Streit ums Kreuz
Nichterledigte Hausaufgaben werden über kurz oder lang bestraft. Irgendwann bleibt es nicht mehr nur beim Rüffel.
In der Politik sind nicht zu Ende geführte Diskussionen solche nicht gemachten Hausaufgaben. Mit meist sehr viel ernsteren Folgen. Wie die CDU es gerade erlebt. Da beruft der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff die türkischstämmige Parteifreundin Aygül Özkan in sein Kabinett und erntet großes Lob. Doch weder hatten Wulff, noch diejenigen, die ihm applaudierten, ihre Schularbeiten erledigt. Wulff nicht, weil er nicht wusste, wofür genau die erfolgreich integrierte Karrierefrau aus Hamburg steht. Und diejenigen, die so begeistert klatschten, hätten vielleicht mal nachfragen können, ob Wulff mit der Berufung Aygül Özkans mehr bezweckte, als nur einen Coup zu landen.
Und auch die 38-jährige Juristin hat ihre Aufgaben nicht gemacht. Sie hatte sich generell gegen religiöse Symbole in öffentlichen Schulen ausgesprochen, Kruzifixe, Kopftücher. Was zunächst dem Geist des sogenannten Kruzifix-Urteils entspricht, dass das Bundesverfassungsgericht 1995 fällte. Aber andere Gerichtsurteile räumten ein, dass die Schule kein absolut religionsfreier Bereich ist, wie am Religionsunterricht ersichtlich. Demnach sind Kruzifixe aber auch andere Glaubenssymbole erlaubt, solange sich nicht Lehrer und Eltern ausdrücklich dagegen wehren. Frei nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter.
Die designierte Sozialministerin bekam einen Vorgeschmack auf das politische Geschäft. Von ihren Parteifreunden, die sie in die Mangel nahmen.
Um sich daraus zu befreien, ihr Amt nicht aufgeben zu müssen, bevor sie es überhaupt antrat, schwenkte sie ein auf Wulffs Linie, der Kruzifixe in niedersächsischen Schulen nicht missen will.
Die CDU musste sich nicht für Andersgläubige öffnen, sie wollte es. Und hätte schon damals diskutieren müssen, was sie von ihren nicht-christlichen Mitgliedern erwartet. Ein Bekenntnis zu Deutschland, zu seinen Werten und Gesetzen, das Erlernen der deutschen Sprache. Soweit, so gut.
Doch was ist mit der Religion? Verlangt die CDU von allen ihren Mitgliedern, einschließlich der Andersgläubigen, sich allein für das Christentum stark zu machen? Über übergreifende, gemeinsame, verbindende Werte hinaus? Das brächte gläubige nicht-christliche CDU-Mitglieder unweigerlich in Konflikte mit ihrer Partei. Oder gibt sich die Partei mit dem C im Namen zufrieden damit, dass ihre nicht-christlichen Mitglieder den mehrheitlich verbreiteten Glauben in der CDU tolerieren, aber natürlich nicht propagieren?
Dann freilich dürfen ihre Mitglieder nicht wie im Moment auf eine Muslimin in ihren Reihen einhacken. Sondern sie müssten klarstellen, dass deren Meinung Platz in der Partei hat. Erst dann hätte sich die CDU tatsächlich geöffnet.
Eine Muslimin, die zu Kreuze kriecht, dient anderen Migranten gerade nicht als leuchtendes Beispiel für Integration.
Und auch die 38-jährige Juristin hat ihre Aufgaben nicht gemacht. Sie hatte sich generell gegen religiöse Symbole in öffentlichen Schulen ausgesprochen, Kruzifixe, Kopftücher. Was zunächst dem Geist des sogenannten Kruzifix-Urteils entspricht, dass das Bundesverfassungsgericht 1995 fällte. Aber andere Gerichtsurteile räumten ein, dass die Schule kein absolut religionsfreier Bereich ist, wie am Religionsunterricht ersichtlich. Demnach sind Kruzifixe aber auch andere Glaubenssymbole erlaubt, solange sich nicht Lehrer und Eltern ausdrücklich dagegen wehren. Frei nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter.
Die designierte Sozialministerin bekam einen Vorgeschmack auf das politische Geschäft. Von ihren Parteifreunden, die sie in die Mangel nahmen.
Um sich daraus zu befreien, ihr Amt nicht aufgeben zu müssen, bevor sie es überhaupt antrat, schwenkte sie ein auf Wulffs Linie, der Kruzifixe in niedersächsischen Schulen nicht missen will.
Die CDU musste sich nicht für Andersgläubige öffnen, sie wollte es. Und hätte schon damals diskutieren müssen, was sie von ihren nicht-christlichen Mitgliedern erwartet. Ein Bekenntnis zu Deutschland, zu seinen Werten und Gesetzen, das Erlernen der deutschen Sprache. Soweit, so gut.
Doch was ist mit der Religion? Verlangt die CDU von allen ihren Mitgliedern, einschließlich der Andersgläubigen, sich allein für das Christentum stark zu machen? Über übergreifende, gemeinsame, verbindende Werte hinaus? Das brächte gläubige nicht-christliche CDU-Mitglieder unweigerlich in Konflikte mit ihrer Partei. Oder gibt sich die Partei mit dem C im Namen zufrieden damit, dass ihre nicht-christlichen Mitglieder den mehrheitlich verbreiteten Glauben in der CDU tolerieren, aber natürlich nicht propagieren?
Dann freilich dürfen ihre Mitglieder nicht wie im Moment auf eine Muslimin in ihren Reihen einhacken. Sondern sie müssten klarstellen, dass deren Meinung Platz in der Partei hat. Erst dann hätte sich die CDU tatsächlich geöffnet.
Eine Muslimin, die zu Kreuze kriecht, dient anderen Migranten gerade nicht als leuchtendes Beispiel für Integration.