Ungerechtigkeiten dieser Welt geht. Ryan Gosling spielt den Haupthelden, allerdings nur für etwa eine Dreiviertelstunde. Denn sein neues Werk besteht aus 3 x einer Dreiviertelstunde. Quasi aus 3 Akten, wie auf der Bühne, die jeweils eine andere, fortführende Schicksalsgeschichte erzählen. Als Melodram, Thriller und Schuld-Sühne-"Erledigung".

Also Gosling ist dieser blondierte Luke: Ein stoischer Typ, wortkarger Einzelgänger, der als Motorrad-Stuntman auf dem Jahrmarkt seine Penunsen verdient. Als er wieder mal nach Schenectady kommt, erfährt er, dass er Vater ist. Romina (Eva Mendes), sein One-Night-Stand vom Vorjahr, hat Jason auf die Welt gebracht. Da er nichts hat und bis auf geniales Motorradfahren nichts kann, bemüht er sich, mit Banküberfällen für "seine neue Familie" zu sorgen, was Avery Cross (Bradley Cooper) auf den Plan ruft. Der Polizist "erwischt" Luke im wahrsten Sinne des Wortes und übernimmt fortan das Geschehen.

15 Jahre später, als Avery Cross drauf und dran ist, der nächste Justizminister des Landes zu werden, treffen die Söhne von Luke und Avery aufeinander - das Finale winkt in diesem emotionalen Familienepos um "die Last" und die Laster zweier Sippen. Zunächst beherrscht Ryan Gosling als Luke die melodramatische Szenerie. Als der dramaturgische Staffelstab an "Avery" Bradley Cooper übergeben wird, wendet sich das Spannungsblatt. Cooper vermag allerdings nur begrenzt diese Faszination und packende Körpersprache eines Ryan Gosling weiterzuführen.

Bei der Söhnegeneration ist es vor allem ein junger Akteur namens Emory Cohen, der als überprivilegierter Avery-Sohn DJ einen pfundigen faustischen Aggressor mimt und für packende Szenen sorgt.

"The Place Beyond The Pines" ist ein Ja-Jein-Ja-Stoff, nicht durchweg überzeugend. Dennoch insgesamt bewegend als atmosphärische Familiengeschichte mit dichtem Hintergrund und reizvoller Entwicklung. "The Place Beyond The Pines" ist zudem ein hervorragend fotografiertes und musikalisch mit stimmungsvollen Rhythmen, darunter auch denen von Ennio Morricone, ausgestattetes Familien-Epos. Ein beeindruckender Ensemble-Kunstschmaus.

USA 2011; Regie: Derek Cianfrance; Darsteller: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Ray Liotta u.a.; Länge: 140 Minuten