Streitgespräch

Taugt der Filmpreis Lola als Vorbild für den Echo-Nachfolger?

Begehrte Statue: die Lola. - Der Deutsche Filmpreis ist die mit fast drei Millionen Euro höchstdotierte Kulturauszeichnung des Landes.
Begehrte Statue: die Lola. - Der Deutsche Filmpreis ist die mit fast drei Millionen Euro höchstdotierte Kulturauszeichnung des Landes. © dpa / Deutsche Filmakademie
Susanne Burg und Dirk Schneider im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 27.04.2018
Der Deutsche Filmpreis hat eine lange Tradition: Über die Vergabe entscheiden inzwischen die 1900 Mitglieder der Deutschen Filmakademie und nicht der Kartenverkauf an der Kinokasse. Kann das ein Modell für den Echo-Nachfolger sein?
Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt fast drei Millionen Euro dotiert. Damit ist er die höchstdotierte Kulturauszeichnung Deutschlands. Kann er möglicherweise auch über die Filmbranche hinaus positive Wirkung entfalten?
Nach der Abschaffung des Musikpreises Echo jedenfalls gibt es die Idee aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dass die Lola als Vorbild für den Nachfolger des Echo-Musikpreises dienen könnte.

"Die Lola hat lange experimentiert"

Beim Deutschen Filmpreis entscheide die Branche selbst in Form der Deutschen Filmakademie, in der 1900 Mitglieder aller Berufsgruppen des Kinofilms organisiert sind, erklärt Filmredakteurin Susanne Burg. "Die Lola hat lange experimentiert. Seit 13 Jahren ist das Auswahlverfahren orientiert an der Oscar Academy. Das heißt, die Mitglieder der Deutschen Filmakademie wählen. Es gibt ein dreistufiges Auswahlverfahren: Vorauswahl, Nominierung, Wahl der Preisträger."
Wenn die nominierten Filme bekannt sind, schauen sich alle Mitglieder die Filme an und stimmen über alle Kategorien geheim und schriftlich ab. Kommerzielle Gründe wie beim Echo spielten hier weniger eine Rolle, sagt Susanne Burg.

"Wer ist dann die Academy?"

Musikredakteur Dirk Schneider sieht die Idee kritisch, den "neuen Echo" in Anlehnung an den Deutschen Filmpreis zu verleihen.
"Wer ist dann die Academy? Wären das zum Beispiel die GEMA-Mitglieder oder der Deutsche Musikrat? Wenn es die GEMA-Mitglieder wären, dann hätte man keinen Kritikerpreis, sondern einen Preis der Leute, die letztlich für ihr eigenes Produkt stimmen, weil sie da natürlich auch ein bisschen mitverdienen wollen."
Dies sei auch die Kritik an der Deutschen Filmakademie und der Oscar Academy, räumt Susanne Burg ein. Unabhängige und radikale Filme seien in der Auswahl nicht dabei, weswegen die Oscar Academy jetzt stärker auf Diversität setze, damit eine größere Vielfalt an Filmen abgebildet werde.

Stars sind gut für die Einschaltquote

Es wäre gut, den Zweck des neuen Preises zu formulieren, was der Echo wohlweislich vermieden habe, betont Dirk Schneider und verweist auf den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, über den Musikjournalisten entscheiden. Er habe das Ziel formuliert, "künstlerisch und technisch höchstwertige Tonträger" durch einen Musikpreis zu fördern. "Das klingt vielleicht ein bisschen altbacken, ist aber erst mal ein gutes Ziel", so Schneider. Er schlägt vor, bestimmte Sparten mit einem Nachwuchspreis zu fördern.
Einschaltquoten bekomme man bei Preisverleihungen vor allem durch Stars, gibt Susanne Burg zu bedenken, insofern sei der kommerzielle Charakter nicht ganz zu vernachlässigen: "Wenn man auf den künstlerischen Aspekt setzt, dann sind unter Umständen auch Preisträger auf der Bühne, die das breite Publikum nicht so gut kennt."
(cosa)
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