Teufelszeug oder Lebensretter

Von Annette Bräunlein · 19.09.2006
Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) galt als todsichere Chemikalie gegen Insekten. Wegen seiner Spätfolgen wurde es in den 70ern verboten. Als "Teufelszeug" qualifiziert, steht das Pestizid auf einem Index weltweit geächteter Chemikalien. Nun könnte es im Kampf gegen Malaria wieder stärker eingesetzt werden.
DDT ist der Inbegriff für Umweltsünde schlechthin. Ende des 19. Jahrhunderts erstmals hergestellt, entdeckte man 1939, dass die Chemikalie Insekten tötet. In den 50er und 60er Jahren galt DDT als Wundermittel gegen alle möglichen Schädlinge in der Landwirtschaft. Flächendeckend wurde es aus Flugzeugen auf Felder gesprüht. Außerdem entdeckte man, dass DDT auch die Überträgermücke von Malaria, die Anopheles-Mücke, vernichtet. Innerhalb von zehn Jahren waren Europa und Nordamerika malariafrei.

Doch schon bald zeigten sich die negativen Folgen dieses exzessiven DDT-Einsatzes: auch nützliche Insekten starben massenweise. Das langlebige Gift lagerte sich im Fettgewebe von Tieren ab. Auch ging die Zahl der Vögel zurück. Die Schalen der Vogeleier waren zu dünn und zerbrachen beim Brüten.

Beim Menschen, am Ende der Nahrungskette, reicherte sich das langlebige Gift in Leber, Nervensystem und Fettgewebe an. Ein erhöhtes Krebsrisiko, Hormonstörungen und eine verminderte Intelligenz bei Kindern werden vermutet. Letztlich bewiesen werde konnte dieser Verdacht allerdings nicht.

In den 70er Jahren verbot Deutschland, wie die meisten Industrieländer, Anwendung und Herstellung von DDT. Als "Teufelszeug" qualifiziert, wurde es zur verrufensten Chemikalie in der Geschichte. Seit 2001 gehört das Pestizid zum so genannten "Dreckigen Dutzend", einer Liste weltweit geächteter Chemikalien.

Nur gegen Krankheitsüberträger wie die Malariamücke darf es unter Auflagen noch eingesetzt werden. Doch wegen des umfassenden Produktionsverbotes ist das Pestizid schwierig zu bekommen. Nur mehr fünf afrikanische Staaten bekennen sich heute zum Einsatz von DDT. Doch es mehren sich die Forderungen, angesichts Millionen Malariatoter, Nutzen und Schaden von DDT verantwortlicher zu bewerten und das Mittel wieder stärker zur Malaria-Prävention einzusetzen.

Das Gespräch zum Thema mit Oliver Reiser, Professor für organische Chemie an Uni Regensburg, können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.