Strawinsky-Festival des RSB

Barockes durch die moderne Brille entdeckt

Farbenfrohes Gemälde von Jacques Emile Blanche (1861-1942), das den Komponsiten Igor Stravinsky zeigt.
Igor Strawinsky hatte ein Leben lang mit der schillernden Welt des Ballettes zu tun. © IMAGO / KHARBINE-TAPABOR
Moderation: Elisabeth Hahn · 20.05.2021
"Neoklassizismus" beschreibt eine Strömung um 1920: Komponisten nahmen alte Musik in die Hand und bearbeiteten sie in ihrem Duktus. Richard Strauss tat dies mit Musik von Couperin, Strawinsky zog sich Pergolesi heran. Aus Barockem erwuchs völlig Neues.
Die Musikwelt erinnert in diesem Jahr an den 50. Todestag des Komponisten. Auch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das zu diesem Anlass mit seinem Chefdirigenten Vladimir Jurowski ein Strawinsky-Festival auf die Beine gestellt hat.
Orchestermusiker mit Cembalo sitzten in größere Abständen voneinander und spielen nach Weisungen des Dirigenten.
Auch ohne Publikum im Auditorium herrscht Konzertatmosphäre während der Aufnahme im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks Berlin.© Rundfunk-Sinfonieorchester / Pohlenz_Olivia
Sechs Konzerte mit bekannter und unbekannter Musik von Strawinsky sind programmiert, immer kombiniert mit Werken anderer Komponisten - in diesem Konzert tritt Richard Strauss hinzu.

Französischer Barock wiederentdeckt

Mit tänzerischen Klängen von Richard Strauss startet das Konzert: Seine "Tanzsuite" ist ein Spagat zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert: alte Themenwelt des französischen Barockmeisters François Couperin hatte Strauss mit neuem Rhythmusgefühl und damals unbekannten Harmonien aufgefüllt. Damit wurde ein neuer Spot auf die damals relativ unbekannte, alte Musik gelegt.
Danach folgt die Burleske für Klavier und Orchester in d-Moll. Ein echtes "Kind des 19. Jahrhunderts" - Richard Strauss hat es mit Anfang 20 komponiert in den Jahren 1885 und 1886.

Barock plus Romantik

Trotz der barocken Themen hört man in der musikalischen Umsetzt deutlich die musikalischen Vorbilder Franz Liszt und Johannes Brahms. Der Solist des Abends, der Wiener Pianist Rudolf Buchbinder, liebt das Stück außerordentlich:
Danach folgt ein Schlüsselwerk von Strawinsky: das Ballett "Pulcinella", das er 1919 und 1920 komponierte. Als Vorlage diente ein Ballett mit Gesang auf ein Libretto der italienischen Commedia dell’arte von Giovanni Battista Pergolesi – inzwischen hat die Musikwissenschaft herausgefunden, dass nur etwa die Hälfte aus der Feder von Pergolesi stammt, unter anderem von dessen Zeitgenossen Domenico Gallo.

Arbeiten mit der Partitur

Igor Strawinsky nahm sich die Partitur des Werkes vor und schrieb in diese "Vorgabe" seine eigenen Ideen hinein, setzte neue Taktstriche, ergänzte eigene Einfälle, veränderte die Rhythmik, schob Musikabschnitte regelrecht übereinander und eignete sich das Stück damit völlig neu an - ein Riesenerfolg.

Natürlich mit Happy End

Pulcinella ist eine beliebte Harlekin-Figur der Commedia dell’arte, die sich in diesem Ballett gegen seine Feinde behaupten muss, bevor er seine geliebte Pimpinella heiraten kann. Zur Verwirrung der Anderen schickt Pulcinella einen Doppelgänger ins Geschehen. In diesem Konzert erklingt nicht, wie so oft, die Suite, sondern die gesamte Ballettmusik mit den Sängerpartien.
Drei Sänger lächeln stehend, da das Orchester, das vor ihnen sitzt, ihnen Beifall mit den Bögen zollt.
Die Solisten des Abends erhalten Beifall für ihren Strawinsky-Beitrag.© Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin/ Pohlenz_Olivia
Aufzeichnung vom 19. Mai 2021 aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks Berlin
Richard Strauss
"Tanzsuite" für kleines Orchester aus Klavierstücken von François Couperin
"Burleske" für Klavier und Orchester d-Moll
Igor Strawinsky
"Pulcinella", Musik zum gleichnamigen Ballett für Sopran, Tenor, Bass und kleines Orchester
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