Täuschend echt
In der amerikanischen Wahlnacht machte der Nachrichtensender CNN mit einer spektakulären technischen Neuerung auf sich aufmerksam - er "beamte" eine Reporterin aus Chicago in das CNN-Wahlstudio nach New York. Die täuschend echt wirkende Reporterin unterhielt sich mit dem Moderator - so als ob sie direkt neben ihm stand.
Auch in Deutschland erlebte eine ähnliche Technik vor kurzem ihre Premiere. Allerdings nicht im Fernsehen, sondern live und direkt bei einer Veranstaltung in Potsdam. Beginnt damit ein neues Zeitalter von medialen Tricks und Täuschungen?
Wir werden etwas tun, das bislang noch niemand im Fernsehen getan hat, kündigt CNN-Moderator Wolf Blitzer an. Und siehe da - wie bei Star Wars erscheint die Reporterin Jessica Yellin auf dem Bildschirm, dreidimensional und in Farbe.
Wir wissen, dass Du in Chicago bist, aber es sieht so aus, als ob Du direkt neben mir stündest und nicht wenigstens 1000 Meilen weg bist wie in Wirklichkeit - sagt Wolf Blitzer. Die Überraschung ist gelungen. Allerdings vermuten Experten, dass CNN ein wenig gemogelt hat. Dass Reporterin Yellin zwar auf dem Bildschirm zu sehen war, aber nicht wirklich im Studio. Till Schreier, Geschäftsführer der Firma "Outstanding solutions"
"Alles was bekannt gegeben wurde, ist, dass es wirklich eine 360 Grad-Aufnahme war, ob es dort im Studio als Projektion stattgefunden hat oder nur in das Bild hineingestanzt wurde, lediglich für den Fernsehzuschauer, das kann ich nicht bewerten, da war ich nicht live bei CNN dabei."
Genau wie CNN kann auch Till Schreier "beamen". Sein Unternehmen bietet seit kurzem eine Übertragungstechnik für Veranstaltungen an, bei denen Menschen von einem beliebigen Platz auf der Welt plötzlich auf einer verdunkelten Bühne – wie hier in Potsdam - erscheinen.
"Versuchen wir mal unsere Live-Schaltung. Ian, it´s me, Till.”"
Wie ein Geist aus der Flasche erscheint ein Mann in grauem Anzug und mit offenem Hemd. Auf den ersten Blick täuschend echt, auf den zweiten etwas durchscheinend und hell. Die Füße scheinen ein wenig über dem Boden zu schweben. Till Schreier begrüßt die elektronische Fata Morgana.
""Guten Abend Potsdam, guten Abend aus London. Wie geht es Ihnen? Wie geht es in London?"
Ian O`Connell ist Director der Firma Musion in London. Sein Unternehmen vermarktet die neuartige 3-D-Übertragungstechnik weltweit.
"Ich könnte jetzt in Singapur sein, ich könnte in New York sein, in Los Angeles und vor Ihnen eine Rede halten, als ob ich live auf der Bühne wäre. Ich kann Sie im Publikum sehen. Da ist zum Beispiel ein Mann mit Brille, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Genau, Sie sind das."
Die Übertragungstechnik mit dem Hologramm-Effekt ist keine technische Revolution – lediglich eine geschickte Kombination bereits bekannter Veranstaltungstechniken. Benötigt wird eine leistungsfähige Datenübertragung. 10 Megabit pro Sekunde sind da die untere Grenze. Auf der Bühne in Potsdam steht ein überdimensionaler, schräg gestellter Rahmen, in den - für die Zuschauer unsichtbar - eine Folie eingespannt ist. In London wird aus schwarzen Tüchern ein kleines TV-Studio improvisiert, da drin sitzt Ian O’Connell, erläutert Till Schreier.
"Wir haben jetzt hier genau vor Ihnen das Standardset, was auch in London steht, deshalb nennen wir es das Demonstrationsset. Wir haben eine Kamera, die frontal auf ihn gerichtet ist. Dann gibt es zwei, drei Vorschaumonitore, die wiederum von der Kamera, die bei uns in der Veranstaltungshalle drin montiert waren, das Signal bekommen. Das heißt, somit sieht er das Publikum und wir sehen ihn."
Und im Publikum sitzen werbewirksam Hartwig und Astrid Jess. Sie sehen auf der Bühne ihre Tochter Astrid, die im Moment in der britischen Hauptstadt arbeitet.
"Schönen Guten Abend, hallo Mammi, hallo Paps, hallo Corinna, ich hoffe, Euch geht es gut. Seid Ihr überrascht, dass ich hier so auf der Bühne stehe?
Das war eine große Überraschung für uns, dass wir unsere Tochter hier dreidimensional auf der Bühne gesehen haben, das war wirklich perfekt, diese Illusion."
Etwa 100.000 Euro kostet derzeit eine Übertragung, wie sie das Potsdamer Publikum erstmals in Deutschland erleben konnte. Die Kosten werden sinken, wenn es überall leistungsstarke Glasfasernetze gibt – versichern die Hersteller.
Das britische Unternehmen Musion sieht vielfältige Anwendungsgebiete: Der künftige US-Präsident Barack Obama könnte ohne Sicherheitsprobleme in den Irak oder nach Afghanistan gebeamt werden, Apple-Chef Steve Jobs auf die nächste Cebit nach Hannover, Madonna zum Konzert nach Moskau. Die gleichzeitige Übertragung einer Person an viele verschiedene Orte auf der Welt ist ebenfalls möglich.
"Ich komme gerade aus Russland zurück. Und was man dort hört ist, dass die Leute berühmte Künstler hören und sehen wollen. Aber von den Künstlern hört man: Auf keinen Fall nach Russland. So ist unsere Übertragungstechnik eine Möglichkeit, bestimmte Länder und Stars zusammenzubringen."
Auch in der Politik bieten sich vielfältige Möglichkeiten, wirbt Ian O-Connell. Wahlkämpfer sparen Zeit und Geld, tun zudem etwas für den Klimaschutz, wenn sie in Zukunft nicht persönlich zu den Bürgerinnen und Bürgern fahren, sondern sich einfach auf die Bühne der Gaststätte in Schulzendorf beamen lassen.
Die Reaktionen der Parteien auf die neue Übertragungstechnik sind allerdings verhalten. Angela Merkel will so etwas nicht, meint Christian Schulze. Er arbeitet als Veranstaltungsmanager bei der CDU.
"Die Emotion fehlt hierbei. Die Emotion ist ein wichtiges Thema, um glaubhaft zu erscheinen. Wir suchen ja den Kontakt zum Bürger, zum Wähler. Der ist ganz wichtig. Das heißt, Politik zum Anfassen ist ein Thema gewesen, wird es immer sein. Und Menschen wollen Menschen wählen, Menschen wollen keine Hologramme wählen."
Wir werden etwas tun, das bislang noch niemand im Fernsehen getan hat, kündigt CNN-Moderator Wolf Blitzer an. Und siehe da - wie bei Star Wars erscheint die Reporterin Jessica Yellin auf dem Bildschirm, dreidimensional und in Farbe.
Wir wissen, dass Du in Chicago bist, aber es sieht so aus, als ob Du direkt neben mir stündest und nicht wenigstens 1000 Meilen weg bist wie in Wirklichkeit - sagt Wolf Blitzer. Die Überraschung ist gelungen. Allerdings vermuten Experten, dass CNN ein wenig gemogelt hat. Dass Reporterin Yellin zwar auf dem Bildschirm zu sehen war, aber nicht wirklich im Studio. Till Schreier, Geschäftsführer der Firma "Outstanding solutions"
"Alles was bekannt gegeben wurde, ist, dass es wirklich eine 360 Grad-Aufnahme war, ob es dort im Studio als Projektion stattgefunden hat oder nur in das Bild hineingestanzt wurde, lediglich für den Fernsehzuschauer, das kann ich nicht bewerten, da war ich nicht live bei CNN dabei."
Genau wie CNN kann auch Till Schreier "beamen". Sein Unternehmen bietet seit kurzem eine Übertragungstechnik für Veranstaltungen an, bei denen Menschen von einem beliebigen Platz auf der Welt plötzlich auf einer verdunkelten Bühne – wie hier in Potsdam - erscheinen.
"Versuchen wir mal unsere Live-Schaltung. Ian, it´s me, Till.”"
Wie ein Geist aus der Flasche erscheint ein Mann in grauem Anzug und mit offenem Hemd. Auf den ersten Blick täuschend echt, auf den zweiten etwas durchscheinend und hell. Die Füße scheinen ein wenig über dem Boden zu schweben. Till Schreier begrüßt die elektronische Fata Morgana.
""Guten Abend Potsdam, guten Abend aus London. Wie geht es Ihnen? Wie geht es in London?"
Ian O`Connell ist Director der Firma Musion in London. Sein Unternehmen vermarktet die neuartige 3-D-Übertragungstechnik weltweit.
"Ich könnte jetzt in Singapur sein, ich könnte in New York sein, in Los Angeles und vor Ihnen eine Rede halten, als ob ich live auf der Bühne wäre. Ich kann Sie im Publikum sehen. Da ist zum Beispiel ein Mann mit Brille, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Genau, Sie sind das."
Die Übertragungstechnik mit dem Hologramm-Effekt ist keine technische Revolution – lediglich eine geschickte Kombination bereits bekannter Veranstaltungstechniken. Benötigt wird eine leistungsfähige Datenübertragung. 10 Megabit pro Sekunde sind da die untere Grenze. Auf der Bühne in Potsdam steht ein überdimensionaler, schräg gestellter Rahmen, in den - für die Zuschauer unsichtbar - eine Folie eingespannt ist. In London wird aus schwarzen Tüchern ein kleines TV-Studio improvisiert, da drin sitzt Ian O’Connell, erläutert Till Schreier.
"Wir haben jetzt hier genau vor Ihnen das Standardset, was auch in London steht, deshalb nennen wir es das Demonstrationsset. Wir haben eine Kamera, die frontal auf ihn gerichtet ist. Dann gibt es zwei, drei Vorschaumonitore, die wiederum von der Kamera, die bei uns in der Veranstaltungshalle drin montiert waren, das Signal bekommen. Das heißt, somit sieht er das Publikum und wir sehen ihn."
Und im Publikum sitzen werbewirksam Hartwig und Astrid Jess. Sie sehen auf der Bühne ihre Tochter Astrid, die im Moment in der britischen Hauptstadt arbeitet.
"Schönen Guten Abend, hallo Mammi, hallo Paps, hallo Corinna, ich hoffe, Euch geht es gut. Seid Ihr überrascht, dass ich hier so auf der Bühne stehe?
Das war eine große Überraschung für uns, dass wir unsere Tochter hier dreidimensional auf der Bühne gesehen haben, das war wirklich perfekt, diese Illusion."
Etwa 100.000 Euro kostet derzeit eine Übertragung, wie sie das Potsdamer Publikum erstmals in Deutschland erleben konnte. Die Kosten werden sinken, wenn es überall leistungsstarke Glasfasernetze gibt – versichern die Hersteller.
Das britische Unternehmen Musion sieht vielfältige Anwendungsgebiete: Der künftige US-Präsident Barack Obama könnte ohne Sicherheitsprobleme in den Irak oder nach Afghanistan gebeamt werden, Apple-Chef Steve Jobs auf die nächste Cebit nach Hannover, Madonna zum Konzert nach Moskau. Die gleichzeitige Übertragung einer Person an viele verschiedene Orte auf der Welt ist ebenfalls möglich.
"Ich komme gerade aus Russland zurück. Und was man dort hört ist, dass die Leute berühmte Künstler hören und sehen wollen. Aber von den Künstlern hört man: Auf keinen Fall nach Russland. So ist unsere Übertragungstechnik eine Möglichkeit, bestimmte Länder und Stars zusammenzubringen."
Auch in der Politik bieten sich vielfältige Möglichkeiten, wirbt Ian O-Connell. Wahlkämpfer sparen Zeit und Geld, tun zudem etwas für den Klimaschutz, wenn sie in Zukunft nicht persönlich zu den Bürgerinnen und Bürgern fahren, sondern sich einfach auf die Bühne der Gaststätte in Schulzendorf beamen lassen.
Die Reaktionen der Parteien auf die neue Übertragungstechnik sind allerdings verhalten. Angela Merkel will so etwas nicht, meint Christian Schulze. Er arbeitet als Veranstaltungsmanager bei der CDU.
"Die Emotion fehlt hierbei. Die Emotion ist ein wichtiges Thema, um glaubhaft zu erscheinen. Wir suchen ja den Kontakt zum Bürger, zum Wähler. Der ist ganz wichtig. Das heißt, Politik zum Anfassen ist ein Thema gewesen, wird es immer sein. Und Menschen wollen Menschen wählen, Menschen wollen keine Hologramme wählen."