Suche nach einem neuem DFB-Präsidenten

Anpfiff für Reformen beim Fußball-Bund

04:50 Minuten
Ute Groth, Vorsitzende des DJK Tusa 06 Düsseldorf, steht am Fußballplatz des Vereins. Die Düsseldorferin bewirbt sich um die Präsidentschaft des Deutschen Fußballbundes.
Ist der nächste DFB-Präsident eine Präsidentin? Ute Groth, Vorsitzende des DJK Tusa 06 Düsseldorf würde das Amt gerne übernehmen. © dpa/Henning Schoon
Von Heinz Schindler · 23.06.2019
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Veränderungen sind notwendig Deutschen Fußball-Bund, findet Ute Groth – und wollte sich als erste DFB-Präsidentin bewerben. Die Amateurvereins-Vorsitzende hat offenbar einen Nerv getroffen. Doch der Weg zur Kandidatur ist schwieriger als gedacht.
Drei Kilometer von der bekannten Altstadt entfernt möchte man den Namen Düsseldorf am liebsten auf der letzten Silbe betonen. Denn im Stadtteil Flehe mischen sich dörfliche Strukturen mit städtischer Bebauung. Im Vereinsheim des DJK TusA Düsseldorf hat Ute Groth stets die Autobahnbrücke über den Rhein im Blick. Sie selbst wollte ebenso verbinden – den Amateurfußball mit dem Präsidentenamt beim DFB. Und hat kandidiert.
"Ich habe mich über diese Entwicklung geärgert, dass es drei Präsidenten gab, die nicht geeignet waren und zurücktreten mussten", sagt Groth. "Das ist meiner Meinung nach keine Vorbildfunktion mehr und alle gucken auf den DFB. Auch ganz unten, die gucken nach oben. Und wenn da unfähige Leute an der Spitze sind, dann ist das nicht gut. Und deswegen habe ich gesagt, jetzt musst du mal was tun. Nicht, dass da wieder sowas passiert."

Kleine Vereine fühlen sich nicht vertreten

Viele Amateure fühlen sich nicht optimal vertreten vom großen DFB. Manchen stoßen die Worte von Vizepräsident Rainer Koch beim Amateurfußballkongress im Frühjahr immer noch sauer auf bezüglich der Idee der kleinen Vereine, vom großen Umsatz im Profifußball etwas abzubekommen.
Koch erklärte damals: "Ich habe auch noch nie die Diskussion gehört, dass Helene Fischer aufgefordert wurde, die Gesangskultur in den deutschen Gemeinden zu fördern."
Motivation genug sich zu bewerben für Ute Groth, die von Beruf Bauleiterin ist und ihrem Verein mit 1600 Mitgliedern seit zwölf Jahren ehrenamtlich vorsteht. Sie hat mit dafür gesorgt, dass ein Leistungszentrum für Mädchen- und Frauenfußball entstanden ist.
"Ich kann Leute zueinander bringen, die gemeinsam Projekte in die Wege leiten, und ich kann mich um Finanzen kümmern. Und ich habe auch Netzwerke geknüpft, um mit den Leuten zu arbeiten, die Drumherum aktiv sind und uns unterstützen. Also eigentlich das Komplettpaket ‚Vorsitzender‘."

Antrag beim Landesverband ohne Ergebnis

Doch so einfach ist es dann auch nicht für jemanden, die sich berufen fühlt, an die Spitze des DFB zu kommen.
"Das ist tatsächlich so, dass der DFB das in seiner Satzung auch so zu stehen hat: Er sagt zwar, dass er sieben Millionen Mitglieder hat. Aber das ist nicht, wie man das in einem klassischen Verein vermuten könnte, dass die sieben Millionen auch sagen könnten: ‚Ich bin bereit, sowas zu machen, ich stelle mich zur Wahl.‘ Beim DFB sind es offiziell nur 27 Mitglieder, die Verbände und die DFL. Und das sind die Mitglieder. Unter denen kann man dann aussuchen. Nicht die sieben Millionen. Nicht Lieschen Müller."
Der Landesverband Niederrhein hätte sie bei seiner Tagung, bei der auch DFB- Vize Koch zu Gast war, nominieren müssen. Der Antrag wurde gestellt – aber ohne Ergebnis.
"Widerstände kann ich jetzt vielleicht nicht so sagen, aber es ist erstmal von der Tagesordnung wieder runter genommen worden. Es war ein Antrag, der ist nicht behandelt worden. Man hat gesagt, man wartet jetzt erstmal das Anforderungsprofil des DFB ab und dann wird man entscheiden. Also, es ist nicht so ganz klar, was jetzt passiert."

Es geht vor allem um viel Geld

Ihr Bewerbungsschreiben hat der DFB an eine Schweizer Unternehmensberatung weitergeleitet. Die soll das Profil des nächsten Präsidenten definieren.
"Also ich hätte zum Beispiel nicht erwartet, dass eine Unternehmensberatung einen Vereinsvorsitzenden sucht. Das ist für mich eine Geschichte. Wenn eine Firma jemanden sucht, dann ist das gut. Aber nicht ein Verein. Und der DFB ist immer noch ein gemeinnütziger Verein."
Dem es aber offenbar nicht darauf ankommt, dass der Nachfolger von Reinhard Grindel weiß, wie man einen Verein führt. Ein Wirtschaftsfachmann wird offenbar ins Auge gefasst.
"Das klingt so gar nicht nach Amateursport. Ich habe am Wochenende erfahren, dass der DFB sich sehr stark um seine DFB GmbH kümmern muss. Da geht es um ganz viel Geld. Von daher ist da für den Aufsichtsrat jemand mit solchen Kenntnissen dringend erforderlich."

Nun theoretische Chancen

Die Chancen der 60-Jährigen, erste Präsidentin zu werden, sind nur theoretisch. Doch sie hat auch ohne Amt gewonnen. Hat offensichtlich einen Nerv getroffen, indem sie wachrüttelt und Fragen aufwirft, die viele Ehrenamtliche und Breitensportfußballer beschäftigen.
"Es wird sich nicht um den Amateurfußball gekümmert. Es ist alles sehr intransparent, was da passiert. Wo gehen die ganzen Gelder hin? Wieso ist so eine Kandidatensuche immer so ganz versteckt abgelaufen? Also, es sind so ganz viele Sachen, die für den einfachen Menschen auf der Straße und auf dem Fußballplatz nicht mehr nachvollziehbar sind. Und das nervt auch alle und da müsste was geändert werden."
Ute Groth hofft, dass ihre Kandidatur der Anpfiff für Reformen ist. Sie braucht dafür allerdings bundesweit noch Mitstreiter – Fußball ist schließlich ein Mannschaftssport.
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