"Such' dein Heil und find' es nie"

Gast: Marek Janowski / Moderation: Uwe Friedrich |
Er sei der Welt noch den "Tannhäuser" schuldig, soll Richard Wagner wenige Tage vor seinem Tod gesagt haben – vierzig Jahre nach Niederschrift dieser "großen romantischen Oper". Auch das Publikum scheint seinen Frieden mit diesem Werk nie wirklich gemacht zu haben. Eine Herausforderung selbst für einen erfahrenen Wagner-Interpreten wie Marek Janowski.
Das Wagner-Jahr 2013 (200. Geburtstag) kündigt sich allmählich an: In dieser Spielzeit startet Marek Janowski einen konzertanten Zyklus der zehn großen Wagner-Opern in der Berliner Philharmonie. Mit seinem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin stellt Janowski einen anderen Wagner zur Diskussion als jenen, den man sich in den Opernhäusern landauf, landab ansehen kann – ein Wagner-Konzentrat ohne szenische Zusätze.

Gerade dem "Tannhäuser" kann eine solche Interpretation nicht schaden, hat er doch die besseren Regisseure oft zur Verzweiflung und die schlechteren zum Kitsch gebracht. Wie er die Geschichte des zwischen Venus und Elisabeth, zwischen sinnlicher und keuscher Liebe hin- und hergerissenen Sängers Tannhäuser auf die Bühne bringen soll, darüber hat Richard Wagner lange nachgedacht. Der von Marek Janowski favorisierten Dresdener Urfassung (1842-45) fügte er später für das Pariser Publikum eine um ein Ballett angereicherte Version hinzu, die ihr Ziel aber verfehlte: Die französischen Ballett-Habitués hatten die Trillerpfeifen schon griffbereit, um die Vorstellung zu stören.

Charles Baudelaire schrieb damals – 1861 – als Gegenreaktion einen Essay über Wagner: das Gründungsdokument des hingebungsvollen französischen Wagnerismus.

Kein Wunder, dass die Titelrolle des "Tannhäuser" zu den anspruchsvollsten Tenorpartien überhaupt zählt – Lauritz Melchior, Max Lorenz und Wolfgang Windgassen gehörten zu ihren größten Interpreten. Bei anderen Sängern, so erinnert sich Janowski an seine Jahre als Opernkapellmeister, war man schon froh, wenn sie die Vorstellung irgendwie überstanden. Und nicht einmal das gelang immer...
Marek Janowski
Marek Janowski© Promo