Studie über die Leichtigkeit

20.12.2013
Jörg Widmann ist als Komponist und Klarinettist gleichermaßen erfolgreich. 1973 in München geboren, studierte er Klarinette in München und New York und begann mit elf Jahren mit dem Kompositionsunterricht. Dem Professor an der Musikhochschule in Freiburg wurden mehrere Klarinettenkonzerte als Solist gewidmet, die er auch uraufgeführt hat. In seinen Kompositionen widmet sich Jörg Widmann unterschiedlichen Genres.
Im Programmheft des Konzertes am 13. Dezember in der Stuttgarter Liederhalle schreibt Julika Jahnke über das Werk "Armonica" von Jörg Widmann, das in diesem Abend aufgeführt wird (siehe auch Link unten):Bevor die Glasharmonika in Vergessenheit geriet, erlebte sie einen lang anhaltenden und recht triumphalen Siegeszug durch Europa: Der amerikanische Erfinder Benjamin Franklin hatte das Instrument im Jahr 1761 in London aus einem Vorläufer, den "Musical Glasses", weiterentwickelt. Und unter dem vornehm italianisierten Namen "Armonica" ließ es sich dann auch schnell verbreiten.Bis in die Romantik hinein war die Glasharmonika verbreitet und beliebt. Ihr einziger Nachteil war ihre Empfindlichkeit. Von den 30 bis 40 ineinander geschobenen Glasglocken, die auf einer waagerechten Achse montiert waren und sich, per Pedal angetrieben, drehten, war auch schnell einmal eine zersprungen.Natürlich war auch Wolfgang Amadé Mozart, der stets ein feines Ohr für besondere Klangfarben hatte, fasziniert von der "Armonica". Heute ist das Instrument nur noch selten zu erleben. Umso persönlicher – ja, fast zärtlich – wirkt die Hommage, in der Jörg Widmann anlässlich des 250. Geburtstages von Wolfgang Amadé Mozart darauf zurückgreift. Selbst virtuoser Klarinettist, war er sehr bewegt vom vibrierenden, schwebenden Klang des Instrumentes.In Widmanns Stück entwickelt sich alles aus einem Glasharmonika-Ton. Daraus wird diese musikalische Welt gebaut. Mit ihrem feinen, schwebenden Klang bildet die Glasharmonika Ausgangs- und Endpunkt des ca. 15-minütigen Werkes. Dazwischen bietet sie einen reichhaltigen Nährboden, aus dem Widmann verwandte Orchesterklänge ableitet, die bald ein Eigenleben entwickeln und sich rhythmisch, melodisch und dynamisch immer weiter zu einem vielschichtigen Klangkosmos entwickeln.Harfe, Tamtam, Celesta und Wassergong oder die zart perlenden Klangspiele des Klaviers unterstreichen die sphärische, mystische Atmosphäre, die hier hervorgerufen wird. Kurz vor Ende des Werkes ertönen, vom Glasharmonikasolist gesungene, schlichte Vokalisen. Durch Luftgeräusche, die etwa das Akkordeon durch seinen Blasebalg oder die Holzbläser durch tonloses Blasen erzeugen, erscheint die Atmosphäre des Werkes noch viel unwirklicher, ephemerer und zugleich doch organisch.So weckt "Armonica" nicht nur Assoziationen an die Klangwelt des 18. Jahrhunderts, sondern scheint zugleich das Verstreichen der Zeit, das Aufflackern und wieder Verlöschen großartiger Epochen mit zu thematisieren. "Armonica" ist ein Auftragswerk der Stiftung Mozarteum zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadé Mozart und wurde am 27. Januar 2007 durch die Wiener Philharmoniker unter Pierre Boulez im Rahmen der Mozartwoche in Salzburg uraufgeführt.
Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle
Aufzeichnung vom 13.12.2013
Sergej Prokofjew
Sinfonie Nr. 7 cis-Moll op. 131

ca. 20:40 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Wolfgang Amadeus MozartKonzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622
Jörg WidmannArmonica für Orchester
Teodore Anzellotti, Akkordeon
Christa Schönfeldinger, Glasharmonika
Jörg Widmann, Klarinette
Leitung: Dima Slobodeniouk