Surrealismus

Überrumpelung mit Prothesen-Splatter

Szene aus "Der Stachel des Skorpions", 6. Episode, von John Bock.
Szene aus "Der Stachel des Skorpions", 6. Episode, von John Bock. © © John Bock / Institut Mathildenhöhe
Alexandra Mangel im Gespräch mit John Bock und Ralf Beil |
1930 wurde Luis Bunuels Film "Das Goldene Zeitalter" uraufgeführt und geriet gleich zum Skandal - was ganz im Sinne Bunuels war. Was uns der Surrealismus heute sagen kann, zeigt eine Ausstellung in Darmstadt.
"Der Stachel des Skorpions" heißt eine Ausstellung in der Mathildenhöhe Darmstadt und darin dreht sich alles um Luis Bunuels Film "Das Goldene Zeitalter" ("L'Age d'Or").
1930 uraufgeführt - und sofort ein Skandal! Rechte Gruppen verwüsteten das Kino, der Film wurde verboten, 50 Jahre lang. Erst 1981 durfte er wieder gezeigt werden.
Für die Ausstellung auf der Mathildenhöhe sind alle sechs Episoden von "L'Age d'Or" neu verfilmt worden. Für das Projekt konnte Ausstellungsleiter Ralf Beil das Künstlerinnen-Kollektiv "Chicks on Speed", den Fotografen Tobias Zielony, das Münchner Duo M+M, die Künstler Julian Rosefeldt sowie John Bock gewinnen. Letzter hat sich um die Schlussszene des Bunuel-Films gekümmert, die de Sade-Orgie aus "Die 120 Tage von Sodom".
Traumlogik und Collagen
Ausstellungsleiter Beil findet an Bunuels Film vor allem interessant, "dass er mit Traumlogik arbeitet". Film sei"eine Kunstform, die sich per se dem Unbewussten öffnet" und "Das Goldene Zeitalter" sei auch eine Vorlage für zeitgenössische Künstler, "weil er mit Collage spielt, mit Dokumentar-found-footage, und auch Künstler mit hineinnimmt", sagte Beil im Deutschlandradio Kultur.
Selbstporträt als Furunkelabkömmling
Der Aktionskünstler John Bock hat sich in seiner Verfilmung des Schlussteils auch an Pier Paolo Passolinis Film "Die 100 Tage von Sodom" orientiert, die wiederum sich auf de Sades berühmtes Skandalbuch bezieht. Allerdings sei er nicht auf Skandal aus gewesen, "so was geht in der heutigen Gesellschaft nicht mehr", er habe eine lustige Erotik darstellen wollen:
"Ich habe so Klischeefiguren eingebaut wie den Priester und die Zofe, den Priester als alter Lüstling, und dann habe ich mich selbst geboren aus einem Hähnchen heraus."
Ralf Beil: "Also das ist wirklich eine Szene, die sie sehen müssen, wie John Bock wirklich geboren wird als Abkömmling eines Furunkels und dann fiepst und wispert, während seine zwei Damen über ihm thronen. So eine Art Künstlerselbstporträt habe ich bisher in der Form noch nicht gesehen!"

Info: Die Ausstellung"Der Stachel des Skorpions"ist bis zum 5.10.2014 in der Mathildenhöhe Darmstadt zu sehen.