Studien über Einsamkeit
Eine junge Frau arbeitet in "Die Anruferin" in einem Waschsalon und pflegt abends ihre kranke Mutter. Sie versucht die Situation zu kompensieren, indem sie fremde, im Telefonbuch gefundene Frauen anruft und ihnen eine Rolle vorspielt. Die Familienkomödie "Dan - mitten im Leben" rankt sich um einen verwitweten Vater, der sich neu verliebt.
"Die Anruferin"
BRD 2007, Regie: Felix Randau, Darsteller: Valerie Koch, Esther Schweins, Franziska Ponitz
Irm Krischka (Valerie Koch) ist eine junge Frau Anfang 30, lebt mit ihrer bettlägerigen, todkranken Mutter zusammen und arbeitet tagsüber in einem Waschsalon. Wenn sie abends nach Hause kommt, beginnt also so etwas wie eine zweite Schicht: nicht nur körperlich, sondern auch emotional belastend.
Die Mutter (Franziska Ponitz) wird als Alkoholikerin von einer wohlmeinenden Nachbarin mit Alkohol versorgt, sie besteht auf strengen Riten, wozu täglich frische Blumen vor einem gerahmten Foto gehören, auf dem zwei Mädchen, offensichtlich ihre Töchter, zu sehen sind. Zu der anderen Tochter scheint ein besonderes, die zweite, lebende Tochter kränkendes Verhältnis zu bestehen.
Dieser schwierigen Situation entflieht Irm immer wieder durch Anrufe zu fremden, im Telefonbuch gefundenen Teilnehmern, vornehmlich Frauen, denen sie eine Rolle vorspielt. Wechselweise die eines einsamen, kranken Kindes oder einer Mutter, die ihr krankes Kind soeben verloren hat. Die "Anruferin" erkauft sich so Zuwendung und Mitleid.
Die Ursache für diese ernsthafte psychische Störung scheint für uns Zuschauer auf der Hand zu liegen und die junge Frau tut uns leid, aber wenn wir erleben, wie kaltherzig sie sich dieser sehr intimen Telefonkontakte dann immer wieder entledigt, wie ratlose Menschen auf dem Friedhof ein Kinderbegräbnis suchen, das nie stattfinden wird, kommt ein böser Zug in den emotionalen Defekt und man fragt sich als Zuschauer, wohin der Film uns noch führen wird, denn eine simple Krankengeschichte ist kein Film.
Die psychische Studie über Einsamkeit und emotionale Verwahrlosung bekommt Spannung, als sich eine der angerufenen Frauen mit dem plötzlichen und so kränkenden Abbruch der Telefonkontakte nicht abfindet und der Sache auf den Grund geht. Selbst vom Tod ihres Mannes getroffen, wendet sie sich nicht ab, bleibt der gestörten jungen Frau hartnäckig auf den Fersen und versucht zu verstehen. Eine Beziehung gelingt, die Irm freilich zulassen muss. Eine verstörende, außergewöhnliche Studie, die mit nüchterner Kamera immer sehr nah an den beiden hervorragenden Darstellerinnen Valerie Koch und Esther Schweins ist.
"Dan - mitten im Leben"
USA 2007, Regie: Peter Hedges, Darsteller: Steve Carell, Juliette Binoche, Diane Wiest, John Mahoney
Diese Familienkomödie scheint einfach nur für Steve Carell inszeniert worden zu sein, in der sich der Melancholiker unter den US-Comedians mal in einer anderen Rolle für ein Mainstream-Publikum zeigen soll. Er spielt Dan, einen den verwitweten Vater, der seine drei Töchter für das alljährliche große Familienwochenende irgendwo an der Ostküste motivieren muss. Was gar nicht so einfach ist, denn außer der jüngsten, haben die Grazien ganz andere Interessen. Die Schufterei im Haushalt, die vergeblichen Erziehungsversuche füllen den Vorspann, dann sind wir mitten im Trubel.
Für Dan eine Zumutung, denn alle erwarten, dass er den Tod seiner Frau nun endlich verwindet. Auf einer seiner kleinen Fluchten lernt er die Französin Marie (Juliette Binoche) kennen und verliebt sich spontan. Doch als sie abrupt verschwindet und als Verlobte seines Bruders Mitch in der Großfamilie wieder auftaucht, ist der Konfliktknoten geschürzt. Versteckspiel, Verleugnung, Flirt, Entdeckung und Geständnis sind jedoch in ein geschickt gebautes Familienbeziehungsgeflecht eingebaut, das sympathische Charaktere zeigt und ohne übertriebene Situationskomik gut unterhält.
Neben Diane Wiest als Übermutter überzeugen diesmal auch die Kinderdarsteller, was angenehm auffällt. Nicht überzeugend aber ist ausgerechnet die Hauptfigur. Dass dieser überforderte Familienvater sein Geld ausgerechnet mit Ratgeberkolumnen verdienen muss, ist nur modischer Aufputz und so gar nicht einsichtig, auch, weshalb er als Profi mit seinem eigenen Gefühlshaushalt überhaupt nicht klarkommt. Steve Carell stolpert durch den Film, ist immer sympathisch anzusehen, kann aber wenig einbringen. Juliette Binoches Gastrolle als von allen geliebte Fremde verliert ihren Reiz in der deutschen Synchronfassung, die ihr den exotischen "französischen Touch" verwehrt.
BRD 2007, Regie: Felix Randau, Darsteller: Valerie Koch, Esther Schweins, Franziska Ponitz
Irm Krischka (Valerie Koch) ist eine junge Frau Anfang 30, lebt mit ihrer bettlägerigen, todkranken Mutter zusammen und arbeitet tagsüber in einem Waschsalon. Wenn sie abends nach Hause kommt, beginnt also so etwas wie eine zweite Schicht: nicht nur körperlich, sondern auch emotional belastend.
Die Mutter (Franziska Ponitz) wird als Alkoholikerin von einer wohlmeinenden Nachbarin mit Alkohol versorgt, sie besteht auf strengen Riten, wozu täglich frische Blumen vor einem gerahmten Foto gehören, auf dem zwei Mädchen, offensichtlich ihre Töchter, zu sehen sind. Zu der anderen Tochter scheint ein besonderes, die zweite, lebende Tochter kränkendes Verhältnis zu bestehen.
Dieser schwierigen Situation entflieht Irm immer wieder durch Anrufe zu fremden, im Telefonbuch gefundenen Teilnehmern, vornehmlich Frauen, denen sie eine Rolle vorspielt. Wechselweise die eines einsamen, kranken Kindes oder einer Mutter, die ihr krankes Kind soeben verloren hat. Die "Anruferin" erkauft sich so Zuwendung und Mitleid.
Die Ursache für diese ernsthafte psychische Störung scheint für uns Zuschauer auf der Hand zu liegen und die junge Frau tut uns leid, aber wenn wir erleben, wie kaltherzig sie sich dieser sehr intimen Telefonkontakte dann immer wieder entledigt, wie ratlose Menschen auf dem Friedhof ein Kinderbegräbnis suchen, das nie stattfinden wird, kommt ein böser Zug in den emotionalen Defekt und man fragt sich als Zuschauer, wohin der Film uns noch führen wird, denn eine simple Krankengeschichte ist kein Film.
Die psychische Studie über Einsamkeit und emotionale Verwahrlosung bekommt Spannung, als sich eine der angerufenen Frauen mit dem plötzlichen und so kränkenden Abbruch der Telefonkontakte nicht abfindet und der Sache auf den Grund geht. Selbst vom Tod ihres Mannes getroffen, wendet sie sich nicht ab, bleibt der gestörten jungen Frau hartnäckig auf den Fersen und versucht zu verstehen. Eine Beziehung gelingt, die Irm freilich zulassen muss. Eine verstörende, außergewöhnliche Studie, die mit nüchterner Kamera immer sehr nah an den beiden hervorragenden Darstellerinnen Valerie Koch und Esther Schweins ist.
"Dan - mitten im Leben"
USA 2007, Regie: Peter Hedges, Darsteller: Steve Carell, Juliette Binoche, Diane Wiest, John Mahoney
Diese Familienkomödie scheint einfach nur für Steve Carell inszeniert worden zu sein, in der sich der Melancholiker unter den US-Comedians mal in einer anderen Rolle für ein Mainstream-Publikum zeigen soll. Er spielt Dan, einen den verwitweten Vater, der seine drei Töchter für das alljährliche große Familienwochenende irgendwo an der Ostküste motivieren muss. Was gar nicht so einfach ist, denn außer der jüngsten, haben die Grazien ganz andere Interessen. Die Schufterei im Haushalt, die vergeblichen Erziehungsversuche füllen den Vorspann, dann sind wir mitten im Trubel.
Für Dan eine Zumutung, denn alle erwarten, dass er den Tod seiner Frau nun endlich verwindet. Auf einer seiner kleinen Fluchten lernt er die Französin Marie (Juliette Binoche) kennen und verliebt sich spontan. Doch als sie abrupt verschwindet und als Verlobte seines Bruders Mitch in der Großfamilie wieder auftaucht, ist der Konfliktknoten geschürzt. Versteckspiel, Verleugnung, Flirt, Entdeckung und Geständnis sind jedoch in ein geschickt gebautes Familienbeziehungsgeflecht eingebaut, das sympathische Charaktere zeigt und ohne übertriebene Situationskomik gut unterhält.
Neben Diane Wiest als Übermutter überzeugen diesmal auch die Kinderdarsteller, was angenehm auffällt. Nicht überzeugend aber ist ausgerechnet die Hauptfigur. Dass dieser überforderte Familienvater sein Geld ausgerechnet mit Ratgeberkolumnen verdienen muss, ist nur modischer Aufputz und so gar nicht einsichtig, auch, weshalb er als Profi mit seinem eigenen Gefühlshaushalt überhaupt nicht klarkommt. Steve Carell stolpert durch den Film, ist immer sympathisch anzusehen, kann aber wenig einbringen. Juliette Binoches Gastrolle als von allen geliebte Fremde verliert ihren Reiz in der deutschen Synchronfassung, die ihr den exotischen "französischen Touch" verwehrt.