"The End of the F***ing World" – Staffel zwei

F***ing humorlos und langweilig

06:11 Minuten
Filmausschnitt der Netflix-Serie "The End of the F***ing World": Jessica Barden als Alyssa und Alex Lawther als James
Jessica Barden als Alyssa und Alex Lawther als James in der Serie "The End of the F***ing World" © Netflix
Von Stefan Mesch · 05.11.2019
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Die britische Netflix-Serie "The End of the F***ing World" startete als unterhaltsame Bonnie-und-Clyde-Tour zweier Teenager. Die Staffel zwei der Kultserie verkommt nun zur Farce: müde, freudlos, verbissen.
Alyssa ist 17 und wütend: auf ihre angepasste Mutter, auf Smartphones, auf falsche Freundlichkeit. James ist 17 und fühlt nichts. Er glaubt, er sei ein Psychopath. Sein großer Traum: irgendwen töten. Zum Beispiel Alyssa!
2017 folgte die britische Dramedy "The End of the F***ing World" den beiden Teens acht Episoden lang auf Bonnie-und-Clyde-Tour durch Südengland. Trailer, Folge eins und die trashige Comic-Vorlage von US-Autor Charles Forsman (2011) versprachen eine müde-rabenschwarze, frauenfeindliche Serie, bei der wir über ein Mädchen lachen sollen, das nicht begreift, in welcher Gefahr sie schwebt.

Ironische Popsongs und skurrile Nebenfiguren

Doch nach Folge drei wird alles softer, herzlicher: James glaubte nur, Psychopath zu sein – und Alyssa bringt dem verstockten Boy in "Manic Pixie Dream Girl"-Tradition bei, zu leben: Sie brechen in eine Villa ein, überfallen Tankstellen, werden in große Verbrechen verwickelt, doch dabei mit jeder Folge mehr zu Sympathieträgern.
Das Erzähltempo und viele wie aus der Zeit gefallene Kulissen machen Spaß, dazu ironische Popsongs und skurrile Nebenfiguren. Besonders aber die Dynamik zwischen Alyssa (ungeduldig, dauer-genervt, unangepasst) und Trottel James. Drei Stunden Gauner- und Roadtrip-Dramedy, als würden Charlie Brown und eine vorlaute Lucy "Thelma & Louise" nachspielen. Staffel eins verläuft zwar angepasster, doch viel schwungvoll-sonniger als befürchtet. Sehenswert!

Schmutzige Thriller-Tricks und schlechtes Timing

Doch wozu Staffel zwei? Alyssa schmiss die Schule, lebt bei ihrer Tante im dunklen, nebligen Nadelwald und arbeitet in einem Diner. Am Wochenende ihrer Hochzeit taucht eine Fremde auf: Bonnie. Folge eins der zweiten Staffel erzählt Bonnies verstörende Vorgeschichte, irritierend humorfrei: fast ein Kurzfilm über sexuelle Gewalt, Machtmissbrauch, Klassismus und Männer, die Untergebene isolieren, manipulieren.
Ausschnitt aus der Serie "The End of the F***ing World" : Alyssa und James stehen vor einem brennenden Auto.
Kein Roadtrip mehr, kein Joyride: die zweite Staffel der Netflix-Serie "The End of the F***ing World". © Netflix
Der Rest der zweiten Staffel aber braucht jeden schmutzigen Thriller-Trick, um überhaupt eine Handlung in Gang zu halten: fehlende Handys, Zufallsbegegnungen, schlechtes Timing und eine Pistole, aus der sich im falschen Moment ein Schuss löst. Eine Farce: müde, bemüht, freudlos, verbissen.
Autorin Charlie Covell zeigt zwei Frauenfiguren, intensiv gespielt von Jessica Barden und Naomi Ackie, die sich viel zu sagen hätten. Die vielen Missverständnisse, Peinlichkeiten, das nervöse Schweigen und die immer gleichen Songs, Gedankenfetzen, Rückblenden waren in Staffel eins noch Stilmittel. 2019 sind sie Marotten, Wassertreten. Kein Roadtrip mehr, kein Joyride - sondern ein Motor, der im Leerlauf heult.

"The End of the F***ing World", Staffel zwei
Acht Episoden, je circa 25 Minuten
Drehbuch: Charlie Covell

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