Stuttgarter Philharmoniker mit Nareh Arghamanyan

Beethovens Testament

Die Pianistin Nareh Arghamanyan
Die Pianistin Nareh Arghamanyan © Marco Borggreve/kd schmid
20.03.2016
Dem selten zu hörenden Klavierkonzert des russischen Komponisten Anton Rubinstein widmet sich Nareh Arghamanyan mit den Stuttgarter Philharmonikern unter Leitung von Stefan Blunier, außerdem gibt es die zweite Sinfonie Ludwig van Beethovens und ein Werk des russischen Komponisten Rodion Schtschedrin, das direkt auf Beethoven Bezug nimmt.
Beethoven und zwei russische Komponisten oder: "Schtschedrin liest Beethovens Testament". Die Programmkopplung in diesem Konzert der Stuttgarter Philharmoniker hat etwas. Sie spannt Jahrhunderte und Werksichten zusammen und erinnert an Traditionen des Kulturaustauschs.
Der 1932 geborene Komponist Rodion Schtschedrin lebt abwechselnd in Moskau und München und symbolisiert damit den nicht immer störungsfreien Kulturtransfer Deutschland-Russland.
Anton Rubinstein hat das im vorletzten Jahrhundert quasi vorgelebt: Er tourte um 1870 als Klaviervirtuose durch Westeuropa, übernahm sogar die Leitung des Wiener Musikvereins und beeinflusste dennoch als Komponist und Pädagoge das russische Musikleben nachhaltig, unter anderem durch die Gründung des Konservatoriums in Sankt Petersburg. Mit Anton Rubinsteins viertem Klavierkonzert, das zunächst natürlich zum Ausdruck der eigenen Kunstfertigkeit am Piano entstanden war, feierten bald auch andere Musiker große Erfolge. Rubinstein schätzte die Werke Beethovens ungemein - dessen Klavierwerke ohnehin, doch sogar den in Russland ansonsten wenig geliebten "Fidelio", die einzige Oper des Bonner Klassikers. Rubinstein gilt - gemeinsam mit seinem dirigierenden Bruder Nikolaj - zudem als einer der ersten Komponisten in Russland, die eine eigenständige russische Position formulierten, jenseits aller Verehrung und Nachahmung für Importe aus Westeuropa.
Eine Art nachschöpferischer Interpretation ist Rodion Schtschedrins Sinfonisches Fragment "Beethovens Heiligenstädter Testament". Er komponierte es im Rahmen eines großen Münchner Beethoven-Projekts. Im 19. Jahrhundert wäre diese Herangehensweise an die Musik des Titanen kaum denkbar gewesen. Schtschedrin vertonte nicht etwa die Worte des bestürzenden biografischen Zeugnisses von Beethoven, sondern komponierte ein rein orchestrales Stück, das in aller Düsternis doch einen Hoffnungsschimmer zeigt. Der ist allerdings beinahe versteckt, als zarter Anklang an die Dritte Sinfonie, die "Eroica".
Liederhalle Stuttgart
Aufzeichnung vom 14. März 2016
Rodion Schtschedrin
"Beethovens Heiligenstädter Testament" - Sinfonisches Fragment
Anton Rubinstein
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 d-Moll op. 70
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
Nareh Arghamanyan, Klavier
Stuttgarter Philharmoniker
Leitung: Stefan Blunier