„Sylvie’s Love“ auf Amazon Prime

Schwarze Liebe im Korsett der 50er

07:34 Minuten
Ein Liebespaar steht auf dem Gehweg einer vom Straßenlaternen ausgeleuchteten Straßen. Sie tragen die Mode der Fünfzigerjahre.
Musik verbindet: Sylvie und Robert haben sich in einem Plattenladen in New York kennengelernt. © Picture Alliance / dpa/ Amazon / Courtesy Everett Collection
Von Anke Leweke · 13.01.2021
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Mit "Sylvie's Love" orientiert sich Regisseur Eugene Ashe am klassischen Melodram. Mit seinem eleganten Film erzählt er im Harlem der 50er-Jahre von einer Liebesbeziehung, die an Grenzen stößt und dadurch politisch ist.

Worum geht es?

Harlem, Anfang der 50er-Jahre: In einem Plattenladen entdecken Sylvie (Tessa Thompson) und Robert (Nnamdi Asomugha) ihre gemeinsame Begeisterung für Jazz. Sie empfiehlt ihm eine LP des Saxofonisten Sonny Rollins. Robert spielt selbst Saxofon und lädt Sylvie zu einem Konzert ein. Gerade wurden er und seine Band von einer weißen Managerin unter Vertrag genommen.
Sylvie ist nicht nur begeistert von den Improvisationskünsten des talentierten Musikers, sie mag auch seine zurückhaltende Art. Doch ihre Eltern haben Einwände gegen diese Liaison. Außerdem ist die junge Afroamerikanerin bereits verlobt, ihr Zukünftiger kämpft gerade im Koreakrieg

Was ist das Besondere?

Dieser Film spielt mit den Genre-Elementen des klassischen Melodrams der 50er. Die Räume sind warm ausgeleuchtet, die Farben kräftig und satt, die Kamera agiert elegant. Es entsteht ein visueller Schutzraum für das Paar, in dem diese Liebe gelebt werden kann.
Nun könnte man dem Regisseur vorwerfen, dass er in Zeiten von "Black Lives Matters" einen einfachen Liebesfilm dreht. Doch zum einen lässt Eugene Ashe seine Figuren mit ihren konventionellen Geschlechterrollen hadern. Zum anderen betreibt der Regisseur Politik auf einer anderen Ebene, wenn er dem Paar ästhetische Mittel zur Verfügung stellt, die es am Ende der 50er-Jahre niemals für eine Liebesgeschichte mit schwarzen Protagonisten gegeben hätte.

Bewertung

"Sylvie’s Love" gelingt es, im Gewand eines klassischen Melodrams von immer noch aktuellen Geschlechterkonflikten zu erzählen. Die elegante Ästhetik des Films wirkt zunehmend brüchig und bringt Abgründe zum Vorschein, die den Figuren erst nach und nach bewusst werden.

"Sylvie’s Love", USA 2020
Regie: Eugene Ashe
Mit: Tessa Thompson, Nnamdi Asomugha, Ryan Michelle Bathe, Regé-Jean Page
Länge: 114 Minuten, auf Amazon Prime

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