Das ganze Gespräch mit Jenni Zylka können Sie hier nachhören:
"Meine Studierenden lesen keine Zeitung mehr"
Moderation: Anke Schaefer · 12.04.2017
Dozentin für angehende Journalisten, Grimme-Preis-Jurorin und Moderatorin mit Faible für Film: Jenni Zylka ist zu Gast im neuen "Studio 9" am Mittag. Wir sprechen mir ihr unter anderem über das Medienverhalten der jungen "Millenials", die immer online sind.
Jenni Zylka hat viele Jobs. Sie arbeitet zum Beispiel als Moderatorin und Kuratorin für die Berlinale, als Dozentin für angehende Modejournalisten, als Jurorin für den Grimme-Preis und als Journalistin für den WDR, wo sie ein eigenes Literaturmagazin macht. Das Portfolio in ihren eigenen Worten:
"Ich arbeite ganz viel im Kulturbereich und mache alles, was Spaß macht und wenig Geld bringt."
Wir haben mit Jenni Zylka unter anderem über das Medienverhalten der sogenannten "Millenials" gesprochen: Auf regelmäßiges Zeitunglesen – ob auf Papier oder online – haben sie keine Lust mehr. Sie sind knapp unter 20 bis Mitte 30, praktisch mit Tablet und Smartphone groß geworden und konsumieren Nachrichten nur noch häppchenweise und am liebsten die von Freunden via Facebook servierten Inhalte. Die Journalistin und Dozentin entwirft ein ernüchterndes Porträt von ihren Studierenden:
"Meine Studierenden lesen keine Zeitung mehr – es sei denn, ich zwinge sie dazu oder sie gehören zu den seltenen Zeitungsfans", sagt Zylka. Wenn sie ihre Studierenden dann damit konfrontiere, dass diese ja nur selektiv und punktuell Nachrichten zur Kenntnis nähmen, die andere quasi vorausgewählt hätten, antworteten diese meistens: "Ja, genauso wollen wir das."
Bitte, bloß keine schlechten Nachrichten!
Oft bekomme sie von ihren Studierenden auch zu hören, diese wollten einfach keine schlechten Nachrichten mehr sehen und hören. Doch leider bestünden Nachrichten zu einem großen Teil aus unangenehmen News.
Die junge Generation sei zwar nicht unkritisch – es werde sogar viel kritisiert.
"Aber es ist ganz schwer, denen beizubringen, dass es – meinetwegen bei einer Reportage – immer zwei Seiten gibt. Die gehen irgendwo hin, lassen sich was erzählen und sagen dann: Oh, so ist das. Und es ist schwer, dieses Bewusstsein dafür zu wecken, dass jemand, der einem was erzählt, natürlich immer subjektiv aus seiner Position erzählt (…) Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich denke schon, dass das wirklich an der mangelnden Erfahrung liegt."
Und vermutlich liege dieses Unvermögen, ein Thema kritisch zu beleuchten, auch daran, dass sich die Millenials nicht mehr auf die in Nachrichtensendungen abgebildete Diversität von Themen und Meinungen einließen. Die aber könnte dabei helfen, Meldungen und Informationen besser einzuschätzen.
(mkn)