Taxifahrer fordern Steuererleichterung

Moderation: Jörg Degenhardt |
Der Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes, Fred Buchholz, hat angesichts steigender Spritpreise eine Befreiung der halben Ökosteuer auf Benzin für Taxifahrer gefordert. Ansonsten müssten die Fahrpreise um bis zu zehn Prozent angehoben werden, sagte Buchholz.
Jörg Degenhardt: Auto- und in den Urlaubfahrer zwischen Flensburg und Zwickau müssen mit weiteren Preissteigerungen beim Sprit rechnen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schließt zwei Euro je Liter Superbenzin nicht aus, wenn der Ölpreis weiter so klettert. Damit einher geht die Gefährdung von Arbeitsplätzen. Im Bereich Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung ebenso wie im Taxigewerbe sind Tausende Stellen bedroht. Eine Entwicklung, die wir so hinnehmen müssen, oder gibt es Alternativen? – Darüber möchte ich sprechen mit Fred Buchholz. Er ist Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes. Guten Morgen. – Wird Taxifahren in der Zukunft zum Luxus, weil Sie die Spritkosten an die Kunden weitergeben müssen?

Fred Buchholz: Guten Morgen Herr Degenhardt. – Nein! Taxifahren wird auch in Zukunft nicht zum Luxus gehören, aber es wird schon teuerer werden.

Degenhardt: Können Sie uns mal ein Beispiel geben, in welchen Größenordnungen sich das dann bewegen würde?

Buchholz: Ich denke mal um die fünf bis zehn Prozent. Sie müssen sich das aber auch so vorstellen: Wir denken uns das nicht heute aus beziehungsweise können nie kurzfristig reagieren auf zum Beispiel diese Ausnahmesituation. Ein Tarifantrag ist ein aufwendiges Prozedere und muss viele, viele Stationen innerhalb der örtlichen Behörden durchlaufen und kann sechs bis zwölf Monate dauern. In Deutschland gibt es 804 Tarifgemeinden, also unterschiedliche Fahrpreise in Taxen. Das Prozedere ist schon sehr, sehr zeitintensiv. Darum ist es dem örtlichen Taxigewerbe nie möglich, kurzfristig auf irgendeine Kostenexplosion zu reagieren.

Degenhardt: Mit einem Autokorso wollen ja heute Berliner Taxifahrer für einen Fahrpreiszuschlag wegen der gestiegenen Spritpreise demonstrieren. Ist das nicht ein Spagat, weil ja höhere Fahrpreise doch die Kunden verschrecken?

Buchholz: Ja, natürlich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Autokorso letztendlich dazu beitragen kann, die Berliner Regierung wachzurütteln.

Degenhardt: Was könnte denn stattdessen in dieser jetzigen Situation für Ihr Gewerbe helfen?

Buchholz: Der rasante Anstieg der Treibstoffkosten in den letzten Monaten hat schon sehr negative Auswirkungen auf das deutsche Taxengewerbe - in einigen Regionen sogar existenzbedrohende. Was durchaus helfen kann ist die Situation, dass wir schon einige Zeit dafür kämpfen, fester Bestandteil des ÖPNV zu werden.

Degenhardt: Was hätten sie davon?

Buchholz: Dann hätten wir eigentlich auch die Ökosteuerbefreiung beziehungsweise zumindest die hälftige, wie es der ÖPNV auch hat. Um einige Prozentpunkte würde uns das etwas bringen.

Degenhardt: Das heißt, man kann schon national reagieren auf die Preissteigerungen auf den Weltrohstoffmärkten, indem man zum Beispiel aus Ihrer Sicht an die Ökosteuer ginge?

Buchholz: Ja, natürlich!

Degenhardt: Nun ist aber das Geld für die Ökosteuer schon anderweitig verplant?

Buchholz: Ja. Das mag wohl so sein. Ich muss aber noch mal darauf zurückkommen: Laut Gesetz verdichten und ergänzen wir in Teilbereichen den ÖPNV und das kann sogar dazu führen, dass es in ländlichen Gebieten aufgrund von Betriebsschließungen keine flächendeckende Versorgung mehr gibt. Da muss die Regierung sich letztendlich mal tiefgehende Gedanken machen, wie sie unter anderem, aber vorwiegend natürlich unser Gewerbe unterstützen und uns helfen kann.

Degenhardt: In welchen Größenordnungen passieren denn dann wirklich Entlassungen, wenn die Bundesregierung nicht reagiert, wie Sie sich das vorstellen?

Buchholz: Sie müssen sich das so vorstellen, Herr Degenhardt: Wir haben 52.000 Taxen und die sind aufgeteilt auf 23.000 Taxenbetriebe. Davon gibt es sehr viele selbstfahrende Einwagen-Unternehmer, aber eben auch zahlreiche Mehrwagen-Unternehmerbetriebe. Diese Mehrwagen-Unternehmerbetriebe können in einigen Regionen sich verkleinern beziehungsweise, wenn es ganz dramatisch wird, auch ihre Genehmigung zurückgeben. Das führt letztendlich dazu, dass vorrangig natürlich erst mal die Aushilfskräfte ohne Job dastehen könnten.

Degenhardt: Haben Sie denn das Gefühl, Herr Buchholz, dass zum Beispiel in der Bundesregierung Ihre Sorgen erkannt und ernst genommen werden?

Buchholz: Na ja, ernst genommen? – Ich denke mal es wäre an der Zeit, dass wir mal ein persönliches Gespräch führen. Ich bin dazu jederzeit bereit. Im Moment fühlt man sich noch nicht so ernst genommen.

Degenhardt: Was meinen Sie jetzt mit "persönlichem Gespräch", dass der Bundesverkehrsminister sich ganz konkret auch Ihrer Sorgen annimmt?

Buchholz: Ja, selbstverständlich! Ich denke mal, die kann man ganz ausführlich darlegen.

Degenhardt: Umgekehrt hört man auch immer wieder, dass es gerade in diesen Tagen wichtig sei, massiv Energie zu sparen. Sehen Sie denn da auch Möglichkeiten sage ich jetzt mal ganz direkt bei den Taxifahrern, wie man vielleicht den Spritverbrauch im Fuhrpark herunterfahren kann?

Buchholz: Ich sage mal, es gibt viele, viele Regionen und viele Unternehmer, die sich natürlich mit alternativen Antrieben beschäftigen. Das heißt, Erdgas ist ein Thema, Autogas ist ein Thema, aber vorrangig wird eben noch bei uns im Gewerbe mit Dieselkraftstoff gefahren. Es gibt auch Großstädte, wo man durchaus davon sprechen kann, dass die Erdgassituation von der Infrastruktur her, von den Tankstellen her im Moment noch ziemlich miserabel ist. Darum gibt es noch nicht mehr Taxenunternehmer, die auf diese Alternativen umgestiegen sind.

Degenhardt: Nun ist ja Erdgas auch an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Das wäre jetzt ja in der Tat auch nicht der Ausweg. Denken Sie schon an Elektroautos?

Buchholz: Es gibt erste Versuche, aber die sind im Moment, weil es sich natürlich alles noch in der Phase der Experimente befindet (insbesondere bei uns, die ja letztendlich viele Kilometer in einer Stadt zurücklegen), äußerst schwierig. Es müssten schon ausgereiftere Modelle her.

Degenhardt: Haben Sie denn das Gefühl, Herr Buchholz, dass wir momentan die Spitze des Problems erreicht haben und dass es vielleicht die nächsten Wochen und Monate besser werden könnte, sprich dass die Preise doch wieder runtergehen?

Buchholz: Ich glaube, erst mal geht die Spitze nach oben. Wir haben die Spitze des Eisberges noch nicht erreicht. Das ist aber meine persönliche Meinung. Ich kann mir nicht vorstellen, insbesondere jetzt zu den Ferienzeiten, dass der Preis sich nach unten entwickelt.

Degenhardt: Vom Preis oder von den gestiegenen Preisen beim Taxifahren. Die Spritpreise und die Folgen. Darüber sprach ich mit Fred Buchholz. Er ist der Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Buchholz.

Buchholz: Okay! Vielen Dank!


Das gesamte Gespräch mit Fred Buchholz können Sie bis zum 8. Dezember 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio