"Teller statt Tank"-Vorstoß greift zu kurz

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) muss sich vorhalten lassen, dass er erst einmal auf die Abneigung der Deutschen gegenüber dem Biosprit zielt. Dass er die Diskussion angestoßen hat, ist dennoch richtig: Sie muss beantworten, ob am Ende beides möglich sein kann - Teller <em>und</em> Tank.
"Teller statt Tank" - ein wenig spät, aber gerade noch rechtzeitig hat der Entwicklungsminister dieses Motto für sich entdeckt. Dabei kann Dirk Niebel den Vorwurf nicht wirklich entkräften, dass es sich da um einen populistischen Schnellschuss handelt, abgefeuert aus dem Halfter eines ehemaligen FDP-Generalsekretärs. Denn dass der verstärkte Anbau von Nutzpflanzen einen gehörigen Anteil daran hat, dass die Lebensmittelpreise steigen und Nahrung für die Ärmsten der Armen unbezahlbar wird, das ist seit langem bekannt.
Niebel muss sich daher vorhalten lassen, dass er erst einmal auf die Abneigung der Deutschen gegenüber dem Biosprit zielt. Nach wie vor verschmähen viele Autofahrer trotz des günstigeren Preises den E10-Kraftstoff. Der liberale Ruf nach dem Aus für Bio-Benzin macht sich da gut, da ist es einerlei, dass die vielen E10-Skeptiker nicht die Sorge um hungernde Kinder in Afrika treibt, sondern allein die um ihr liebstes Baby, den Motor des geliebten Autos.
Dass Niebel die Diskussion angestoßen hat, ist dennoch richtig und wichtig: Sie muss zu Antworten auf die Frage führen, ob am Ende beides möglich sein kann - Teller und Tank. Bauernpräsident Joachim Rukwied ist beim Wort zu nehmen, wenn er behauptet, das eine schließe das andere nicht aus. Nach seinen Worten werden derzeit knapp 18 Prozent der Ackerfläche in Deutschland benötigt, um Biodiesel oder Bioethanol zu produzieren, deshalb - darauf verweist er zu Recht - werden aber nicht ebensoviel Prozent der Anbaufläche der menschlichen Ernährung entzogen.
Immerhin ein Drittel des Getreides, das für die Bioethanol-Herstellung gebraucht wird, kann noch zu Viehfutter verarbeitet werden. Das wiederum kann dazu beitragen, dass weniger Soja aus Südamerika importiert wird - zur Verfütterung an Tiere. Die Massentierhaltung mit der großen Futternachfrage ist es, die vor allem dafür verantwortlich ist, dass auf den Weltmärkten die Lebensmittelpreise steigen.
Hier anzusetzen, das hierzulande viel zu billige Fleisch zu verteuern, könnte viel effektiver sein als das Aus für den Bio-Treibstoff voranzutreiben. Wenn allerdings der Anteil der Fläche, die für die reine Futtermittelproduktion benötigt wird, auf indirektem Wege auch über die Biosprit-Beimischung reduziert werden kann, dann erübrigt sich das E10-Verbot ohnehin. Voraussetzung ist allerdings, dass kontrolliert werden kann, inwieweit eine nachhaltige Produktion der Bioethanol-Gewinnung zugrunde liegt.
Der Vorstoß des Entwicklungsministers greift aber auch in anderer Hinsicht zu kurz: Auch dem herkömmlichen Super wird Bioethanol beigemischt, maximal fünf Prozent. Da dieses E5 prozentual viel mehr getankt wird, dürfte der negative Effekt dieser Spritsorte auf die Lebensmittel-Preisentwicklung ungleich größer sein. Müsste die Politik dann nicht konsequenterweise über ein generelles Bioethanol-Verbot nachdenken, zumal die Ökobilanz des Biosprits beileibe nicht so berauschend ist, wie das einmal erhofft worden war?
Daran wird aus vielerlei Gründen weiter nicht gedacht werden: Angesichts steigender Rohölpreise geht und ging es in erster Linie darum, die Abhängigkeit von dieser Quelle zu verringern. Ein Stopp des Bio-Kraftstoffes würde aber schnell zu noch höheren Preisen an den Zapfsäulen führen, einfach weil der Bioethanol-Anteil durch normales Rohöl ersetzt werden müsste, also die Nachfrage sprunghaft ansteigen würde.
Der Ruf nach dem E10-Verbot greift also viel zu kurz, sinnvoller wäre es wohl, die Industrie über steuerliche Anreize zu zwingen, noch weitaus sparsamere Motoren zu entwickeln. Und eine Mehrheit der deutschen Autofahrer muss wohl über die Kosten dazu gebracht werden, endlich auf schwere, PS-starke Benzinschleudern zu verzichten. Damit könnte der Lebensmittel-Preisentwicklung und den Menschen in den Entwicklungsländern vermutlich weitaus besser geholfen werden als durch die aktuelle "Teller statt Tank"-Debatte!
Niebel muss sich daher vorhalten lassen, dass er erst einmal auf die Abneigung der Deutschen gegenüber dem Biosprit zielt. Nach wie vor verschmähen viele Autofahrer trotz des günstigeren Preises den E10-Kraftstoff. Der liberale Ruf nach dem Aus für Bio-Benzin macht sich da gut, da ist es einerlei, dass die vielen E10-Skeptiker nicht die Sorge um hungernde Kinder in Afrika treibt, sondern allein die um ihr liebstes Baby, den Motor des geliebten Autos.
Dass Niebel die Diskussion angestoßen hat, ist dennoch richtig und wichtig: Sie muss zu Antworten auf die Frage führen, ob am Ende beides möglich sein kann - Teller und Tank. Bauernpräsident Joachim Rukwied ist beim Wort zu nehmen, wenn er behauptet, das eine schließe das andere nicht aus. Nach seinen Worten werden derzeit knapp 18 Prozent der Ackerfläche in Deutschland benötigt, um Biodiesel oder Bioethanol zu produzieren, deshalb - darauf verweist er zu Recht - werden aber nicht ebensoviel Prozent der Anbaufläche der menschlichen Ernährung entzogen.
Immerhin ein Drittel des Getreides, das für die Bioethanol-Herstellung gebraucht wird, kann noch zu Viehfutter verarbeitet werden. Das wiederum kann dazu beitragen, dass weniger Soja aus Südamerika importiert wird - zur Verfütterung an Tiere. Die Massentierhaltung mit der großen Futternachfrage ist es, die vor allem dafür verantwortlich ist, dass auf den Weltmärkten die Lebensmittelpreise steigen.
Hier anzusetzen, das hierzulande viel zu billige Fleisch zu verteuern, könnte viel effektiver sein als das Aus für den Bio-Treibstoff voranzutreiben. Wenn allerdings der Anteil der Fläche, die für die reine Futtermittelproduktion benötigt wird, auf indirektem Wege auch über die Biosprit-Beimischung reduziert werden kann, dann erübrigt sich das E10-Verbot ohnehin. Voraussetzung ist allerdings, dass kontrolliert werden kann, inwieweit eine nachhaltige Produktion der Bioethanol-Gewinnung zugrunde liegt.
Der Vorstoß des Entwicklungsministers greift aber auch in anderer Hinsicht zu kurz: Auch dem herkömmlichen Super wird Bioethanol beigemischt, maximal fünf Prozent. Da dieses E5 prozentual viel mehr getankt wird, dürfte der negative Effekt dieser Spritsorte auf die Lebensmittel-Preisentwicklung ungleich größer sein. Müsste die Politik dann nicht konsequenterweise über ein generelles Bioethanol-Verbot nachdenken, zumal die Ökobilanz des Biosprits beileibe nicht so berauschend ist, wie das einmal erhofft worden war?
Daran wird aus vielerlei Gründen weiter nicht gedacht werden: Angesichts steigender Rohölpreise geht und ging es in erster Linie darum, die Abhängigkeit von dieser Quelle zu verringern. Ein Stopp des Bio-Kraftstoffes würde aber schnell zu noch höheren Preisen an den Zapfsäulen führen, einfach weil der Bioethanol-Anteil durch normales Rohöl ersetzt werden müsste, also die Nachfrage sprunghaft ansteigen würde.
Der Ruf nach dem E10-Verbot greift also viel zu kurz, sinnvoller wäre es wohl, die Industrie über steuerliche Anreize zu zwingen, noch weitaus sparsamere Motoren zu entwickeln. Und eine Mehrheit der deutschen Autofahrer muss wohl über die Kosten dazu gebracht werden, endlich auf schwere, PS-starke Benzinschleudern zu verzichten. Damit könnte der Lebensmittel-Preisentwicklung und den Menschen in den Entwicklungsländern vermutlich weitaus besser geholfen werden als durch die aktuelle "Teller statt Tank"-Debatte!