Tara Nome Doyles Debüt "Alchemy"

Eine sehr persönliche musikalische Reise

06:27 Minuten
Tara Nome Doyle singt mit geschlossenen Augen auf der Bühne des Clubs Acud in Berlin.
Lässt die Hörer ihres Albums an den schlimmsten und schönsten Momenten ihres bisherigen Lebens teilhaben: Tara Nome Doyle, hier 2019 im Acud in Berlin. © imago/Votos/Roland Owsnitzki
Von Bettina Brecke · 22.01.2020
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Der Gesang der norwegisch-irischen Musikerin Tara Nome Doyle klingt leicht, verletzlich und weich. Hinter dieser Leichtigkeit steckt jedoch eine sehr leidvolle Erfahrung. Die 22-jährige Singer-Songwriterin hat jetzt ihr Debütalbum veröffentlicht.
Auf dem Cover ihre Debütalbums "Alchemy" sieht man Tara Nome Doyle mit langem, kupferrotem Haar, gekleidet in ein burgunderfarbenes Gewand. Wie eine mystische Zauberin wirkt sie, passend dazu auch der erste Song auf der Platte. Ein düster brodelnder Track, der mit tierartigen Geräuschen beginnt. "Heathens", übersetzt Heiden, heißt er.
"Was ich wollte, dass das ausdrückt, ist so diese absolute Verzweiflung, und in sich selbst gefangen sein, das Verhältnis von Religion und damit aufzuwachsen, aber dem nicht mehr treu sein zu können. Und es aber vielleicht sein zu wollen, aber man schafft es nicht, dieses Vertrauen in eine Gottheit zu haben."

Vom chaotischen Tiefpunkt bis zur Erleuchtung

"Alchemy" ist ein Konzeptalbum, das sich mit den vier Entwicklungsphasen der Alchemie beschäftigt. Diese Stufen tauchen auch im 20. Jahrhundert in der Traumpsychologie des Schweizers Carl Gustav Jung wieder auf, mit dem sich die Musikerin intensiv befasst hat.
Die Phasen der Alchemie heißen die Schwärzung, die Weissung, die Gelbung und die Rötung. Tara Nome Doyle erklärt, dass es symbolisch um die Stufen, beginnend von einem chaotischen Tiefpunkt, über eine innere Reinigung, bis hin zur Erleuchtung geht.
"Der Grund, warum ich mich mit Achtsamkeit und spirituellen Themen und in dem Sinne dann auch Alchemie auseinandergesetzt habe, ist ja, weil ich eine Angststörung mit Depressionen hatte, die einen riesigen Einfluss auf mein Leben hatte, und auch sehr lange anhielt und aus der ich mich dann sehr schwer herausarbeiten musste. Und genau um dieses, wie man sich da herausarbeitet, aus so einer schweren Phase, das ist auch das Konzept von der Alchemie."

Beeindruckende cineastische Klangwelt

Tara Nome Doyle hat verschiedene, nicht immer abgeschlossene und manchmal wiederkehrende Phasen in ihrem Leben wiederbelebt, und sie auf die Entwicklungsstufen der Alchemie bezogen.
In dem Song "Transmutation" hat sie die innere Wandlung spielerisch in eine Märchengeschichte umgesetzt, in der es um einen magischen Stein geht. Eine junge Frau wurde von ihrem Geliebten verlassen und ist am Boden zerstört. Mit Hilfe des magischen Steins, wünscht sie sich ihren Geliebten zurück.
"Wenn er dann aber wieder da ist, merkt sie, dass sie ja nicht will, dass er nur da ist, weil sie es sich wünscht. Sie wünscht sich, dass er weggeht und die Liebe sich in Gold verwandelt. Aber im Endeffekt sagt ihr eine Stimme, die aus dem Brunnen kommt, dass es nichts gibt, was sie nicht schon vor dem ersten Wunsch hatte, was sie braucht. Das alles was sie braucht, in ihr selbst ist und nicht in der Liebe oder dem Materiellem."
Die Songs auf "Alchemy" wirken hypnotisch. Beeindruckend ist die cineastische Klangwelt, die den Weg zur inneren Erleuchtung, anfangs mit dunklen, wabernden Stimmverzerrungen und am Ende mit einem organischen und warmen Chor bebildert.
Tara Nome Doyles Art zu singen, wirkt unglaublich leicht, die Stimme ist an manchen Stellen überraschend rau und dann gleich wieder weich und verletzlich. Spannend ist der fantasievolle Umgang mit intimen Texten: Blei in Gold umwandeln, steht hier als Metapher dafür, die Seele von der nagenden Last zu befreien.
Diese sehr persönliche Reise durchlebt die 22-jährige Musikerin in nur knapp einer halben Stunde. In dieser Zeit lässt sie die Hörer an den schlimmsten und schönsten Momenten ihres bisherigen Lebens teilhaben.