Streit um Drehorgel-Kultur

mp3-Leierkästen auf dem Vormarsch

Drehorgel-Mann Miros spielt am 27.02.2015 in Berlin vor dem Brandenburger Tor.
Drehorgel-Spieler vor dem Brandenburger Tor © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Wilfried Skoppeck im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 07.04.2016
Drehorgelspieler lösen nostalgische Gefühle aus. Doch immer öfter spielen die bunt berockten Herren offenbar mp3-Dateien ab. Für Wilfried Skoppeck vom Club Deutscher Drehorgelfreunde ein echter Graus.
Unter Deutschlands Leierkastenmännern ist ein Streit zwischen Tradition und Moderne ausgebrochen. Während die einen ihrer Drehorgel noch auf traditionelle Weise über Drehgriff, Blasebalg und Pfeifen die Töne entlocken, spielen die anderen schnöde mp3-Dateien ab und tun nur noch so, als ob sie orgeln würden.
Wilfried Skoppeck vom Club Deutscher Drehorgelfreunde, der immerhin etliche Hundert Mitglieder hat, steht ganz auf der Seite der Traditionalisten. Eine mp3-Orgel sei gar keine Orgel, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Sondern eine "Mogelpackung".
Das Notenband einer Drehorgel über einer in ihre Grundbauteile demontierten Drehorgel zu sehen.
Die Grundbauteile einer traditionellen Drehorgel© picture alliance / dpa / Daniel Karmann
Den mp3-Abspielern warf er vor, allein kommerzielle Interessen zu haben und der Drehorgel-Kultur zu schaden:
"Es geht das Vertrauen in den Drehorgelspieler verloren", klagte er.
Die Anhänger der klassischen Drehorgel wollten hingegen auch Nachwuchs werben und diesen begeistern, sagte Skoppeck:
"Wir sind immer bestrebt, Jüngere an die Orgel heranzuführen. Mp3, sag' ich, die sollen einen mp3-Club gründen und dann da tätig sein. Das hat aber absolut mit uns nichts mehr zu tun."
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