Streit um Nachkriegsmoderne

Haus von Architekt Oswald Mathias Ungers abgerissen

Architekt Oswald Mathias Ungers
Der 2007 verstorbene Architekt Oswald Mathias Ungers 2006 in seiner Bibliothek in Köln. © picture alliance/dpa/Foto: Jörg Carstensen
Von Nikolaus Bernau · 22.03.2017
Oswald Mathias Ungers war einer der großen Architekten der Nachkriegszeit. Er entwarf die Kunsthalle in Hamburg und das Wallraff-Richartz-Museum in Köln. Seine Villa Steimel bei Bonn sollte jetzt in die Denkmalliste aufgenommen werden. Die Eigentümer haben das Gebäude zuvor abgerissen.
Oswald Mathias Ungers, einer der großen deutschen Architekten der Nachkriegszeit, ist mit seinen kompromisslosen, rigiden Entwürfen zum Star geworden: Durchgerastert, sagen die Kritiker. Perfekt bis ins letzte Detail die Freunde seiner Entwürfe: Etwa die Kunsthalle in Hamburg, das Wallraff-Richartz-Museum in Köln oder bedeutende Teile des Frankfurter Messegeländes. Diese Bauten sind eher Ungers Spätwerk zuzurechnen. In den frühen Jahren seiner Karriere baute der 2007 verstorbene Architekt einige interessante Wohnbauten. Und dazu zählt wiederum die Villa Steimel in Hennef bei Bonn: Gerade war der Denkmalschutz dabei, das Bauwerk in die Denkmalliste aufzunehmen, doch die Eigentümer haben das Gebäude kurzerhand ohne Genehmigung abgerissen.

Eine bedeutendes Frühwerk Ungers

Bei der Villa Steimel handele es sich nicht einfach nur um ein Frühwerk von Oswald Mathias Ungers, sondern es war zweifellos ein sehr bedeutendes Frühwerk von Ungers, sagte Architekturkritiker Nikolaus Bernau im Deutschlandradio Kultur.
"Ungers kam gerade aus Großbritannien. Er hatte die großen Erfahrungen, auch aus Skandinavien, und brachte etwas vollkommen Neues in die Bundesrepublik hinein. Nämlich erstens diese internationale Erfahrung und zweitens, und ich denke, das ist auch ganz wichtig zu erinnern, eine Antistellung zu dem was in den 50er-Jahren so üblich war."
Die Villa Steimel war eine der bedeutendsten Einfamilienhäuser der 60er-Jahre in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa, betonte der Architekturhistoriker Thomas Steigenberger im Deutschlandradio Kultur.

Mögliches Gewinngeschäft für Eigentümer

"Ungers hat da noch einmal in aller Konsequenz umgesetzt, was er mit seinem eigenen Wohn- und Bürohaus in Köln, was ja glücklicherweise unter Denkmalschutz steht, vorgemacht hat. Es ist eine Wohnlandschaft mit ineinander übergehenden Speise- und Wohnbereich. Und es ist ein Gründungsbau des sogenannten Brutalismus in Deutschland. Brutalismus nicht im Sinne von brutal, sondern von Material, ehrlich und funktionsgerecht."
Der illegale Abriss der Eigentümer, eine Erbengemeinschaft, wird Folgen haben. Es können Strafen bis zu 250.000 Euro verhängt werden, sagte Architekturkritiker Nikolaus Bernau. Es handele sich aber um ein innerstädtisches Grundstück, daher könnte der spätere Gewinn für die Eigentümer viel größer sein, so Bernau.