"Streiten mit Bruder ist gefährlich"

Von Sina Fröhndrich · 12.06.2011
Vitali und Wladimir Klitschko – zwei Schwergewichte und eins der bekanntesten Brüderpaare der Boxgeschichte. Der Regisseur Sebastian Dehnhardt hat die beiden Ukrainer zwei Jahre mit der Kamera begleitet.
Die Fäuste in gepolsterten Handschuhen. Der nackte Oberkörper breit und muskulös. Der Blick entschlossen und furchteinflößend. So wurden Vitali und Wladimir Klitschko berühmt. Und so zeigt sie auch Regisseur Sebastian Dehnhardt in seiner fast zweistündigen Kino-Dokumentation. Aber ihm gelingt noch ein anderes Bild: Nachdenklich, schachspielend und überaus freundlich. Die beiden Muskelpakete als zwei nette Jungs von nebenan, bodenständig, irgendwie zum Knuddeln.

"Klitschko" ist ein wunderbares Portrait zweier ehrgeiziger Brüder - und zudem ein faszinierender Einblick in die Welt des Boxens.

Wladimir Klitschko: "Der Sport ist das beste Beispiel für die Gesellschaft. Vor allem für Jugendliche. Wenn man den Film sieht, weiß man genau, im Sport wird es nicht leicht gehen, genau wie im Leben. Nur dann kannst du erfolgreich sein, wenn du bist bereit, selbstbewusst. Wenn du Visionen hast, kannst du alles schaffen."

Wie die Klitschkos es geschafft haben, das illustriert Regisseur Dehnhardt mit eindrucksvollen, auch blutigen Bildern. Zwei Jahre lang hat er die Brüder begleitet – und frühe Filmaufnahmen auf Dachböden und in Kellern gefunden. Wo Bilder fehlen, erinnern sich Wegbegleiter der Klitschkos – wie etwa Mutter und Vater der beiden, die zum ersten Mal vor laufender Kamera über ihre berühmten Söhne sprechen:

"Mama? Alles in Ordnung, Vitali geht es gut!" - Mutter: "Wladimir rief mich danach dann noch mal an, um zu sagen: Ich habe vergessen dir zu sagen, dass ich dich liebe."

Mutter Nadeschda Klitschko sitzt aufrecht und stolz auf einer Sessellehne, als sie erzählt. Eine disziplinierte und standfeste Frau. Disziplin, Kampfgeist und Familie: Das sind die bestimmenden Werte im Leben der Klitschkos. Einer der zentralen Sätze im Film lautet: "Unsere Gegner kennen unsere Geheimwaffe nicht: Sie kämpfen gegen zwei Menschen."

"Wir haben unter uns nichts zu verstecken, wir haben sehr gutes Verständnis für einander, wie man sieht. Letztendlich sind wir eine Familie und da kann man Dinge klären, nicht mit Fäusten, sondern mit Gesprächen." - "Oh, streiten mit Bruder ist gefährlich."

Aber nicht immer sind sich die Brüder so einig wie bei der Vorstellung ihres Films. Sieben Jahre zuvor: Wladimir verliert gegen den US-Boxer Lamon Brewster. Seine Karriere steht auf dem Spiel:

"Nach dem Kampf saßen Vitali und ich im Flieger an. Vitali sagte, schau Dich mal im Spiegel an. Das war's! Wir haben uns zum ersten Mal im Leben angeschrien und ich habe gesagt: Vitali, sei nicht böse, das will ich allein machen."

An diese Zeit erinnern sich die Brüder ehrlich und ungeschminkt. Es sind starke Szenen wie diese, Nahaufnahmen, die den Film auch für Nicht-Box-Fans sehenswert machen.

Interview mit Sebastian Dehnhardt über seinen Klitschko-Film
Sebastian Dehnhardt
Sebastian Dehnhardt© picture alliance / dpa / Wolfgang Langenstrassen
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