The Chicks: "Gaslighter"

Das Trio mit dem progressiven Country ist zurück

05:39 Minuten
Eine Frau mit Gitarre, gestreiftem Shirt und blauem Blazer steh mit ausgebreiteten Armen am Mikrofon auf einer Bühne.
Mal wütende Stampfer, mal giftige Ballade: Die Band "The Chicks" wurden wegen ihrer Kritik am Irak-Krieg von vielen US-Radiosendern nicht gespielt. © imago images / ZUMA Press / QMI Agency / Edmonton Sun / Tom Braid
Fabian Wolff im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Sie sind zurück: Nun ohne Dixie und nur noch als "The Chicks" haben die drei Musikerinnen ihr neues Album "Gaslighter" vorgelegt. Dabei geht es um starke Frauen und die Krise der Männlichkeit. Und auch sonst hat die Band jede Menge zu sagen.
Die "Dixie Chicks" waren eine dreiköpfige Country-Band aus Texas. Während der Amtszeit von US-Präsident Bush brachte die Band fast die gesamte Country-Szene gegen sich auf, weil die Musikerinnen den Irak-Krieg offen kritisierten.

In der äußerst patriotischen und rechten Country-Szene war das ein riesiges Vergehen. Die "Dixie Chicks" wurden nicht mehr im Radio gespielt, Sponsoren sprangen ab, ihre CDs wurden mit Bulldozern zerstört.

Emotionale Manipulation als Thema

Jetzt sind die Country-Musikerinnen unter dem neuen Namen "The Chicks" wieder da. Ihr neues Album heißt "Gaslighter". Auf dem rechnen sie mit der Krise der Männlichkeit ab.

"Gaslighting" bedeutet, jemanden emotional so zu manipulieren, dass sie oder er am eigenen Verstand zweifelt. Auf dem Album ist es ein Ex, dem das vorgeworfen wird.
In vielen Songs geht es um männliche Verfehlungen - mal als wütender Stampfer, mal als giftige Ballade. In anderen geht es um weibliche Autonomie oder das eigene Liebesbedürfnis. Die Musik der "Chicks" ist immer noch sehr eingängig und trotz der Wut fast gefällig mit schönen Harmonien.

Reaktion auf Black Lives Matter


"The Chicks" haben ihren Namen als Reaktion auf die Black Lives Matter-Bewegung geändert. Denn "Dixie" steht als Begriff für eine kompliziert nostalgische Verklärung der Südstaaten und ihrer "Kultur". Dazu gehört auch ein wenigstens verharmlosender Umgang mit Sklaverei.

Statements zu Rassismus gibt es auf dem neuen Album nicht, aber über Waffengewalt. "The Chicks" erklären sich solidarisch mit Emma Gonzalez, die als Überlebende eines Amoklaufs an einer Schule die Waffengesetze verschärfen will. Der Titel "Gaslighter" kann auch ein Verweis auf Trump sein, der von seinen Gegnern oft sogenannt wird.
Das sind alles Töne, die für Country eher ungewöhnlich erscheinen. Das Genre ist immer noch konservativ, aber es hat sich viel getan, auch dank der Pionierarbeit von "The Chicks". So veröffentlichten im vergangenen Jahr die "Highwomen", eine Supergroup aus vier weiblichen Country-Stars, darunter Brandi Carlile und Amanda Shires, ein Album, das sich ebenfalls mit verschiedenen Formen von weiblicher Identität beschäftigt.

Der alte Sound ist noch erkennbar

Die "Chicks" haben erklärt, dass sie sich dem Country-Genre eigentlich nicht mehr zugehörig fühlen. Deswegen ist das Album auch von Pop-Experte Jack Antonoff produziert worden, der schon Taylor Swift zum Genrewechsel verholfen hatte.
Trotzdem ist das Album noch eindeutig im alten "Chicks"-Sound verwurzelt. Auch wenn es nicht die große Bombe ist, die viele Fans erwartet haben.
(huc)
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