Studio 9 - Der Tag mit Bénédicte Savoy

Kunstwissenschaftlerin sieht Brain Drain innerhalb Europas

Bénédicte Savoy
Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy © Deutschlandradio / M. Hucht
Bénédicte Savoy im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 08.05.2017
Die Inszenierung zum ersten Auftritt des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron - analysiert von der Kunstwissenschaftlerin Bénédicte Savoy. Außerdem: Warum der neue Hauptstadtfinanzierungsvertrag indirekt den Brain Drain aus Südeuropa fördert, die Schleswig-Holstein-Wahl und Küchen als neue Statussymbole.
In Deutschland fließt im Vergleich mit anderen Ländern viel Geld in Kultur, Bildung und Wissenschaft. Das lockt beispielsweise Wissenschaftler aus dem Ausland an - und führe zu unsymmetrischen Verhältnissen in Europa, sagt die Kunstwissenschaftlerin Bénédicte Savoy.
Berlin bekommt mehr Geld vom Bund für Sicherheit, Kultur und Infrastruktur - heute wurde ein neuer Hauptstadtfinanzierungsvertrag unterzeichnet. Der Bund will sich nun auch an den Berliner Philharmonikern und der Opernstiftung beteiligen, Millionen Euro werden allein hier jedes Jahr flließen.
Bénédicte Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Berlin und Mitglied des Stiftungsrats der Kulturstiftung des Bundes, sagte dazu im Deutschlandfunk Kultur: "Mehr Geld für die Kultur ist immer gut." Man müsse auch noch mal daran erinnern, dass Europa vor allem eine kulturelle Angelegenheit sei - das hätten viele bereits vergessen.

Die Deutschen sind reich - so sieht man es in Frankreich

Andererseits fließe in Deutschland im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sehr viel Geld in den kulturellen Bereich, schränkte sie ein. Sie sei immer wieder erstaunt, wenn sie in Frankreich sei, wie Deutschland dort "mit seinem vielen Geld" wahrgenommen werde.
In der Universität sehe sie viele gut ausgebildete Nachwuchswissenschaftler aus Griechenland oder Spanien - "und in deren Ländern ist nichts".
"Wenn alles Intellektuelle, Innovative, wegen des Geldes nach Deutschland kommt und die anderen verrecken, kann es auf die Dauer nicht gut gehen."
Das deutsche Geld führe zu unsymmetrischen Verhältnissen in Europa, sagte Savoy. "Es ist nicht schlecht gemeint von Deutschland, nur die anderen haben kein Geld mehr."
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