Studium

    Verhaltenes Lob zum Jubliläum

    Bachelor- und Masterabsolventen der "Hamburg School of Business Administration" warten am 02.10.2013 in Hamburg in der Handelskammer auf ihre Urkunden.
    Bachelor- und Masterabsolventen der "Hamburg School of Business Administration". © picture alliance / dpa / Axel Heimken
    19.06.2014
    Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge ist nach 15 Jahren Bologna-Reform in Deutschland mit wenigen Ausnahmen abgeschlossen. Die Proteste sind abgeflaut, aber Kritik gibt es weiterhin - nicht nur seitens der Studenten.
    Vor 15 Jahren startete in Europa eine gemeinsame Hochschulreform. Mit der am 19. Juni 1999 unterzeichneten Bologna-Erklärung sollte ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum eröffnet werden - mit vergleichbaren Abschlüssen und mehr Auslandsstudenten. Dazu gehörte auch die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge. In Deutschland wurde inzwischen ein Großteil der Studiengänge darauf umgestellt. Ärzte und Juristen schließen aber weiterhin mit Diplom ab, Lehrer machen nach wie vor Staatsexamen.
    Es gab zunächst heftige Studentenproteste gegen den "Bologna"-Beschluss. Die Studenten forderten, die Einführung der Bachelor und Master-Studiengänge zurückzunehmen, da die Studiengänge inhaltlich überfrachtet und zu verschult seien. Die Demonstrationen sind im Laufe der Jahre jedoch abgeflaut. Der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Holger Burckhart, sieht das auch im Respekt der Studenten davor begründet, dass die Hochschulen die Proteste sehr ernst genommen hätten; das äußerte er anlässlich des Bologna-Jubiläums. Das zweistufige System mit Bachelor- und Master-Abschluss sei seiner Meinung nach vor dem Hintergrund einer größer und unterschiedlicher gewordenen Studentenschaft ein "enormer Gewinn". Doch er räumt auch ein: "Wir haben die Reform durchgehetzt und die Studiengänge übersättigt, wir haben die Bildungsidee aus dem Blick verloren."
    Noch zu wenige Auslandsstudenten
    Kritik gibt es zudem daran, dass der Bachelor für den Berufseinstieg oft zu wenig sei. In einer Allensbach-Umfrage für das Reemtsma-Begabtenförderungswerk zweifelte vor kurzem mehr als jeder zweite Student daran, dass der Abschluss ausreichend auf das Berufsleben vorbereite.
    Was die Auslandserfahrung angeht, so gehen nach allgemeiner Einschätzung noch immer zu wenige Studenten für einen Teil ihres Studiums in ein anderes Land. Katharina Mahrt vom freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften (fzs) sieht Gründe dafür in dem Problem, ein solches Studium zu finanzieren. Auch die Anerkennung von im Ausland erbrachten Leistungen an der eigenen Hochschule sei nach wie vor problematisch.
    Und die Arbeitgeber? Die waren damals sehr für die Studienreform und auch für den Bachelor. "Bachelor Welcome" hieß eine 2004 auf den Weg gebrachte Initiative der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände (BDA) - 2012 unter dem Motto "Bologna@Germany" fortgesetzt -, in der die deutsche Wirtschaft die Einführung von Bachelor-Studiengängen eindeutig befürwortete und attraktive Berufseinstiege und Karrierewege in Aussicht stellte.
    Mehr berufsbegleitende Angebote gefordert
    Nun wollen die Arbeitgeber den derzeit verbreiteten schlechten Ruf des Bachelors verbessern. Irene Seling, Referentin für Hochschulpolitik der BDA und seit 2007 als Bologna-Beraterin unterwegs, bezeichnete die Reform im Interview mit Deutschlandradio Kultur als richtige Antwort auf die veränderten Bedingungen im Berufsleben: "Es reicht eben nicht mehr, von Anfang an alles zu lernen vor dem Einstieg in den Beruf, sondern das Lernen muss lebensbegleitend gestaltet werden." Es müsse vor allem auch berufsbegleitend sein, "statt komplex, lang und am Anfang des Berufslebens und für alle das Gleiche."
    Irene Seling zog eine positive Bilanz: "Aus unserer Erfahrung kommen die Bachelor-Studenten sehr gut in den Unternehmen an, das zeigen auch zahlreiche Studien." Aber natürlich gebe es auch Defizite in den Bachelor-Studiengängen. So fehle es häufig an Praxisorientierung in den Studiengängen. Stellvertretend für die Arbeitgeberseite äußerte sie den Wunsch für mehr berufsbegleitende Weiterbildungsangebote auf der Ebene der Masterstudiengänge an den Hochschulen. Dann würden auch mehr Bachelorabsolventen den Einstieg in den Beruf wagen.
    cwu
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