Teleportier mich in das zweite Leben!
"Second life" besteht einfach darin, seinen Avatar etwas tun lassen – wie ein Haus zu bauen, Klamotten zu kaufen oder eine Party zu organisieren. Das Spiel ist so erfolgreich, dass beinah täglich irgendein reales Großunternehmen wie Toyota oder Adidas verkündet, dass es eine Filiale in der virtuellen Welt des mega-angesagten Elektrotop eröffnet.
Das räumliche Universum von "Second Life" ist aus Inseln aufgebaut, auf denen die Avatare Grundstücke erwerben und sich ihren zweiten Lebensraum schaffen: Haus bauen, Klamotten kaufen, eine Party organisieren oder Bücherlesungen: Hauptsache, man kann irgendetwas machen aus seinem Leben, seinem Zweiten Leben.
Der Teilnehmer lädt sich dazu ein 25 Megabyte kleines Programm aus dem Netz, lässt sich registrieren - und spielt los.
Gut. Zunächst musste ich mir also einen Avatar basteln: Vorname Bilbo, Nachname Bolero, dazu wollte ich eigentlich diesen fusselbärtigen modernen Stadthippie, stattdessen kriegte ich diesen blonden Studenten, aber macht nichts: Und jetzt: Teleportier mich in das zweite Leben!
Es werden einem hier ja alle erdenklichen Animationstechnologien zur Verfügung gestellt, aber schaffen - kreieren! - muss man seine private Zweitwelt selbst. Man kann sich natürlich auch alles fertig kaufen.
" Kopierbare Kirschbäume, Kinderkarussell oder kleine Atomwaffen für die persönliche Sicherheit, auch ganze Samuraianlagen oder Wachwölfe... possierliche kleine Guillotinen, aber auch komplette Posen für den Avatar und Animationen für zu Haus. "
Daran verdient man als Bewohner in "Second Life": an Dienstleistungen oder Konstruktionen, die man gegen Lindendollars - so heißt die Währung in "Second Life" - verkauft. Diese Lindendollars kann man übrigens in US-Dollars umtauschen.
Wollten wir uns ansehen, wie die so leben in der Zweitwelt: Und prompt kamen wir - also mein Avatar und ich - auf schnellem Weg mit ein paar Klicks zu einem ziemlich angesagten Treffpunkt für Erwachsene: mit echtem Online-Spielcasino für die virtuellen Zocker, SM-Disco mit echtem DJ und - einem virtuellen Kino mit echten Pornofilmen. Einen Klick später kommen wir zu diesem Haus mit Holz-Glasdach:
" Nette Leute sind immer willkommen! "
Stand da auf Deutsch. Na ja, das hab ich jetzt gemogelt, sprechen können die Stellvertreter-Avatare in "Second Life" noch nicht - aber demnächst.
Gut! Wir also rein. Auf der Wand ein Werbeschild für eine deutsche Biker-Homepage... HALLO! rief ich (beziehungsweise Bilbo Bolero, mein Avatar), IST DA JEMAND? SCHADE! – Bei der Gelegenheit könnten wir ja mal unser Äußeres verbessern, sind wir noch gar nicht zu gekommen: Klick-klick-Haarfarbe-und-Frisur, Kopfform, Taille und Schuhgröße.....
" Hallo Bilbo! .. "
…sagte da plötzlich jemand, …
" schön, dich in meinem Haus zu sehen! "
Und um mich rum scharwenzelte ein langmähniger Biker - kam mir so nahe dabei, dass ich beinahe reale Platzangst bekam.
" Was treibst du so? "
O, ich bringe nur gerade mein Outfit in Ordnung, bin noch nicht so lange hier...
" Würde es dir etwas ausmachen, dein Aussehen nicht in meinem Wohnzimmer zu ändern? "
Ach ja, klar! Wo ist denn dein Bad?
" O Mann! Bilbo, ich muss noch zu meinem Nachbarn, mach einfach die Tür hinter dir zu... "
Tja, da hatten wir den freundlichen Biker wohl frustriert. Aber ich hatten ja auch nicht gewusst, wie ernsthaft "Second Life" betrieben wird - bis hin zu Online-Seminaren und heiß geführten Diskussionen über marxistisch untermauerte Fragen, ob für den "Residenten" dieses "Second Life" nun eher ein Ort sei - oder nur ein Unternehmen.
" In fact, if you want to see Social Darwininism and extreme celebration of capitalism don't look to me…"
Für Unternehmen der realen Welt ist es auf jeden Fall ein neuer Ort: ein neuer Planet beinahe...! Beinahe täglich verkündet irgendein Großunternehmen, dass es eine Filiale in diesem mega-angesagten Elektrotop eröffnet: Toyota, Pontiac und Nissan, adidas und Reebok, demnächst dann auch die "Bild-Zeitung". Inzwischen ziehen Werbeagenturen aus der realen Welt nach "Second Life", der Kommerzialisierung sind scheinbar keine Grenzen gesetzt: Am 1. Dezember ist Endemol mit Big Brother in "Second Life" eingezogen. An so was verdient dann auch die Entwicklerfirma LindenLab: indem sie virtuelle Grundstücke an die Nutzer verkauft.
Noch verdient LindenLab nur daran. Was aber passiert, wenn "Second Life" - wie alle erfolgreichen Web 2.0-Geschwister YouTube oder MySpace - an die Börse geht: verkauft wird - mitsamt den vielen Millionen minutiös dargestellten Nutzerdaten: Darüber wird noch nicht so richtig debattiert in den einschlägigen Internetforen. Vielleicht wird ja auch in "Second Life" die Aufregung über die virtuelle Big Brother Show größer als die reale Existenz-Debatte?
Der Teilnehmer lädt sich dazu ein 25 Megabyte kleines Programm aus dem Netz, lässt sich registrieren - und spielt los.
Gut. Zunächst musste ich mir also einen Avatar basteln: Vorname Bilbo, Nachname Bolero, dazu wollte ich eigentlich diesen fusselbärtigen modernen Stadthippie, stattdessen kriegte ich diesen blonden Studenten, aber macht nichts: Und jetzt: Teleportier mich in das zweite Leben!
Es werden einem hier ja alle erdenklichen Animationstechnologien zur Verfügung gestellt, aber schaffen - kreieren! - muss man seine private Zweitwelt selbst. Man kann sich natürlich auch alles fertig kaufen.
" Kopierbare Kirschbäume, Kinderkarussell oder kleine Atomwaffen für die persönliche Sicherheit, auch ganze Samuraianlagen oder Wachwölfe... possierliche kleine Guillotinen, aber auch komplette Posen für den Avatar und Animationen für zu Haus. "
Daran verdient man als Bewohner in "Second Life": an Dienstleistungen oder Konstruktionen, die man gegen Lindendollars - so heißt die Währung in "Second Life" - verkauft. Diese Lindendollars kann man übrigens in US-Dollars umtauschen.
Wollten wir uns ansehen, wie die so leben in der Zweitwelt: Und prompt kamen wir - also mein Avatar und ich - auf schnellem Weg mit ein paar Klicks zu einem ziemlich angesagten Treffpunkt für Erwachsene: mit echtem Online-Spielcasino für die virtuellen Zocker, SM-Disco mit echtem DJ und - einem virtuellen Kino mit echten Pornofilmen. Einen Klick später kommen wir zu diesem Haus mit Holz-Glasdach:
" Nette Leute sind immer willkommen! "
Stand da auf Deutsch. Na ja, das hab ich jetzt gemogelt, sprechen können die Stellvertreter-Avatare in "Second Life" noch nicht - aber demnächst.
Gut! Wir also rein. Auf der Wand ein Werbeschild für eine deutsche Biker-Homepage... HALLO! rief ich (beziehungsweise Bilbo Bolero, mein Avatar), IST DA JEMAND? SCHADE! – Bei der Gelegenheit könnten wir ja mal unser Äußeres verbessern, sind wir noch gar nicht zu gekommen: Klick-klick-Haarfarbe-und-Frisur, Kopfform, Taille und Schuhgröße.....
" Hallo Bilbo! .. "
…sagte da plötzlich jemand, …
" schön, dich in meinem Haus zu sehen! "
Und um mich rum scharwenzelte ein langmähniger Biker - kam mir so nahe dabei, dass ich beinahe reale Platzangst bekam.
" Was treibst du so? "
O, ich bringe nur gerade mein Outfit in Ordnung, bin noch nicht so lange hier...
" Würde es dir etwas ausmachen, dein Aussehen nicht in meinem Wohnzimmer zu ändern? "
Ach ja, klar! Wo ist denn dein Bad?
" O Mann! Bilbo, ich muss noch zu meinem Nachbarn, mach einfach die Tür hinter dir zu... "
Tja, da hatten wir den freundlichen Biker wohl frustriert. Aber ich hatten ja auch nicht gewusst, wie ernsthaft "Second Life" betrieben wird - bis hin zu Online-Seminaren und heiß geführten Diskussionen über marxistisch untermauerte Fragen, ob für den "Residenten" dieses "Second Life" nun eher ein Ort sei - oder nur ein Unternehmen.
" In fact, if you want to see Social Darwininism and extreme celebration of capitalism don't look to me…"
Für Unternehmen der realen Welt ist es auf jeden Fall ein neuer Ort: ein neuer Planet beinahe...! Beinahe täglich verkündet irgendein Großunternehmen, dass es eine Filiale in diesem mega-angesagten Elektrotop eröffnet: Toyota, Pontiac und Nissan, adidas und Reebok, demnächst dann auch die "Bild-Zeitung". Inzwischen ziehen Werbeagenturen aus der realen Welt nach "Second Life", der Kommerzialisierung sind scheinbar keine Grenzen gesetzt: Am 1. Dezember ist Endemol mit Big Brother in "Second Life" eingezogen. An so was verdient dann auch die Entwicklerfirma LindenLab: indem sie virtuelle Grundstücke an die Nutzer verkauft.
Noch verdient LindenLab nur daran. Was aber passiert, wenn "Second Life" - wie alle erfolgreichen Web 2.0-Geschwister YouTube oder MySpace - an die Börse geht: verkauft wird - mitsamt den vielen Millionen minutiös dargestellten Nutzerdaten: Darüber wird noch nicht so richtig debattiert in den einschlägigen Internetforen. Vielleicht wird ja auch in "Second Life" die Aufregung über die virtuelle Big Brother Show größer als die reale Existenz-Debatte?