Stratford-upon-Avon

Auf den Spuren von Shakespeare

Das Geburtshaus von William Shakespeare in Stratford-upon-Avon
Das Geburtshaus von William Shakespeare in Stratford-upon-Avon © picture-alliance/ dpa / MAXPPP
Von Friedbert Meurer · 23.04.2016
Stratford-upon-Avon putzt sich heraus. Nicht alles ist zum 400. Todestag William Shakespeares fertig geworden. Das Geburtshaus des Dramatikers, die Schule und sein Grab erwarten die Touristen - und jede Menge Kitsch aus dem "Gift Shop".
Die jungen Schauspieler führen eine Passage aus "Much Ado about Nothing" auf, "Viel Lärm um Nichts". Die Sonne strahlt auf den Vorplatz vor dem Geburtshaus William Shakespeares, einem Bau aus dem frühen 16. Jahrhundert. Braune Holzbalken, dazwischen ockerfarbener Lehm. Das Geburtshaus von innen, die Museumsführerin Anne Smith ist wie eine Magd aus elisabethanischen Tagen gekleidet:
"Das hier ist die gute Stube, das beste Zimmer. Die Tapeten an den Wänden konnten sich damals nur wenige leisten. "
Nebenan ist die Werkstatt von John Shakespeare, dem Vater, der Handschuhe herstellte. Überall an den Wänden hängen Handschuhe. Über eine steile Treppe geht es jetzt nach oben ins Schlafzimmer. Neben dem Ehebett steht eine Wiege auf dem Boden.
"Das ist nicht exakt die Wiege, in der William lag, aber sie stammt genau aus der Zeit."

Viele Zweifel und Unsicherheiten

Alle Ausstellungsstücke sind zwar aus der Zeit Shakespeares, aber nicht original aus seinem Elternhaus. Es gibt auch leise Zweifel, ob Shakespeare wirklich in diesem Haus geboren wurde.
Das gilt auch für sein Grab. Es liegt in der Holy Trinity Church direkt am Flüsschen Avon, ganz nach hinten geht es durch bis zum Altar. Vor Ostern erst wurde mit Bodenradar nachgeschaut, ob unter der Grabplatte wirklich der Leichnam William Shakespeares liegt. Der Scan war unscharf – angeblich fehlt der Kopf, aber auch das ist wie vieles: etwas unsicher.
"Er wurde hier begraben, ist sich Haupt-Küstner Paul Harris sicher. Drei Fuß tief unter der Erde, also einen Meter nur. Es wurde spekuliert, dass da kein Skelett drunter liegt. Der Radar hat die Umrisse gezeigt. Aber wir respektieren Shakespeares Wunsch, sein Grab nie zu öffnen."

Tourismus als gewaltiger Wirtschaftsfaktor

Zwei Millionen Touristen kommen jährlich, ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor Dafür gibt es dann auch ein wenig Klamauk. Gaukler singen und animieren die Besucher mitzumachen. Im Gift Shop, dem Souvenirshop des Geburtshauses, gibt es kleine gelbe Bade-Entchen im Shakespeare-Wams für fünf Pfund das Stück - "to quak or not to quak", steht an der Seite. Der Romeo-und-Julia-Badeschaum kostet 15 Pfund, eine rote Tudor-Rose knapp 10 Pfund – und für die, die es gruseliger mögen, gibt es einen Hamlet-Totenschädel aus Plastik für 7 Pfund das Stück.
Nicht alles wird rechtzeitig fertig zum 400. Todestag. Der Komplex "New Place", wo Shakespeare später selbst ein Haus kaufte, wird erst im Juli eröffnet. Die Schule wird auch noch renoviert, ein strahlend weißes, langgezogenes Fachwerkgebäude, das auch heute noch als Schule genutzt wird.
Ein Heiligenbild im Fachwerk des Geburtshauses von Shakespeare
Im Erdgeschoss des Geburtshauses sind alte Heiligenbilder im Fachwerk freigelegt worden.© Deutschlandradio/ Friedbert Meurer
Im Erdgeschoss sind alte Heiligenbilder im Fachwerk freigelegt worden. Nach der Reformation mussten die Katholiken sie übertünchen, das hat sie vor völliger Verwitterung bewahrt. Hinten an der Wand soll ein Multi-Mediazentrum entstehen.

Rummel vor dem Geburtshaus

Auch die Schauspieler vor dem Geburtshaus sind dem Rummel geschuldet, die Touristen vermissten ein wenig Theaterflair. Die Akteure sind alle junge, angehende Schauspieler. Selbst Leute, die kein Englisch verstehen, können Shakespeare erfassen, meint einer von ihnen, und erklärt, warum Shakespeare auch heute noch so große Wirkung erzielt.
"Er schrieb über die gleichen Dinge, die uns auch heute beschäftigen. Liebe und Eifersucht zum Beispiel Das hat auch für uns heute eine Bedeutung, wir empfinden ja weiter diese Emotionen."
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