Internationales Symposium in München

Tanzausbildung neu denken

08:06 Minuten
Eine Balletttänzerin zieht nach dem Training ihre Spitzenschuhe aus und knetet ihre Zehen.
Ist die Tanzausbildung noch zeitgemäß? Damit beschäftigen sich internationale Experten bei einem Symposium in München. © picture alliance / Zoonar / A.Tugolukov
Elisabeth Nehring im Gespräch mit Britta Bürger · 25.11.2022
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Blut, Schweiß und Tränen – damit wird die Tanzausbildung auch heute noch in Verbindung gebracht. Doch auch hier stehen die Zeichen auf Veränderung. Ein internationales Symposium in München liefert Impulse für eine humanere Lehre.
Beleidigungen und Diskriminierungen, Bodyshaming und Übergriffigkeit – wer Tänzerin oder Tänzer werden will, lernt die Machtmechanismen in den Ausbildungsstätten von klein auf. Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Tänzerinnen und Tänzer mit eigenen Leidenserfahrungen an die Öffentlichkeit gegangen sind, kommt keine Ballettschule oder Tanzakademie mehr an dem Thema vorbei.
Die Tanzausbildung muss neu gedacht werden, und darum geht es an diesem Wochenende beim zweitägigen internationalen Symposium „Tanzausbildung im Wandel“ – veranstaltet von der Ballettakademie der Hochschule für Musik und Theater München in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland.

Empowerment der Auszubildenden 

Am ersten Tag wurden ethische, ästhetische und praktische Fragen behandelt. Das Ziel ist eine humanere Lehre in der Tanzausbildung. Dazu gab es vielfältige Impulse, wie unsere Tanzkritikerin Elisabeth Nehring berichtet:
Positive Motivation statt Druckausübung, die Schaffung einer angstfreien Umgebung zur Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, aber auch Kontrollen, um dies zu garantieren. Thema war aber auch Empowerment der Auszubildenden – ihnen also die Möglichkeit zu geben, für sich selbst zu sprechen, sich angstfrei einzubringen und letztlich auch auf die Strukturen einzuwirken.

Ist der anorektische Körpertypus noch zeitgemäß?

Es ging auch darum, Mythen zu zerschlagen, wie Nehring berichtet: Braucht das klassische Ballett wirklich diese Fixierung auf den anorektischen Körpertypus? Soll dieser immer noch gleichgesetzt werden mit Exzellenz? Ist eine Tanzausbildung wirklich nur mit Blut, Schweiß und Tränen zu haben?
Dabei müssten aber auch die Lehrenden von Anfang an miteingebunden werden, so Nehring. Ein begleitendes Coaching für Lehrende wurde vorgeschlagen, um ihre Methoden nachhaltig und systemisch zu verändern.
Für unsere Tanzkritikerin Elisabeth Nehring ist der erste Tag des internationalen Symposiums „Tanzausbildung im Wandel“ ein gelungener Auftakt.
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