Ob Lockdown oder Lockerungen: Weder Virologen noch Politiker wissen wirklich, welches die richtige Strategie ist. Für den Medientheoretiker Norbert Bolz muss sich jeder einzelne Mensch dieser existentiellen Situation des Lebens im Ungewissen stellen.
Die jahrelange Euphorie ist Ernüchterung gewichen: Der Westen sortiere seine Beziehungen zu China neu, sagt der Asienkenner Matthias Naß. Und das zu Recht, denn das Land sei zwar Partner, aber auch systemischer Rivale. Zeit für neue Allianzen in Asien.
Rostock gilt als Vorbild in der Pandemiebekämpfung: In keiner anderen deutschen Großstadt sind die Infektionszahlen so niedrig. Ein Erfolg der bisherigen Maßnahmen, sagt Rostocks Oberbürgermeister Madsen – jetzt müsse schrittweise geöffnet werden.
Solidarität heißt, wechselseitig füreinander einzustehen. Corona zeigt: Allein schaffen wir es nicht, das Virus muss weltweit bekämpft werden. Der Philosoph Robin Celikates sagt: "Wer nur an sich denkt, schneidet sich langfristig ins eigene Fleisch."
"Distanzunterricht ist keine Ferien", sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verbandes. Das "nicht normale" Schuljahr bedeute für alle mehr Stress. Vor allem schwächere Kinder müssten jetzt unterstützt werden.
Der Corona-Lockdown bedeutet für viele bittere Einsamkeit. Neben den Älteren leiden darunter auch Kinder, so der Soziologe Janosch Schobin. Immerhin: Einsamkeit werde nun nicht mehr nur als privates, sondern als gesellschaftliches Problem erkannt.
Verlässlichkeit in Zeichen der Unübersichtlichkeit – damit hat sich Armin Laschet nach Einschätzung des Soziologen Heinz Bude den CDU-Vorsitz gesichert. Wenn er aber kein Design für die Zukunft entwickle, werde er in Koalitionsverhandlungen untergehen.
Corona hat den Kunstmarkt voll erwischt. Doch Dirk Boll, Chef des Auktionshauses Christie’s, sieht auch die Chance zur Selbstreinigung des überhitzten Kunstmarkts: Digitalisierung und Regionalisierung werden den globalen Kunsthandel prägen.
Immer mehr Kinder empfinden, im falschen Geschlecht zu leben. Ihre Zahl steigt, weil das Verständnis für Transidentität gewachsen ist, sagt der Jugendpsychiater Georg Romer. Für eine gute weitere Entwicklung der Kinder sind die Eltern zentral.
Mehr als 800 Wölfe leben wieder in Deutschland. Doch sie teilen das Land in jene, die sich über die Raubtiere freuen und jene, die Angst vor ihnen haben. Wir werden lernen müssen, mit ihnen zu leben, sagt der Autor Eckhard Fuhr im Gespräch.
Schule müsse ein "neutraler Ort" sein, wo auch Mädchen "ohne Bevormundung durch Religion Kind" sein dürfen, sagt Buchautorin Necla Kelek. Darum will sie ein Kopftuch-Verbot für Schulmädchen, denn das Kopftuch stehe für Unfreiheit und Unterdrückung.
Den Hype um das Potenzial von Wasserstoff in der Klimapolitik müsse man relativieren, glaubt Felix Matthes vom Ökoinstitut. Aber der "Champagner" unter den Energieträgern wird, sinnvoll verwendet, eine wichtige Rolle im Energiemix der Zukunft haben.
Vom „föderalen Flickenteppich“ möchte die Politologin Sabine Kropp nur mit Fragezeichen sprechen. Und doch klinge das Zusammenspiel von Bund und Ländern für die Menschen manchmal eher nach Kakofonie als nach wünschenswerter Vielfalt.
Wenn Pädophile ihre Neigungen beherrschen können, sollten sie nicht stigmatisiert werden, sagt der Sexualwissenschaftler Klaus Beier. Er hält die Vielfalt der menschlichen Sexualität für schützenswert, solange dadurch niemand gefährdet werde.
Weniger Flüge, mehr Online-Shopping: Corona verändert Konsumgewohnheiten. Aber wie lange? Der Historiker Frank Trentmann sagt, die Regierungen könnten jetzt dafür sorgen, dass wir alle nach der Pandemie dauerhaft umweltverträglich konsumieren.
Joe Biden wird wohl der 46. Präsident der USA. Die amerikanische Politologin Sudha David-Wilp hofft, er werde die Gräben in der US-Gesellschaft überwinden – auch die zu den Republikanern. Trumps Betrugsvorwürfe sind für sie Beweis seiner Verzweiflung.
"Trumpismus" habe die amerikanische Politik deformiert, sagt John Bolton. Erstmals will der Ex-Sicherheitsberater von Trump seine Stimme nicht einem Republikaner geben. Aber ebenso wenig dem Demokraten Biden, denn der sei schlecht für die US-Außenpolitik.
In den Entwicklungsländern hat die Corona-Krise verheerende Folgen: Millionen Menschen drohen Armut und Hunger. Zeit für globale Solidarität und eine nachhaltigere Entwicklungspolitik, meint die Soziologin Anna-Katharina Hornidge.
Alternativmedizin hat den Ruf, besonders sanft zu sein. Dabei können manche Methoden lebensgefährlich sein, berichtet die Investigativ-Reporterin Beate Frenkel. Konsequenzen hätten die angeblichen Wunderheiler aber kaum zu befürchten.
Corona hat die Gesellschaft verändert. Welchen Herausforderungen müssen wir uns nun stellen? Carsten Brosda, Hamburger Kultursenator, glaubt an eine neue Lust der politischen Gestaltung eines solidarischen Gemeinwesens.
Wenn es große Vermögensunterschiede gibt, verletzt das die menschliche Würde, meint der Philosoph Christian Neuhäuser. Denn Armut führe zu Scham und dazu, nicht gleichrangig aufzutreten. Geld bedeute politische, ökonomische und soziale Macht.
Rechtfertigt der Appetit auf eine Currywurst, ein Tier zu töten? Die Antwort erfordert ein Abwägen, meint der Jurist Steffen Augsberg. Doch sei uns allen bewusst, dass die heutige industrielle Massentierhaltung „ethisch nicht verantwortlich ist“.
Der Applaus für die Heldinnen und Helden dieser Tage täte gut, sagt der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke. Aber jetzt müssten dauerhafte Verbesserungen her, etwa für das Klinikpersonal. Die aktuellen Tarifverhandlungen seien schwierig.
China erhöht den Druck auf die Demokratiebewegung in Hongkong. Und auch gegenüber Taiwan, für China eine abtrünnige Provinz. Deutschland und Europa sollten dem Inselstaat den Rücken stärken, sagt die Sinologin Kristin Shi-Kupfer.
Die Coronakrise hinterlässt tiefe Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Betroffen sind vor allem Soloselbstständige und Geringqualifizierte im Dienstleistungssektor. Auch Ausbildungsplätze werden gestrichen. Viele Jugendliche könnten den Anschluss verlieren.