Tasten- und Gipfelstürme
Die Orgel ist – nicht zuletzt wegen der aufnahmetechnischen Tücken ihrer meist sakralen Standorte – ein seltener Gast in Radiosendungen. Aber natürlich muss sie irgendwann auch in den "Interpretationen" zum Zuge kommen – und wenn schon, dann auch gleich mit Bach, dessen entsprechendes Oeuvre für alle Organisten so etwas wie eine Heilige Schrift darstellt.
Ulrich Eckhardt, jahrzehntelanger Intendant der Berliner Festspiele und "im Nebenberuf" selbst begeisterter Organist, hat für diese Sendung mit Gerald Felber zwei der großen, ausladend-konzertanten Stücke des Thomasorganisten ausgewählt: die F-Dur-Toccata BWV 540 und das h-moll-Präludium BWV 544, deren denkbar unterschiedliche Klangwelten gleichzeitig die Weite der Bachschen Emotionen umschreiben. Kontrastierend dazu erklingen einige der viel knapperen und intimer gestimmten Choralvorspiele. Interpretatorisch werden vor allem die französische Orgelschule – vertreten durch ihren Altmeister Jean Gouillou – und die norddeutsch-skandinavische Linie in Gestalt von Hans Fagius mit ihren charakteristischen Registrierungs- und Artikulationstechniken einander gegenüber gestellt; einige weitere Aufnahmen, von Altmeister Karl Richter bis hin zum organistischen Jung-Star Cameron Carpenter, werfen Schlaglichter auf die Vielfalt möglicher Herangehensweisen.