Super Bowl

Spektakel der Superlative

State Farm Stadium in Glendale, Arizona
Das State Farm Stadium in Glendale ist eigentlich Heimstätte der Arizona Cardinals. © Imago / Mark J. Rebilas
Von Kerstin Zilm · 12.02.2023
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Die teuersten Tickets, die höchsten Wetten, Werbespots für einen neuen Höchstpreis: Beim Super Bowl in Glendale in Arizona kommt es zu neuen Rekorden. Erstmals stehen sich bei dem Sportereignis zwei Brüder gegenüber.
Es wird episch. Unerhört. Etwas niemals zuvor Gesehenes

„Let’s be epic. Let this be a moment in time that people never had seen or heard before,” schwärmt Adam Blackstone, musikalischer Direktor der Halbzeitshow, in einem Fernsehinterview.

Zuschauer zahlen durchnittlich rund 8000 Dollar

Was er für die Show verspricht, erhoffen sich Fans weltweit vom gesamten Spiel. Eins ist klar: Es wird mal wieder ein Super Bowl der Superlative. Die teuersten Tickets. Inklusive Hotel, Flug, Bier und Hotdog werden Zuschauer im Durchschnitt gut 8000 Dollar ausgeben.
Die höchsten Wetten. Insgesamt mehr als eine Milliarde Dollar. Die überraschendsten Werbespots für einen Rekordpreis: sieben Millionen für 30 Sekunden. Dazu ein humpelnder Quarterback. Zwei Brüder in den gegnerischen Teams - und ihre Eltern im Ausnahmezustand. Travis Kelce spielt für Kansas. Sein zwei Jahre älterer Bruder Jason für Philadelphia. Mutter Donna leidet jetzt schon.
Ein Traum werde wahr, aber auch ihre größte Angst. Denn einer von beiden müsse verlieren und beide seien darin richtig schlecht.
Travis Kelce von den Kansas City Chiefs (links) und sein Bruder Jason von den Philadelphia Eagles
Beim Super Bowl treffen diesmal Travis Kelce von den Kansas City Chiefs (links) und sein Bruder Jason von den Philadelphia Eagles aufeinander.© picture alliance / AP Photo / Ed Zurga
Das sind allerdings kleine Sorgen im Vergleich zu dem, was die Stimmung komplett verderben und zu schweren Konsequenzen für die Liga hätte führen können. Denn am 2. Januar wurde ein NFL-Albtraum wahr.

Zweifel an der Spielersicherheit

Vor Millionen Zuschauern kollabierte Buffalo-Bill-Spieler Damar Hamlin nach einem Routine-Tackle auf dem Feld. Herzstillstand. Mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus. Ausgang ungewiss.

Damit standen erneut Zweifel an der Spielersicherheit, die Brutalität des Sports und die Frage nach der Zukunft von Football im Fokus. Doch rechtzeitig vor den Begegnungen zur Qualifikation für die Meisterschaft erholte sich Damar Hamlin. Auf Social-Media-Kanälen seiner Mannschaft wandte er sich mit einer klaren Botschaft an die Fans:

Was mir passiert ist, war ein Zeichen Gottes, meine Leidenschaft und Liebe für das Spiel mit der Welt zu teilen. Wovon Ihr auch träumt, es kann wahr werden, wenn Ihr dran glaubt und dafür arbeitet, egal was euch passiert.

Buffalo-Bill-Spieler Damar Hamlin

Das Aufatmen der Ligaleitung war im ganzen Land zu hören. Die Diskussion um Spielersicherheit wieder einmal aus den Schlagzeilen verdrängt. Wie auch Debatten über eine neue Studie, wonach Afroamerikaner in der Regel körperlich gefährlichere Mannschaftspositionen zugeteilt bekommen als ihre weißen Mitspieler. Oder die Frage, warum noch immer nur zwei NFL-Teams von schwarzen Trainern gemanagt werden.

Erstmals zwei afroamerikanische Quarterbacks

Immerhin: Zum ersten Mal in der Liga-Geschichte treffen im Super Bowl zwei afroamerikanische Quarterbacks aufeinander: Jalen Hurts von den Eagles und für Kansas der am Knöchel verletzte Patrick Maholmes. Und für die Halftime-Show hat die NFL den Super Coup gelandet: Rihanna, Superstar aus Barbados.

Seit sechs Jahren warten Fans auf ein neues Album. Mutter ist Rihanna inzwischen geworden. Und Chefin eines Mode- und Make-up-Imperiums. Der Super Bowl, sagt sie, das ist der Traum aller Entertainer. Die Herausforderung sei aber gleichzeitig nervtötend:

"The Super Bowl is one of the biggest stages in the world. It’s an entertainers dream. But it's nerve racking.”

Super-Bowl-Show als politisches Statement

Nervtötend auch deshalb, weil die USA und Football-Fans weltweit inzwischen nicht nur Eins-A-Unterhaltung von der Show erwarten, sondern auch ein politisches Statement.

Vor vier Jahren lehnte Rihanna das Angebot, beim Super Bowl aufzutreten, ab. Aus Solidarität mit Colin Kaepernick. Der wurde aus der Liga ausgebootet, nachdem er während der Nationalhymne am Spielfeldrand gegen Polizeibrutalität und Rassismus protestiert hatte. Warum sie diesmal zugestimmt hat, verrät Rihanna nicht. Sicher ist: Der Druck auf die neunfache Grammy-Gewinnerin ist hoch.
Wesley Morris, Kulturkritiker der "New York Times":

Die Halbzeitshow ist zum Test geworden nicht nur dafür, wo die NFL politisch steht, sondern für die Position der US-Gesellschaft in Sachen Rechte für Frauen und Afroamerikaner. Die NFL hat da nicht viele gute Antworten auf dem Feld. Der Druck, das auszugleichen, liegt bei den Künstlern und die bewegen sich auf einem Minenfeld.

Wesley Morris, Kulturkritiker der "New York Times"

Rihanna ist sich dessen natürlich auch bewusst. Sie sagt: Nur eine Herausforderung wie diese konnte sie von ihrem Baby wegholen.

„Being a new mom, nothing would have gotten me out the house. If it wasn't a challenge like that.
Ihren Fans verspricht sie: Die Halftime-Show wird garantiert kein Wiegenlied:
"Not a lullaby. My fans are killing me. They did not wait this long for a lullaby.”

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