Syrische Flüchtlinge in Jordanien

Flüchtlingshelfer plädiert für Arbeitserlaubnis

Zaatari Flüchtlingscamp in Jordanien
Zaatari Flüchtlingscamp in Jordanien © Deutschlandradio Kultur / Eberhard Schade
Kilian Kleinschmidt im Gespräch mit André Hatting und Dieter Kassel · 08.12.2015
Die Situation syrischer Flüchtlinge in Jordanien ist zum Verzweifeln. Offiziell dürfen sie nicht arbeiten, viele schlagen sich mit Schwarzarbeit durch. Freihandelszonen könnten aber Abhilfe schaffen, sagt der Flüchtlingshelfer Kilian Kleinschmidt.
Als ehemaliger Manager des größten jordanischen Flüchtlingscamps hat Kilian Kleinschmidt den Vorschlag für Freihandelszonen in Syrien ausdrücklich begrüßt. Es sei für alle Seiten positiv, wenn syrische Flüchtlinge in solchen Zonen endlich arbeiten dürften, sagte Kleinschmidt im Deutschlandradio Kultur. Er hatte das größte Flüchtlingslager des UN-Flüchtlingshilfswerks in Jordanien geleitet.
Syrische Flüchtlinge arbeiten bisher nur illegal
Bisher habe sich die jordanische Regierung gewehrt, an syrische Flüchtlinge Arbeitsgenehmigungen zu vergeben. Der Vorschlag des jordanischen Planungsministers für Freihandelszonen, in denen sich internationale Firmen ansiedeln und syrische Flüchtlinge arbeiten dürfen, sei deswegen sehr positiv zu bewerten. Viele der Syrer in- und außerhalb der Lager arbeiten nach Einschätzung von Kleinschmidt derzeit illegal, das fördere zum Beispiel Kinderarbeit.
"Ich glaube, es haben alle etwas davon. Wenn Flüchtlinge Teil des Wirtschaftssystems werden, dann sind sie auch Konsumenten, sie sind Teil einer Wirtschaft, die dringend Kunden braucht, sie werden weiterhin Mieten zahlen, sie werden besser zahlen können für Wasser und Strom."

Zudem bleibe jeder Syrer lieber in der Region, wenn er dort seine Familie versorgen könne. Mit Blick auf die Gefahr, einen Billiglohnarbeitsmarkt zu schaffen, plädierte Kleinschmidt zwar für einen gewissen Pragmatismus.
Kilian Kleinschmidt, ehemaliger Leiter des Flüchtlingslagers Zaatari in Jordanien
Kilian Kleinschmidt hat das Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien geleitet.© picture alliance / dpa / Supova Tereza
"Aber gleichzeitig müssen wir - und das muss auch unsere Wirtschaft verstehen - Mindestwerte durchsetzen."
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