Teurer Wohnen

Von Norbert Steiche |
Arsen, Blei oder Cadmium. Giftige Schwermetalle wie diese schlummern seit vielen Jahrzehnten unter einem Wohngebiet in Schonungen bei Schweinfurt in Nordbayern. Hier wurden bis vor 76 Jahren Farben produziert. Nach der Fabrikschließung entstand rund um das Gelände ein Wohngebiet. Heute ist das elf Hektar große Areal das größte Altlastengebiet in Bayern.
Vor knapp sechs Jahren hatten die betroffenen 220 Menschen hier erfahren, dass unter ihren Häusern und Gärten Schwermetalle in so hohen Dosen schlummern, dass teilweise zulässige Richtwerte um das 3000-fache überschritten werden. Die Unsicherheit über eine drohende Kostenübernahme macht die Hauseigentümer mürbe, denn nach dem Bundesbodenschutzgesetz könnten sie bis zu dem Wert mit zur Kasse gebeten werden, den ihr Haus- und Grundstück nach einer Sanierung einmal haben wird. Für viele wäre das der finanzielle Ruin.

Verträumt plätschert das Bächlein Steinach durch das Schonunger Wohngebiet. Auf den ersten Blick ein Idyll zwischen Gärten und liebevoll hergerichteten oder neu gebauten Häusern. Aber der Schein trügt. Unter der Erde tickt eine Zeitbombe. Der Boden ist mit Schwermetallen wie Arsen, Blei oder Cadmium von der ehemaligen Farbenfabrik "Wilhelm Sattler" verseucht. In einzelnen Fällen bis zum 3000-fachen Wert von zulässigen Richtwerten. Hier wurde zwischen 1814 und 1930 unter anderem das weltbekannte "Schweinfurter Grün" produziert. Eine hochgiftige Farbe, die unter anderem als Korrsionsschutz für große Seeschiffe genutzt wurde.

Dass hier bis vor 76 Jahren die Farbenfabrik Sattler stand, das wussten viele Schonunger. Schließlich erinnert unter anderem eine Straße mit dem Namen des Firmengründers mitten im Altlastengebiet daran. Das die Schwermetallreste aber in solch hohen Konzentrationen in der Erde schlummern, damit hat niemand gerechnet

"Meine Eltern haben zwar immer vom ‚Schweinfurter Grün’ gesprochen, aber nie, dass das so gefährlich sein soll. Da hoffen wir nun, dass wir nicht so belastet sind, aber man weiß es nicht."

"Ich habe 25 Jahre da draußen gewohnt, da waren die Straßen noch nicht geteert, da haben wir auch im Erdreich gebuddelt, und jede Menge ‚Schweinfurter Grün’ gefunden und uns keine Gedanken darüber gemacht. Und was haben wir damit gemacht: Die Wände voll gemalt und alles möglich…"

Vor knapp sechs Jahren, im Herbst 2000, informiert das Landratsamt Schweinfurt über die hohen Schwermetall-Konzentrationen im Boden. Die 220 betroffenen Menschen reagieren verunsichert. Dagmar Rottmann beispielsweise lebt innerhalb des ausgewiesenen Problemgebiets. Wie tief die giftigen Stoffe im Boden schlummern, das weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand

"Man ist erschüttert. Erschüttert ist man einfach darüber, weil man einfach nicht weiß, wie es jetzt weitergeht und sollte es belastet sein, dann fange ich quasi wieder von vorne an. Dann fange ich mit dem Bezahlen von vorne an. Und von der Gesundheit wollen wir mal gar nicht reden. Man geht da her und tut sich einen Brunnen bohren und denkt, man tut sich Gemüse selbst anpflanzen, zieht seine Kinder groß und denkt, da ja, wenn sie klein sind, gibt man ihnen das eigene Gemüse, da weiß man was man drauf tut, und im Endeffekt muss ich jetzt nach sieben Jahren vielleicht erfahren, dass sich vielleicht noch schlechter gehandelt habe, als wenn ich zum Markt gegangen wäre und hätte irgendwo Gemüse gekauft."

"Wir haben vor vier Jahren von der Gemeinde ein Grundstück gekauft, wir haben unser Firmengebäude da darauf, unsere Existenz."

Das Gesundheitsamt Schweinfurt veranlasst sofort ein so genanntes Human-Biomonitoring. Die Menschen, die innerhalb der bekannten Altlastflächen leben, können ihren Urin auf Rückstände von Arsen, Blei oder Cadmium untersuchen lassen. Das Ergebnis könnte die Menschen zunächst beruhigen. Krank geworden ist danach niemand. Zweifel kommen aber dennoch auf

"Man weiß ja nicht, was zukünftig ist, selbst wenn man nur in geringen Maßen belastet worden ist… Was ist in 20 Jahren? Wird eines meiner Kinder krank? Das kann mir doch keiner mehr geben."

"Wir möchten möglichst schnell eine Analyse über das Wasser erreichen, um sicher zu gehen, dass wir keine Angst mehr haben müssen."

Das Gesundheitsamt warnt weiterhin: Kinder sollen nicht auf dem verseuchten Grund spielen. Brunnenwasser soll zum Gießen nicht verwendet werden, solange die einzelnen Brunnen nicht untersucht worden sind. Skurrile Szenen spielen sich ab. Eine Mutter

"Meine Kleine ist drei. Ich kann nicht immer dahinter sein und sagen: Jetzt hast Du das Gras angelangt, oder da hat sie Gras im Mund oder irgendwas…. Auch wie die Bohrungen waren, laufen die vermummt mit Mundschutz, mit Kopfbedeckung und du sitzt auf der Terrasse mit T-Shirt und kurzer Hose und jeder sagt: Die Schaukel, die müsste dahin gestellt werden. Dieses Eck ist mehr belastet. Jetzt haben wir einen Garten, sind in der glücklichen Lage und haben einen Garten und sollen nicht darin spielen dürfen, also…"

Über ihr Trinkwasser müssen sich die Schonunger keine Gedanken machen. Das wird über Fernwasserleitungen nach Schonungen geführt. Oliver Hahn, Jurist beim Landratsamt Schweinfurt, informiert nun die Menschen, wie eine mögliche Sanierung ihrer verseuchten Grundstücke aussehen könnte

"Das kann natürlich im Einzelfall auch bedeuten, gerade bei Schwermetallbelastungen, dass es zu einem Bodenaustausch kommen muss. Sollte es im schlimmsten Fall, den wir natürlich alle uns nicht wünschen, dass ein Gebäude selbst auch belastet sein sollte, dann kann im Extremfall dazu kommen, dass das Gebäude abgetragen werden muss."

Nun beginnt für die Menschen in dem Altlastengebiet die Zeit des Wartens und Bangens. Über Wochen und Monate erfahren die Betroffenen in Schonungen nicht, wie groß der Grad der Schwermetall-Belastung in ihren Grundstücken und unter ihren Häusern ist. Aus den Wochen und Monaten werden Jahre. Nach entsprechenden Bohrungen und Sanierungsstudien gibt es endlich eine so genannte Sanierungsvariantenstudie. Im Genick sitzt den Menschen immer das Bundesbodenschutzgesetzt. Das besagt, dass die betroffenen Immobilienbesitzer bei der Sanierung ihrer Grundstücke bis zu dem Wert beteiligt werden können, den ihre Grundstücke und Häuser nach der Sanierung haben werden. Für viele wäre das der finanzielle Ruin.

In dem Gebiet leben viele ältere Menschen, für die ihr Häuschen ein Teil ihrer Altersvorsorge sein sollte. Mit ihren Renten können sie keine großen Rücklagen bilden. Obwohl sie die Altlast nicht verursacht haben, sollen sie die mögliche Sanierung ihrer Grundstücke mit bezahlen. Dafür haben die Menschen kein Verständnis. Die Menschen hoffen nun auf die Unterstützung des Staates. Landes- und Bundespolitiker, Abgeordnete und Minister werden eingeladen, sich die Situation vor Ort anzusehen und den Menschen zu helfen. Eine griffige Aussage aber hat lange Zeit keiner der Politiker im Gepäck. Die Unsicherheit über die finanzielle Beteiligung der einzelnen bringt in den vergangenen sechs Jahren viele an den Rand er Verzweiflung…

"… wobei die Wut langsam Überhand nimmt. Bloß man kann ja nichts tun, man kann ja nichts tun, das ist es ja. (Sie) Versuchen zu beruhigen, hinzuhalten, die Leute für blöd zu verkaufen, es wird sich nichts tun."

"Wir haben lange schlaflose Nächte. Wir sind am Ende und wenn das nicht bald mal anders wird, dann gehen wir nicht wegen der Altlast zu Grunde, sondern wegen der Psyche."

"Die Gefahr ist ja so nicht greifbar wie bei einem Hochwasser zum Beispiel. Wenn wirklich die Keller und die Häuser voll laufen, dann auch die Politiker sich sehen lassen, um den Leuten zu helfen, aber uns geht's genau: Seit sechs Jahren steht uns auch das Wasser Oberkante Unterlippe, aber man sieht es nicht, es ist nicht greifbar. Man wird (es) erst sehen, wenn die Bagger und die Radlader anrollen, Gärten platt machen, Sträucher, Bäume, wenn hier die ganze Siedlung kahl wird, und unter Umständen sogar Häuser niedergerissen werden, dann wird man erst sehen, was hier eigentlich abgeht und wie schlimm es die Leute trifft."

Ungefähr im vierteljährlichen Rhythmus kommen Politiker aller Parteien nach Schonungen. Die Betroffenen, die anfänglich in großer Zahl am Beginn des Altlastengebiets mit Protest- und Bitttransparenten stehen, werden mit jedem Besuch weniger. Die Hoffnung der Menschen auf finanzielle Hilfe sinkt. Ein junger Vater und Hausbesitzer fasst seine Gefühle zusammen:

"Ich glaub schon bald an gar nichts mehr, dass da irgendwas im Positiven rauskommt. Das heißt: Irgendwann werden sie uns den Wisch vom Landratsamt hinlegen und sagen: Zahlen. Also, mein Haus speziell ist eines von den dreien, das nach dieser Variantenstudie möglicherweise abgerissen werden soll. Man hat mir bis zum heutigen Tag noch nicht gesagt, was danach kommt. Also ich stehe jetzt im Moment vor einem riesigen großen Fragezeichen und weiß überhaupt nicht mehr, was ich machen soll. Wohin, ich meine, ich habe drei Kinder im Haus wohnen, bin alleine berufstätig, habe mir das mühsam alleine aufgebaut, auch für die Zukunft, fürs Rentendasein, dass da was da ist und mit einem Schlag wird alles zunichte gemacht. Also, ich finde es vom Staat eine fürchterliche Sauerei."

Die Menschen fühlen sich auch vom bayerischen Ministerpräsidenten im Stich gelassen. Bei einer Tagung der Jungen Union in Schweinfurt im vorletzten Jahre bitten die betroffenen Schonunger Edmund Stoiber um einen Besuch im Altlastengebiet. Der Termin wird abgesagt. Nun wollen rund 100 Schonunger Edmund Stoiber vor dem Tagungsgebäude in Schweinfurt auf ihr Problem aufmerksam machen. Mit ihren Protesttransparenten und Spruchbändern warten sie allerdings vergeblich. Stoiber nimmt den Weg über die Tiefgarage und gelangt so innerhalb des Gebäudes zur Tagung. Die Schonunger sind fassungslos. Stoibers Staatskanzlerchef Eberhard Sinner ist neben Umweltminister Werner Schnappauf letztendlich der höchste Politiker auf Landesebene, der das Altlastengebiet besucht. An ihn klammern sich nun alle Hoffnungen. Theo Kohmann, der Sprecher der Altlastbetroffenen:

"Es ist wirklich himmelschreiend, wir kommen so nicht mehr weiter, wenn ständig neue Hürden aufgebaut werden. Noch im November wurde gesagt, wir tun jetzt unabhängig von den Sanierungskosten reden, was euch dann trifft an Verantwortung, an finanzieller Verantwortung. Wir müssen erst mal wissen, was es kostet. Die Zukunft ist hier verbaut. Herr Minister, ich bitte Sie, versuchen Sie nochmal deutlich zu machen, dass es jetzt schnell gehen muss."

Auf einem der Papptransparente steht: "Altlast ist gleich Sozialhilfe". Eberhard Sinner geht auf den Schonunger zu:

"Ich hätte jetzt einen dicken Stift genommen, ja, ich habe leider keinen so dicken Stift, dass diese Gleichung nicht stimmt. Das ist das Ergebnis auch: Altlast bedeutet nicht Sozialhilfe, sondern das bedeutet, dass der Freistaat hier echt helfen wird, dass genau diese Folge nicht eintritt. Wichtig ist, dass sich der Ministerpräsident ganz eindeutig hier in Richtung Eigentümer eingesetzt hat, sehr deutlich gemacht hat: Schonungen ist ein Sonderfall und wir wollen Lösungen und wollen nicht ewig dieses Thema weiterdiskutieren."

Die Menschen in Schonungen sind mit diesen pauschalen Aussagen nicht zufrieden. Sie wollen nach jahrelanger Unsicherheit wissen, welche finanziellen Belastungen bei einer Sanierung auf sie zukommen. Eine konkrete Zahl erfahren die Menschen im Altlastgebiet jedoch nicht. Uwe Hand wohnt mit seiner Familie direkt am Bach im Altlastengebiet:

"Richtig bayerisch gesagt: Ich fühle mich total verarscht. Jeder Politiker, der bis jetzt hierher gekommen ist, ob das ein Bundespolitiker oder ein Landespolitiker, ob das ein Kommunalpolitiker war, völlig egal. Alle haben gesagt: Das kann so nicht sein, dass das Gesetz solche Auswirkungen hat, dass jemand so gestraft wird. Jeder hat uns versprochen: In nächstmöglicher, kürzester Zeit wird es geändert. Es sind jetzt sechs Jahre vergangen, seit sechs Jahren warten wir auf Antwort und ich vermute, dass wir noch viele Jahre warten, bis wirklich was kommt. Die meiste Zeit versucht man wirklich es einfach zu verdrängen und nicht daran zu denken. Einfach weiterleben, wie bisher, aber egal was man anfängt, wo man hinschaut, ob das eine Treppe zu streichen wäre, ob das Tapezieren wäre, ich müsste mein Haus außen verputzen, ich müsste an meiner Terrasse, an der Gartenanlage noch was machen, aber: Man macht nichts mehr, weil jeder Cent, den man ins Haus steckt, steigert zwangsläufig den Wert des Hauses und die Kosten, die ich selber tragen muss."

"Tut man auch berücksichtigen, was die Bürger bereits verloren haben und nie mehr kriegen. Im Bereich von 10, 20… bis zu 40.000 Euro. Bleiben wir darauf sitzen? Ich find es unfair, wie man mit uns verfährt. Noch mal Geld zu verlangen, um das Grundstück zu sanieren, wo man genau weiß: Das Grundstück wird danach nie wieder den Wert bekommen, den es vormals einmal hatte. Die Bürger sind hier wirklich abgestraft genug."

Minister: "Ich weiß…"

"Die Bürger sind hier wirklich abgestraft genug und den Wertverlust, den sie haben. Dann unter Umständen diese Großbaustelle über mehrere Jahre und dann dafür noch bezahlen müssen…? Also, das ist schon verrückt, das ist schon verrückt."

"Entweder man ist unschuldig oder man ist nicht unschuldig."

Minister: "Ich will das nicht vertiefen…"

"Aber das brennt den Menschen unter den Nägeln, diese Fragen, dass man dafür noch abgestraft wird, dass man auf den Altlasten sitzt, hat einen herben Verlust hinnehmen müssen, bekommt nichts mehr für die Häuser, wird auch nicht mehr den Wert kriegen, den es mal vorher hatte, auch nach der Sanierung nicht…"

Minister: "Sie werden mit einem gewissen Betrag dabei sein, aber der wird Sie auf keinen Fall überfordern."

Am Ende des Besuches meint Schonungens Bürgermeister Kilian Hartmann:

"Wir vertrauen auf die Aussagen, die Sie heute gemacht haben, denn eines ist klar: An den Taten werden sie gemessen, nicht an den Worten."

Minister: "Das ist völlig klar und die werden auch folgen die Taten."

Der Minister fährt. Die Schonunger bleiben zum Teil ratlos zurück. Ihr Straßenschild mit der Aufschrift "Sattlerstraße" haben sie mit einem Aufdruck "Arsenallee" überklebt.

"Schöne Worte, schauen wir mal, was dabei rauskommt.
Es ist ein Lichtblick, aber bis wann sich das eingrenzen lässt, das ist schon zermürbend."

Seit sechs Jahren warten die Menschen auf eine Lösung. Und erwachsene Kinder von Menschen im Altlastgebiet stehen vor einem weiteren Problem. Sie wissen nicht, ob sie das Haus ihrer Eltern überschrieben bekommen wollen. Denn in diesem Fall wüssten sie von der Altlast und müssten - weil sie dann keine gutgläubigen Zustandsstörer mehr wären, wie im Juristendeutsch heißt - im vollen Umfang bei einer Bodensanierung haften. Silvia Richter Brand ist eine der potentiellen Erben:

"Katastrophe, wir haben das ganze Haus umgebaut, bevor das alles aufkam und nun hat es null Wert. Und erben dürfen wir es nicht, sonst sind wir ja böswillig. Das Erbe auszuschlagen ist schon eine grundlegende Überlegung. Das tut weh, tut weh."

"Die Leute sind am Ende."

Sagt Schonungens Bürgermeister Kilian Hartmann.

"Die Leute sind am Ende, wenn Sie dort sehen, wie natürlich auch manche Anwesen jetzt fast schon zusammenfallen. Sie kriegen ja keinen Kredit, Sie kriegen ja keinen gar nichts und das kann doch wohl nicht wahr sei, und das ist das, was ich vorwerfen muss."

Theo Kohmann, der Sprecher der rund 220 betroffenen Menschen im Altlastengebiet Schonungen, sieht nicht ein, dass sich die Haus- und Grundstücksbesitzer an der Entsorgung der 600 Tonnen Schwermetalle finanziell beteiligen sollen. Kohmann ist der Ansicht, dass der Staat die gesamten Sanierungskosten tragen muss.

"Der Staat hat übrigens die Sache immer mit verantwortet. Der Staat hat mitverantwortet, dass das irgendwann mal ein Wohngebiet wird. Der Staat hat mitverantwortet, dass die Firma Sattler nicht aufgefordert wurde, die Schäden, die sie durch die Fabrikation verursacht hat zu beseitigen in dieser Zeit. Es war bekannt, dass Arsen giftig ist. Es war bekannt, wie giftig die Schwermetalle sind. Und trotzdem hat der Staat weggeschaut. Und jetzt schaut er auf die zufälligen Eigentümer dieser Grundstücke und sagt: Ihr sollt haften. Das ist absurd. Da machen wir nicht mit."

Vor wenigen Wochen hat die bayerische Staatsregierung den 220 Menschen im Altlastengebiet Schonungen ein Beteiligungsangebot unterbreitet: 13,33 Euro. Das ist der Betrag, den die privaten Grundstückseigentümer im Altlastengebiet Schonungen pro Quadratmeter ihrer Fläche zu den insgesamt 33 Millionen Euro teuren Sanierungskosten beisteuern sollen. Beim kleinsten, einem 200 Quadratmetergrundstück, wären das rund 3100 Euro, bei einem 1000 Quadratmetergrundstück rund 14.000 Euro. Die Staatskanzlei bietet den Betroffenen Ratenzahlungen oder auch Stundungen an. Da rechnet Dagmar Rottmann, eine der Hausbesitzer im Wohngebiet, doch schon mal ihre Kosten aus, ob mit oder ohne Ratenzahlung.

"Unser Grundstück hat 500 Quadratmeter, also wir würden bei 6555 Euro liegen…, da würde ich sagen, 6554 Euro zu viel. Ich zahle eine symbolischen Euro und da sehe ich nicht ein, dass ich noch so einen riesigen Betrag bezahlen soll für etwas, was ich nicht verbockt habe."