Tate Britain will männliche Künstler verbannen

"Eine radikale Geste"

Das Kunstmuseum Tate Britain in London am 30. November 2018 – die Fassade wurde von der Künstlerin Monster Chetwynd für die Schau "Tate Britain Winter Commission" gestaltet.
Bereits jetzt gestaltete die Künstlerin Monster Chetwynd für ihre Schau "Tate Britain Winter Commission" die Fassade der Tate Britain. © imago / ZUMA Press / Stephen Chung
Elke Buhr im Gespräch mit Max Oppel · 19.12.2018
Die Tate Britain in London hängt im kommenden Jahr temporär die Werke der männlichen Künstler der letzten 60 Jahre ab – zugunsten der Künstlerinnen. "Ich finde das einen grandiosen Plan", lobt Elke Buhr, Chefredakteurin der Kunstzeitschrift "Monopol".
Das Londoner Kunstmuseum Tate Britain hat bekannt gegeben, dass es ab April 2019 alle männlichen Künstler seit den 1960er-Jahren aus der Abteilung für britische Kunst verbannen wird - und für ein Jahr lediglich Künstlerinnen ausstellt. Elke Buhr, Chefredakteurin der Kunstzeitschrift "Monopol", begrüßt diese Initiative:
"Ich finde das einen grandiosen Plan, weil das eine radikale Geste ist, die sehr viel Aufmerksamkeit erregen wird. Am interessantesten finde ich daran, dass die Direktorin der Tate, Maria Balshaw, gesagt hat, sie hofft, dass das den Leuten gar nicht auffällt."

Die Tate Britain setzt 2019 auf Frauen: Sollte das Beispiel Schule machen? Ein Kommentar von Rudolf Schmitz:
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Früher sei man durch Museen gegangen und habe die Werke, die zumeist ausschließlich von Männern stammten, allgemein als Kunst rezipiert. Dass dieser Universalismus auch mal auf Frauen zuträfe, sei das Ziel dieser Aktion, sagt Elke Buhr. Dem käme man nur dadurch näher, dass man Künstlerinnen für eine gewisse Zeit ganz in den Vordergrund rücke.

Tate ist "sehr weit vorne"

Bridget Riley sei eine Ikone der Kunst des 20. Jahrhunderts, erklärt Buhr. Sie ist neben Rachel Whiteread und Monster Chetwynd eine von 30 Künstlerinnen, die im kommenden Jahr mit etwa 60 Arbeiten in der zeitgenössischen Sammlung vertreten sein werden. Die Tate Britain sei mit dieser Aktion sehr fortschrittlich, was die Diversität in Museen betrifft, lobt Buhr:
"Diese Debatte 'Mehr Frauen in den Museen' ist eingebettet in eine große Debatte über mehr Diversität in den Museen, wo die Tate in London sehr weit vorne ist. Als ich das letzte Mal in diesem Jahr in der Tate war, war ich beeindruckt davon, wie divers sie ihre ständige Sammlung in der Tate Modern, aber auch in der Tate Britain gehängt haben, das heißt, dass da eben nicht nur Europäer, sondern auch afrikanische oder asiatische Künstler und Künstlerinnen hängen. Die Tate ist sehr weit darin, diesen alten und überholten eurozentristischen, weißen, männlichen Kanon aufzubrechen. "
Die Initiative von Maria Balshaw werde auch Museumsmacherinnen in Deutschland Rückenwind geben, ist sie überzeugt.
(cosa)
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