"The Circle" von Dave Eggers als Oper

Leben in totaler Transparenz

06:13 Minuten
Szenenausschnit der Oper "The Circle" von Ludger Vollmer nach einem Roman von Dave Eggers am DNT Weimar, bei dem man seitlich vier kleine Schreibtische hintereinander sieht, an denen vier Frauen vor Computern sitzen. Im Hintergrund schaut aus einem großen, runden Loch in einer schwarzen Wand eine Gruppe von Menschen - über ihnen leuchtet eine übergroße weiße Iris, die das Loch an ein Auge erinnern lässt.
Ludger Vollmers Oper "The Circle" über totale Überwachung schwankt zwischen Musical und konservativer Opernkomposition, meint Kritiker Uwe Friedrich. © Candy Welz (Fotograf - copyright)
Uwe Friedrich im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 04.05.2019
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In seinem Besteller "The Circle" malt Dave Eggers eine düstere Zukunft in einer digitalen Welt, in der alles überwacht wird. Der Erfolgskomponist Ludger Vollmer hat den Text zu einer Oper verarbeitet – die jedoch sehr konservativ geraten ist.
Mit "Mitteln des Musicals" habe Komponist Ludger Vollmer die dystopische Geschichte aus dem Roman "The Circle" von Dave Eggers am Nationaltheater Weimar umgesetzt, erklärt "Fazit"-Kritiker Uwe Friedrich. "Also zur Staatskapelle, zum klassischen Symphonieorchester kommt dann noch ein Drumset und eine Menge Schlagzeug und Vollmer zitiert gelegentlich Signaltöne aus der digitalen Welt, die man auf dem Handy oder auf dem Computer hat."

Abgegriffene musikalische Mittel

Das sei "zum Teil sehr witzig". Aber für die Aufführungsdauer von drei Stunden seien das doch "recht abgegriffene musikalische Mittel". "Sehr konservativ" – lautet Friedrichs Urteil über Vollmers Komposition.

Regie, Dirigent und Sänger überzeugen

Weitaus mehr überzeugt habe die Regisseurin Andrea Moses. Ihre Inszenierung habe sie "sehr virtuos, sehr handwerklich sauber auf die Bühne gebracht" mit Videoprojektionen und unter Einbeziehung des Zuschauerraums als Bühne.
Auch Dirigent Kirill Karabits, der die Staatskapelle "sehr gut im Griff hatte", habe begeistert. So wie die Sänger in der musikalischen Umsetzung sehr gut gewesen seien. "Meine Vorbehalte sind tatsächlich gegenüber dieser Musik", so Friedrich. Böse gesagt, sei sie "eine wunderbare Umsetzung dieses geschwätzigen Romans".
(kpa)
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