Szenario der Gewalt und ein wild gewordenes Museum

Rezensiert von Hannelore Heider · 27.12.2006
In seinem eminent politischen Film entwirft Regisseur Ken Loach ein blutiges Drama über die Anfänge des Bürgerkrieges in Irland. "Nachts im Museum" mit Ben Stiller ist ein fantastischer Familienfilm, in dem die Ausstellungsstücke nach Sonnenuntergang verrückt spielen.
"The Wind That Shakes the Barley"
("Der Wind, der die Gerste spaltete")
GB 2006, Regie: Ken Loach, Hauptdarsteller: Cillian Murphy, Padraic Delane, Orla Fitzgerald

In seinem wieder eminent politischen, in Cannes mit der Goldenen Palme geehrten neuen Film entwirft Ken Loach ein realistisches und auch sehr blutiges Drama über die Anfänge des Bürgerkrieges in Irland.

In der Zeit zwischen dem Oster-Aufstand 1916 gegen die englischen Okkupatoren und dem Englisch-Irischen-Vertrag, der von gemäßigten Führungskräften der IRA mit den Engländern ausgehandelt wurde, hat sich eine politisch sehr brisante Gemengelage gebildet, die sich bis heute in Gewalt entlädt. Sie besteht nicht nur im berechtigten Widerstand der einfachen Iren gegen die demütigende Gewaltherrschaft der Engländer, sondern auch zwischen Iren und Iren, die einstmals gemeinsam in der IRA gegen die Engländer kämpften.

Vor diesem Hintergrund hat Ken Laoch das Schicksal des jungen Damien (Cillian Murphy) gestellt, der Arzt werden und nach London zum Studium gehen wollte. Doch er hat sich der IRA angeschlossen, tapfer gegen die Engländer gekämpft und sieht sich am Ende seinem eigenen, bewunderten Bruder als Todfeind gegenüberstehen.

Mit deutlicher Sympathie für die konsequentesten der Kämpfer um Freiheit für das einfache Volk entwirft Ken Loach mit vielen unbekannten, hervorragenden jungen Darstellern ein tragisches Szenario der Gewalt und auch der Hilflosigkeit von Menschen, die politischen Prozesse zu bestimmen. Eine Liebesgeschichte und wunderschön poetische Landschaften können das pessimistische Bild kaum aufhellen.

"Nachts im Museum"
USA 2006, Regie: Shawn Levy, Hauptdarsteller: Ben Stiller, Carla Gugino, Robin Williams, Owen Wilson

Der fantastische Familienfilm beruht auf einem Kinderbuch und lässt mit wunderschönen Spezialeffekten etwas entstehen, was wohl der Traum nicht nur von ehrgeizigen Museumsdirektoren ist: Das Museum wird lebendig. In diesem Fall handelt es sich um das New Yorker Naturkundemuseum, wo der erfolglose Möchtegern-Künstler Larry (Ben Stiller) als Nachtwächter anheuert, um seiner geschiedenen Frau und seinem Sohn zu beweisen, dass er sehr wohl in der Lage ist, anständiges Geld zu verdienen.

Der langweilige Job entpuppt sich allerdings als großes Abenteuer: Vom Präsidenten (Robin Williams) bis zu Indianerhäuptlingen, Bürgerkriegsgenerälen, Mammuten und anderen wilden Tieren werden die Ausstellungsstücke nach Sonnenuntergang durch den Zauber eines altägyptischen Relikts belebt, das ganze Inventar spielt dann verrückt. Nicht nur, dass ein Furcht einflößender T-Rex den panischen Nachtwächter durch das ganze Haus jagt, Mensch und Tier bekämpfen sich wie im wahren, längst vergangenen Leben - Attila zieht gegen die Römer zu Felde und der schönste Wild-West-Krimi ist im Gange.

Ben Stiller muss die Bande trickreich und hintersinnig befrieden, Ausreißer wieder einfangen und als schönen Nebeneffekt gibt es ein sehr zufriedenes Kind und eine verliebte angehende Museumswissenschaftlerin dazu.

Regisseur Shawn Levy Shawn hat mit "Nachts im Museum" verblüffende, vergnügliche, mit viel Humor inszenierte und durchaus pädagogisch wertvolle Unterhaltung für einen Kinogang zwischen der Feiertagen mit der ganzen Familie ins Kino gebracht, wobei die typgerecht eingesetzten Stars Ben Stiller, Owen Wilson und Kinderonkel Robin Williams die Entscheidung dafür sicher erleichtern.