Symbol einer glanzvollen US-Ära
Der Direktor des Aspen Institutes in Berlin, Charles King Mallory erwartet, dass der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama bei seinem Auftritt vor dem Brandenburger Tor am 24. Juli eine Grundsatzrede zur Außenpolitik halten wird. Mallory sagte, die Ansprache werde sich vor allem an Amerikaner richten.
Katrin Heise: Für Symbole und Symbolik haben alle Politiker eine Schwäche, nicht nur im Wahlkampf. Zu Gast im „Radiofeuilleton“ der Direktor des Aspen Instituts in Berlin Charles King Mallory. Das Aspen Institut wird ja auch als überparteiliche, privat nicht kommerzielle Denkfabrik bezeichnet. Herr Mallory, ich grüße Sie! Herr Mallory, erwarten Sie eine ähnlich historische Rede von Obama vorm Tor?
Charles King Mallory: Na, das ist schwierig zu sagen. Ich glaube, vor allem geht es um innenpolitische Themen im Wahlkampf. Es würde mich erstaunen, wenn es nicht eine Zumischung von innenpolitischen Fragen auch beinhalten würde. Aber immerhin soll es eine Grundsatzrede zur Außenpolitik sein, habe ich gelesen.
Heise: Das heißt, Sie vermuten auch nicht, dass es jetzt eine Rede ist, die eher eine Wahlkampfrede sozusagen, die er einfach ins Ausland verlagert hat. Keine Rede, die nur an die Amerikaner gerichtet ist?
King Mallory: Ich glaube, die Rede wird hauptsächlich an Amerikaner gerichtet sein, aber wird zum Thema Auslandspolitik sein. Ja, das ist eine interessante Bühne für eine solche Rede.
Heise: Knüpft er mit einer Rede vorm Brandenburger Tor an die eben erwähnten Auftritte anderer Präsidenten, aber auch anderer großer Geister an?
King Mallory: Oh, ohne Zweifel, ohne Zweifel. Ich meine, man muss sehen, dass die Frage, die so ein bisschen im Hintergrund schwebt, in Amerika ist, kann man diesen sehr charismatischen jungen Mann, der eigentlich verhältnismäßig wenig Erfahrung hat auf der nationalen Bühne, die Führung von zwei heißen Kriegen in Afghanistan und Irak zumuten. Das ist die Frage, die so schwebt, unbeantwortet. Und mit seinem Auftritt beim Brandenburger Tor möchte er, glaube ich, im Unterbewusstsein symbolisch seinen Führungsstil, seine mögliche Führung mit der erfolgreichen Führung eines Pat zwischen dem Sowjetlager und dem Westen verknüpfen und auch natürlich auch mit dem Erfolg dieser 40-jährigen Auseinandersetzung.
Heise: Das heißt, Sie würden schon sagen, dass das Brandenburger Tor als Symbol in Amerika tatsächlich immer noch ein Symbol ist, Erinnerungen an den Kalten Krieg und der Triumph der USA, da so rausgegangen zu sein?
King Mallory: Es ist ein Symbol der Trennung Deutschlands und einer langen Auseinandersetzung und schwierigen Auseinandersetzung in der Außenpolitik, wo man sich nicht sicher war, ob man wirklich der Aufgabe gewachsen war. Aber trotzdem nach 40 Jahren gemeinsam mit den Alliierten, nicht nur alleine als Amerikaner, den Erfolg errungen hat. Und natürlich dies im Unterbewusstsein mit seiner Person zu verknüpfen, ist, glaube ich, eine von den Zielsetzungen, wo er möglicherweise der Gefahr ausgesetzt ist, dass jemand ihn dann angreift wegen seiner verhältnismäßig geringen Erfahrung in der Außenpolitik.
Heise: Das heißt, Sie sehen da auch durchaus eine Gefahr drin? Es ist nicht so einfach, da jetzt anzuknüpfen an diese Gefühle, an die Gewissheit, aber auf der richtigen Seite zu stehen, sondern es ist eben auch gerade die Gefahr. Er setzt sich auch einer Gefahr aus?
King Mallory: Ja, weil er hat ja in der Vergangenheit ein paar Aussagen gemacht, die wirklich nicht zutreffend waren. Er hat zum Beispiel gesagt, er würde darauf bestehen, dass Pakistan gegen die Taliban eingreift. Eigentlich als Amerikaner können wir auf nichts bestehen mit den Pakistanis. Er könnte auf dieser Bühne auftreten und dann so etwas wieder bringen, und dann wäre es auch total daneben gegangen.
Heise: Haben Sie denn den Eindruck oder glauben Sie, dass er mit einer solchen Symbolik tatsächlich die Gefühle der Amerikaner in diese Richtung lenken könnte?
King Mallory: Ja, in gewissen Teilen der Bevölkerung schon. Es ist zu sehen, inwiefern es wirklich einen wesentlichen Eindruck hat. Ich muss ehrlich gestehen, viele Amerikaner sind nicht auf Empfang für Wahlkampf bis zu einem Monat vor der Wahl oder zwei Monate. Die Sommerpause, 24. Juli, die sind alle am Strand. Es ist ein Bruchteil der Bevölkerung, der da wirklich aufpasst, aber es wird eine Wirkung haben.
Heise: Sind Sie denn überhaupt auf Empfang für ein Symbol wie das Brandenburger Tor?
King Mallory: Ach, schon. Schon. Ich glaube, die meisten Amerikaner sind sehr positiv Deutschland gegenüber eingestellt, und das hat positive Klänge bei Amerikanern.
Heise: Erwarten Sie danach dann eigentlich auch eine Anfrage des republikanischen Kandidaten John McCain? Er könnte das Symbol ja genauso nutzen.
King Mallory: Ich werde das nicht, weil man will ja nicht me-too-Kandidat sein. Und es ist einfach eine schlichte Tatsache, dass die Anzahl der Zuschauer oder Zuhörer, die da anwesend sein würden, bei McCain wesentlicher geringer sein würden als bei Obama. Und das möchte er nicht dann auf dem Bildschirm auftauchen sehen in den Vereinigten Staaten und dann bloß dastehen.
Heise: Herr Mallory, bei aller Symbolik, dazu zählen ja auch Kandidaten in Gummistiefeln zum Beispiel bei Hilfsmaßnahmen oder Leute, die dann die Mauerkelle in die Hand nehmen. Hält man da den Wähler da nicht für einfältiger, als er ist?
King Mallory: Ich glaube, viele Wähler werden natürlich sofort kapieren, was die Zielsetzung da ist. Aber es ist einfach eine schlichte Tatsache, dass ein wesentlicher Teil der Wähler auch emotionell getrieben ist und dass die emotionelle Seite wichtig ist und die symbolische Seite wichtig ist und desto wichtiger, wenn man eigentlich verhältnismäßig geringe Substanz hat, mit der man sich eigentlich außenpolitisch sozusagen beweisen kann.
Heise: Und das ist das, wo wir vorhin schon drauf hinwiesen, dass Obama gerade auf seiner außenpolitischer Seite noch einiges irgendwie so draufzuladen hat. Kommen wir mal zum eigentlich Besuch. Was verbindet Obama eigentlich mit Deutschland?
King Mallory: Ja, im Moment ist er natürlich der Außenpolitische, der ist Vorsitzender des Unterausschusses für Europa von dem Ausschuss für internationale Angelegenheiten des Repräsentantenhauses und hat auch damit natürlich eine Zuständigkeit. Soweit ich weiß, ist er in Indonesien groß geworden und hat nicht so wahnsinnig viel Kontakt mit Europa in der Vergangenheit gehabt. Aber er hat sehr stark in seiner Wahlkampfkampagne betont, wie wichtig es sei, gute Verhältnisse mit den Alliierten zu haben, zuzuhören, wo ich nur zustimmen kann. Und eigentlich finde ich die Idee, dass er hierher kommt, um zuzuhören und sich eine Meinung zu bilden von den Ansichten der Alliierten überhaupt nicht verkehrt.
Heise: Glauben Sie, dass er eigentlich auch das Bild der Wiedervereinigung einer gespaltenen Nation im übertragenen Sinne auf die USA ja bringen will, sozusagen gespaltene Nation USA, denn seine Botschaft, Obamas Botschaft, ist ja immer Change und Versöhnung vor allem?
King Mallory: Es kann sein, dass es eine Zielsetzung ist. Aber ich würde bezweifeln, das klingt mir ein bisschen zu nuanciert für die Zuschauerschaft in den Vereinigten Staaten. Ich glaube nicht, dass das wirklich so ankommen würde auf der anderen Seite.
Heise: Verstehen Sie eigentlich die deutsche Diskussion im Moment um diese Rede von Obama vorm Tor?
King Mallory: Ja, ich kann es schon verstehen, dass es stattfindet.
Heise: Was glauben Sie, wie es ausgeht, für was würden Sie plädieren? Darf er da sprechen oder nicht?
King Mallory: Wissen Sie, das ist eine innere deutsche Angelegenheit, zu der ich ungern Stellung nehmen würde. Das müssten die Bundeskanzlerin und der Bürgermeister unter sich irgendwie entscheiden. Das ist schwer für mich zu sagen.
Heise: Warten wir ab, was aus der Diskussion am Ende für eine Entscheidung herauskommt. Vielen Dank! Charles King Mallory, Direktor des Aspen Instituts in Berlin. Vielen Dank für dieses Gespräch!
King Mallory: Gerne geschehen!
Das Gespräch mit Charles King Mallory können Sie bis zum 10. Dezember 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio
Charles King Mallory: Na, das ist schwierig zu sagen. Ich glaube, vor allem geht es um innenpolitische Themen im Wahlkampf. Es würde mich erstaunen, wenn es nicht eine Zumischung von innenpolitischen Fragen auch beinhalten würde. Aber immerhin soll es eine Grundsatzrede zur Außenpolitik sein, habe ich gelesen.
Heise: Das heißt, Sie vermuten auch nicht, dass es jetzt eine Rede ist, die eher eine Wahlkampfrede sozusagen, die er einfach ins Ausland verlagert hat. Keine Rede, die nur an die Amerikaner gerichtet ist?
King Mallory: Ich glaube, die Rede wird hauptsächlich an Amerikaner gerichtet sein, aber wird zum Thema Auslandspolitik sein. Ja, das ist eine interessante Bühne für eine solche Rede.
Heise: Knüpft er mit einer Rede vorm Brandenburger Tor an die eben erwähnten Auftritte anderer Präsidenten, aber auch anderer großer Geister an?
King Mallory: Oh, ohne Zweifel, ohne Zweifel. Ich meine, man muss sehen, dass die Frage, die so ein bisschen im Hintergrund schwebt, in Amerika ist, kann man diesen sehr charismatischen jungen Mann, der eigentlich verhältnismäßig wenig Erfahrung hat auf der nationalen Bühne, die Führung von zwei heißen Kriegen in Afghanistan und Irak zumuten. Das ist die Frage, die so schwebt, unbeantwortet. Und mit seinem Auftritt beim Brandenburger Tor möchte er, glaube ich, im Unterbewusstsein symbolisch seinen Führungsstil, seine mögliche Führung mit der erfolgreichen Führung eines Pat zwischen dem Sowjetlager und dem Westen verknüpfen und auch natürlich auch mit dem Erfolg dieser 40-jährigen Auseinandersetzung.
Heise: Das heißt, Sie würden schon sagen, dass das Brandenburger Tor als Symbol in Amerika tatsächlich immer noch ein Symbol ist, Erinnerungen an den Kalten Krieg und der Triumph der USA, da so rausgegangen zu sein?
King Mallory: Es ist ein Symbol der Trennung Deutschlands und einer langen Auseinandersetzung und schwierigen Auseinandersetzung in der Außenpolitik, wo man sich nicht sicher war, ob man wirklich der Aufgabe gewachsen war. Aber trotzdem nach 40 Jahren gemeinsam mit den Alliierten, nicht nur alleine als Amerikaner, den Erfolg errungen hat. Und natürlich dies im Unterbewusstsein mit seiner Person zu verknüpfen, ist, glaube ich, eine von den Zielsetzungen, wo er möglicherweise der Gefahr ausgesetzt ist, dass jemand ihn dann angreift wegen seiner verhältnismäßig geringen Erfahrung in der Außenpolitik.
Heise: Das heißt, Sie sehen da auch durchaus eine Gefahr drin? Es ist nicht so einfach, da jetzt anzuknüpfen an diese Gefühle, an die Gewissheit, aber auf der richtigen Seite zu stehen, sondern es ist eben auch gerade die Gefahr. Er setzt sich auch einer Gefahr aus?
King Mallory: Ja, weil er hat ja in der Vergangenheit ein paar Aussagen gemacht, die wirklich nicht zutreffend waren. Er hat zum Beispiel gesagt, er würde darauf bestehen, dass Pakistan gegen die Taliban eingreift. Eigentlich als Amerikaner können wir auf nichts bestehen mit den Pakistanis. Er könnte auf dieser Bühne auftreten und dann so etwas wieder bringen, und dann wäre es auch total daneben gegangen.
Heise: Haben Sie denn den Eindruck oder glauben Sie, dass er mit einer solchen Symbolik tatsächlich die Gefühle der Amerikaner in diese Richtung lenken könnte?
King Mallory: Ja, in gewissen Teilen der Bevölkerung schon. Es ist zu sehen, inwiefern es wirklich einen wesentlichen Eindruck hat. Ich muss ehrlich gestehen, viele Amerikaner sind nicht auf Empfang für Wahlkampf bis zu einem Monat vor der Wahl oder zwei Monate. Die Sommerpause, 24. Juli, die sind alle am Strand. Es ist ein Bruchteil der Bevölkerung, der da wirklich aufpasst, aber es wird eine Wirkung haben.
Heise: Sind Sie denn überhaupt auf Empfang für ein Symbol wie das Brandenburger Tor?
King Mallory: Ach, schon. Schon. Ich glaube, die meisten Amerikaner sind sehr positiv Deutschland gegenüber eingestellt, und das hat positive Klänge bei Amerikanern.
Heise: Erwarten Sie danach dann eigentlich auch eine Anfrage des republikanischen Kandidaten John McCain? Er könnte das Symbol ja genauso nutzen.
King Mallory: Ich werde das nicht, weil man will ja nicht me-too-Kandidat sein. Und es ist einfach eine schlichte Tatsache, dass die Anzahl der Zuschauer oder Zuhörer, die da anwesend sein würden, bei McCain wesentlicher geringer sein würden als bei Obama. Und das möchte er nicht dann auf dem Bildschirm auftauchen sehen in den Vereinigten Staaten und dann bloß dastehen.
Heise: Herr Mallory, bei aller Symbolik, dazu zählen ja auch Kandidaten in Gummistiefeln zum Beispiel bei Hilfsmaßnahmen oder Leute, die dann die Mauerkelle in die Hand nehmen. Hält man da den Wähler da nicht für einfältiger, als er ist?
King Mallory: Ich glaube, viele Wähler werden natürlich sofort kapieren, was die Zielsetzung da ist. Aber es ist einfach eine schlichte Tatsache, dass ein wesentlicher Teil der Wähler auch emotionell getrieben ist und dass die emotionelle Seite wichtig ist und die symbolische Seite wichtig ist und desto wichtiger, wenn man eigentlich verhältnismäßig geringe Substanz hat, mit der man sich eigentlich außenpolitisch sozusagen beweisen kann.
Heise: Und das ist das, wo wir vorhin schon drauf hinwiesen, dass Obama gerade auf seiner außenpolitischer Seite noch einiges irgendwie so draufzuladen hat. Kommen wir mal zum eigentlich Besuch. Was verbindet Obama eigentlich mit Deutschland?
King Mallory: Ja, im Moment ist er natürlich der Außenpolitische, der ist Vorsitzender des Unterausschusses für Europa von dem Ausschuss für internationale Angelegenheiten des Repräsentantenhauses und hat auch damit natürlich eine Zuständigkeit. Soweit ich weiß, ist er in Indonesien groß geworden und hat nicht so wahnsinnig viel Kontakt mit Europa in der Vergangenheit gehabt. Aber er hat sehr stark in seiner Wahlkampfkampagne betont, wie wichtig es sei, gute Verhältnisse mit den Alliierten zu haben, zuzuhören, wo ich nur zustimmen kann. Und eigentlich finde ich die Idee, dass er hierher kommt, um zuzuhören und sich eine Meinung zu bilden von den Ansichten der Alliierten überhaupt nicht verkehrt.
Heise: Glauben Sie, dass er eigentlich auch das Bild der Wiedervereinigung einer gespaltenen Nation im übertragenen Sinne auf die USA ja bringen will, sozusagen gespaltene Nation USA, denn seine Botschaft, Obamas Botschaft, ist ja immer Change und Versöhnung vor allem?
King Mallory: Es kann sein, dass es eine Zielsetzung ist. Aber ich würde bezweifeln, das klingt mir ein bisschen zu nuanciert für die Zuschauerschaft in den Vereinigten Staaten. Ich glaube nicht, dass das wirklich so ankommen würde auf der anderen Seite.
Heise: Verstehen Sie eigentlich die deutsche Diskussion im Moment um diese Rede von Obama vorm Tor?
King Mallory: Ja, ich kann es schon verstehen, dass es stattfindet.
Heise: Was glauben Sie, wie es ausgeht, für was würden Sie plädieren? Darf er da sprechen oder nicht?
King Mallory: Wissen Sie, das ist eine innere deutsche Angelegenheit, zu der ich ungern Stellung nehmen würde. Das müssten die Bundeskanzlerin und der Bürgermeister unter sich irgendwie entscheiden. Das ist schwer für mich zu sagen.
Heise: Warten wir ab, was aus der Diskussion am Ende für eine Entscheidung herauskommt. Vielen Dank! Charles King Mallory, Direktor des Aspen Instituts in Berlin. Vielen Dank für dieses Gespräch!
King Mallory: Gerne geschehen!
Das Gespräch mit Charles King Mallory können Sie bis zum 10. Dezember 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio