Tag des Kusses

"Überlegen, wen genau man küssen will"

Ein Street-Art-Gemälde zeigt Donald Trump und Boris Johnson beim Küssen.
Ob Donald Trump (l.) und Boris Johnson schon reif sind für den Bruderkuss. © imago/ZUMA Press
Jochen Roegelein im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stuck  · 06.07.2016
"Küssen ist eine sehr intensive Begegnung zwischen zwei Menschen", sagt der Sexualtherapeut Jochen Roegelein. Er drücke Nähe und Intimität aus. Am internationalen Tag des Kusses warnt er vor einer "Bussi-Bussi-Inflation".
"Küssen ist eine sehr intime Angelegenheit zwischen zwei Menschen", sagt der Münchner Sexual- und Paartherapeut Jochen Roegelein.
"Sie drückt unglaublich viel Nähe, Personenbezogenheit und Intimität aus."
Es sei eine sehr intensive Begegnung mit einem anderen Menschen: "Deswegen sollte man sich vielleicht auch überlegen, dass man vielleicht nicht jeden küsst."
Man sollte auch das "Zielgebiet eines Kusses" in Betracht ziehen. Ein intimer Kuss lande nun mal zielgerichtet auf dem Mund.
"Die Lippen suchen sich regelrecht und es gibt Filme, in denen das regelrecht inszeniert wird."

Küssen als soziale Geste

Natürlich gebe es auch den anderen Kuss im sozialen Raum als Begrüßung, als Dankesgeste, als Geste der Verbundenheit. Diese Art des Kusses lande aber in der Regel nicht auf dem Mund. Selbst beim sozialistischen Bruderkuss sei er haarscharf neben dem Mund auf der Wange platziert.
Das Küssen und die Bussi-Bussi-Gesellschaft habe sich in den letzten Jahrzehnten sehr verbreitet. "Es ist inzwischen eine soziale Geste, die Nähe, Freundlichkeit, die Verbindlichkeit zeigen soll", sagte Roegelein. Alles andere wirke schnell schroff und abweisend. Dabei sollte man sich aber überlegen, ob es so sinnvoll sei, so viel zu küssen.

Die hohe Kunst

"Ich glaube, es gibt eine Bussi-Bussi-Inflation und damit auch eine Kuss-Inflation."
Dadurch werde die wirkliche Bedeutung des Küssens nicht mehr wahrnehmbar und spürbar.
"Richtiges Küssen ist schon auch eine Kunst."
Mehr zum Thema