Fan-Initiative "1892 hilft"

Auf Suppentour mit Hertha-Anhängern

07:22 Minuten
Suppentour mit der Fan-Initiative "1892 hilft" in Berlin
Die Fan-Initiative "1892 hilft" verteilt Suppen und Heißgetränke an drei Stationen in Berlin (hier am Ostbahnhof). © André Ruschkowski
Von Thomas Wheeler · 12.03.2023
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Schlafsäcke ausgeben, Senioren einladen, Suppen verteilen: „1892 hilft“ will Berlin mit verschiedenen Aktionen etwas besser machen. Unser Kollege Thomas Wheeler hat die Fan-Initiative bei einer Suppentour begleitet.
„Wir laufen hier durch Friedenau gegenüber von der Hertha-Kneipe Fränkys, die ich noch gar nicht kannte bisher.“
Die Kneipe ist einer von mehr als einem Dutzend Partnern, die die Fan-Initiative „1892 hilft“ mit Sach- und Geldspenden unterstützen.
André Ruschkowski, eine echte Berliner Pflanze aus Neukölln, der mit sechs Jahren zum ersten Mal ein Herthaspiel im Olympiastadion gesehen hat, holt je eine große Kanne Kaffee und Tee ab. Der 44-Jährige ist Jugendsozialarbeiter und organisiert Fußballprojekte für Kinder und Jugendliche.

„In der Coronazeit war das so, dass wir Suppe verteilen wollten mit Jugendlichen. Dann konnten wir das nicht, weil eben Corona aufkam. Dann hat sich das angeboten, dass wir das mit ein paar Herthafans gemacht haben, weil die Suppe war nun mal da - und wir konnten loslegen. Dann hat sich das daraus gebildet.“

Frühere Projekte für Obdachlose

Aus der Grundidee, einmal im Monat Suppe verteilen zu wollen, ist inzwischen eine wöchentliche Tour geworden, bei der der Suppenbus in der Regel drei Plätze anfährt: den Bahnhof Zoo, den Alexanderplatz und den Ostbahnhof.

Einige Herthanerinnen und Herthaner von „1892 hilft“ haben Bedürftigen aber bereits vorher, im Hitzesommer 2020, geholfen. Als noch niemand von ihnen an die Gründung eines Vereins dachte, verteilten sie über 2.000 Liter Wasser in der Stadt.

Seit 2022 gibt es das Projekt "Schlafsackengel"

Und im Winter 2020/21, als viele Notunterkünfte für Obdachlose aufgrund der Coronapandemie geschlossen wurden, kümmerten sie sich darum, dass wohnungslose Personen die eisigen Nächte in beheizten Hostelzimmern verbringen konnten.

„Es waren 50 Obdachlose, die wir für 250 Nächte insgesamt, also pro Obdachlosen fünf Nächte - einer ein paar mehr, einer ein paar weniger - übernachten haben lassen.“
Seit einem guten Jahr ist „1892 hilft“ ein gemeinnütziger Verein. 2022 ist mit dem Projekt „Schlafsackengel“ eine weitere wöchentliche Tour hinzugekommen.

„Wo wir Schlafsäcke in der Stadt verteilen und schmutzige wieder einsammeln - und die zur Wäscherei bringen und somit beim nächsten Mal wieder Schlafsäcke haben, um sie zu verteilen.“   

Suppentour beginnt zur besten Fußballzeit

Doch zurück zur Suppentour: Wir verstauen die Tee- und Kaffeekanne in einem Kleintransporter, den Hertha-Präsident Kay Bernstein zur Verfügung gestellt hat, und los geht's. Es ist 15.30 Uhr.

„Hat er gemacht, als er bei Hertha noch nicht Präsident war. Kay kommt ja aus der Fanszene und hat ein eigenes Business gegründet und hatte dort einen Wagen.“

Suppe gibt es für jeden

Am Westhafen holen wir Suppe bei einem Berliner Caterer ab. Das Unternehmen beliefert sonst große Veranstaltungen und kocht für rund 3.000 Berliner Schülerinnen und Schüler.

„Da bleibt immer etwas übrig. Der Küchenchef dort, der Holger, hat gesagt, sie können uns gerne unterstützen mit "Rum fort". Und ich stand dann da, was ist denn "Rum fort"? Alles was rumliegt und fortmuss. Da bleibt einiges liegen.“

Ein Riesentopf, in den 40 Liter passen, ist fast bis zum Rand gefüllt. An diesem Donnerstag gibt es Blumenkohlsuppe mit Geflügelwiener.
André Ruschkowski (links) von der Fan-Initiative "1892 hilft" im Gespräch mit Thomas Wheeler
André Ruschkowski (links) von der Fan-Initiative "1892 hilft" im Gespräch mit Thomas Wheeler© André Ruschkowski

Wir wollen Menschen, die sich das nicht leisten können, unterstützen. Oder die aufgrund von psychischen Problemen nicht in der Lage sind, sich da so drum zu kümmern, dass sie eine warme Mahlzeit haben. Es zielt viel auf Obdachlose, da wir auch Schlafsäcke, Zelte dabeihaben. Aber bei der Suppe ist es so, dass wir, selbst wenn jetzt ein Bänker käme mit Anzug, Schlips und Krawatte und sagt, er hat Hunger und will eine Suppe essen. Warum sollen wir Nein sagen?

Jugensozialarbeiter André Ruschkowski

Mittlerweile sind wir zu dritt, denn Manuel Lambers ist zugestiegen. Er unterstützt "1892 hilft" seit November 2021.
Während seiner Studienzeit in Regensburg ist der 29-Jährige auf die Fan-Initiative durch Social Media aufmerksam geworden.

„Ich fand das eine Supersache. Und tatsächlich war es mit das Erste, was ich gemacht habe, als ich wieder nach Berlin zurückgekommen bin, dass ich eine Nachricht geschrieben habe und meine Hilfe angeboten habe.“

Das KaDeWe unterstützt mit Donuts

Es ist Manuels erstes soziales Engagement. Vom Westhafen fahren wir zum KaDeWe, wo wir Donuts abholen, und dann geht es weiter zur Bahnhofsmission am Zoo.
Dort halten sich diesmal nicht so viele Hungrige auf, denn die Mission ist geschlossen. Vom Bahnhof Zoo machen wir uns auf den Weg zum Alexanderplatz, wo der Suppenbus unter der Eisenbahn- und S-Bahnbrücke Station macht. Dort ist deutlich mehr los.

Auch Hundefutter und Sanitärartikel dabei

Während André Ruschkowski neue Löffel besorgt, kümmern sich Manuel und ich um die Ausgabe von Essen und Heißgetränken.

„Wollen Sie was haben? Einen Kaffee? Dann mache ich hier mal einen Kaffee."
An Bord hat der Bus immer auch Hundefutter, Sanitärartikel und Kleidung. Von warmen Socken bis zur dicken Jacke ist alles dabei. Danach wird genauso gefragt wie nach Einweggläsern, denn einige möchten gerne etwas mehr Suppe mitnehmen.

Letzte Station ist der Ostbahnhof. Auch dort freuen sich einige Frauen und Männer über eine warme Mahlzeit und einen Kaffee oder Tee.
Anschließend bringen wir das, was noch übrig geblieben ist, zur Kältehilfe Berlin, wo ungefähr 30 Menschen übernachten können.

Nächstes Projekt mit Senioren

Einmal im Monat kommt der Vereinsvorstand von "1892 hilft" zusammen und tauscht sich aus. Das nächste Projekt ist bereits in Planung.

„Nächstes Ding, was in der Pipeline steckt, ist der Klub der alten Dame. Haben wir letztes Jahr schon einen Probelauf gemacht, wo wir Seniorinnen und Senioren zu Hertha einladen wollen - zu einem Hertha-Spiel. Gerne in Begleitung einer Begleitperson. Der Sohn oder die Tochter - oder irgendeinen, den sie gerne mitbringen möchten, gerne auch aus Senioreneinrichtungen. Dieses wollen wir gerne mit Kaffee und Kuchen machen und sind da mit Hertha in Gesprächen.“

Damit es am Saisonende auch was zu feiern gibt, wäre es für alle Hertha-Fans natürlich umso schöner, wenn die alte Dame im 131. Jahr ihres Bestehens erneut den Klassenerhalt perfekt machen könnte.

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