Streit mit Japan um Walfang

Auf der Suche nach Schlupflöchern

Ein japanisches Walfangschiff im Hafen von Kushiro
Seit den 80er-Jahren ist kommerzieller Walfang wegen schwindender Bestände verboten. Derzeit bezeichnet Japan seine Jagd auf Wale als Forschungswalfang. © imago stock&people
Fabian Ritter im Gespräch mit Ute Welty |
Japan will offenbar wieder kommerziell Wale fangen und droht damit, aus der Internationalen Walfangkommission auszutreten. Das Land behauptet, die Wal-Bestände hätten sich erholt. Das weist der Meeresbiologe Fabian Ritter zurück.
Wird Japan schon bald wieder kommerziell Wale fangen und nicht nur - wie bisher - eingeschränkt und offiziell zu rein wissenschaftlichen Zwecken? Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen, hieß es zuletzt von der japanischen Fischereibehörde. Der Schritt werde aber erwogen. Wenn Japan dafür aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) austreten will, muss es dies bis 1. Januar beantragen.
Ein Zwergwal gleitet durch das blaue Wasser des Meeres.
Töten zu wissenschaftlichen Zwecken?© dpa/picture-alliance/
Die Drohung der japanischen Regierung ist nicht neu, weiß Fabian Ritter vom Wissenschaftsausschuss des IWC. Sie sei nur "die Spitze einer Eskalationsleiter", sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Über Jahre habe Japan versucht, Druck in der Walfangkommission aufzubauen. Für seine Versuche, "Schlupflöcher" gegen das Walfang-Moratorium zu finden, sei es immer wieder kritisiert worden - nicht nur innerhalb der Kommission. So habe der Internationale Gerichtshof geurteilt, dass das angeblich wissenschaftliche Walfang-Programm den Kriterien der Wissenschaft nicht gerecht werde: "Das alles hat Japan in den Wind geschlagen", so der Meeresbiologe.

Ein Walfänger kann die Walarten nicht zuordnen

Dass sich die Walpopulation erholt habe, sei nicht so eindeutig wie von Japan dargestellt. Einige Arten seien auf dem "aufsteigenden Ast", sagte Ritter. Aber: "Gerade in japanischen Gewässern kommen auch Populationen vor vom Minkwal - und das ist eine der Arten, die gejagt werden sollen - die tatsächlich bedroht sind. Und es ist sehr schwierig für einen Walfänger, die Wale tatsächlich zuzuorden. Das ist praktisch unmöglich."
Japan betrachte Wale grundsätzlich anders als der Westen: Hier seien die Tiere "Ikonen der Umweltbewegung". Für Japaner hingegen seien sie "nicht viel mehr als eine Ressource". Das Land hänge insgesamt stark vom Meer ab. Das sei "verankert in der Seele der Japaner", die sich nicht hineinreden lassen wollten.
(bth)
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