Stramme Waden auf Postwertzeichen
Die Begeisterung für Fußball macht auch vor Philatelisten nicht. Das zeigt jetzt die Ausstellung "Fußball regiert die Welt" im Nürnberger Museum für Kommunikation: Dort werden etwa 5000 Briefmarken aus aller Welt präsentiert, die ein Abbild der Fußballgeschichte en miniature liefern.
Der Ball ist rund, das Tor ist eckig, doch die Briefmarken sind flach. Kein Problem für Philatelisten, Fußballbegeisterung und die Freude an kleinen Druckwerken miteinander zu kombinieren, wie die 5000 ausgestellten Fußball-Briefmarken in Nürnberg jetzt eindrucksvoll beweisen.
Bereits 1912 tauchen Kicker mit ihrem Leder auf der Schwarzweißfotografie einer Postkarte auf: beim olympischen Amateurfußballturnier in Stockholm. Doch die Geburtsstunde des Fußballs auf einer Briefmarke schlägt erst 1924, sagt Klaus-Peter Baschke vom Nürnberger Museum für Kommunikation:
"In diesem Jahr 1924 ist es gewesen, dass Uruguay das olympische Fußballturnier gewonnen hat. Und aus diesem Anlass heraus hat auch dieses Land Uruguay einen Satz von Briefmarken herausgegeben zu diesem Thema Fußball mit dem Motiv der griechischen Siegesgöttin Nike von Samothrake. Und da sieht man schon ganz deutlich, dass auch zu den Anfängen des Fußballs auf der Philatelie noch keine typischen Fußballszenen, Torraumszenen oder keine Persönlichkeiten dargestellt wurden, sondern tatsächlich der olympische Gedanke wurde aufgegriffen und auch bei der Gestaltung und Umsetzung dieser Briefmarke dargestellt."
Noch sind also keine strammen Fußballerwaden auf den begehrten Postwertzeichen zu finden. Auch nicht 1930 anlässlich der ersten Profi-Fußballweltmeisterschaft in Uruguay.
Baschke: " Die Fußballweltmeisterschaften, aber auch die Olympischen Spiele liefen ja eine Zeitlang parallel zueinander her. Da muss man wiederum wissen, dass die ersten olympischen Fußballturniere im Jahr 1900 begonnen haben. Die ersten Fußballweltmeisterschaften fanden aber erst im Jahr 1930 statt. Philatelistisch umgesetzt worden ist es eigentlich gar nicht, sondern es wurde zu diesem Anlass keine eigene Briefmarke in Uruguay herausgegeben, sondern ein so genannter Werbestempel."
1934 bei der Weltmeisterschaft in Italien avanciert das Fußballspiel dann auf einer Marke zum ersten Mal selber zum Motiv. Ein hechtender Torwart mit Käppi signalisiert vor antiken Säulen und einem Flugzeug sportliche Höchstleistung im Lande Mussolinis. Klar, dass diese Briefmarke nun ebenso in Nürnberg zu sehen ist, wie ein zwei Jahre später entstandenes Exemplar für die deutsche Olympiade von 1936. Ein schießender Fußballer in Grün macht da Werbung für das Deutsche Reich, während ein kleiner Hakenkreuzstempel auf dem Wertzeichen beinahe unauffällig für die Nazis die Propagandatrommel rührt.
Da setzt sich Haitis Diktator Francois Duvalier bei einem Sportevent mit seinem Konterfei auf einer Briefmarke schon wesentlich ungenierter in Szene und nutzt 1966 die Fußballbegeisterung der Massen für seine Zwecke.
Aus dem gleichen Jahr stammt übrigens die größte in der Schau präsentierte Marke. Rund 10 Zentimeter ist sie lang und etwa 7 Zentimeter breit. Fußballerbeine und eine irakische Fahne symbolisieren hier auf lila Untergrund Nationalstolz und Kickerbewusstsein in der arabischen Welt.
Dass die Philatelisten-Fußballfangemeinde im Zeitalter der Globalisierung überall ihre Spuren hinterlassen hat, dokumentiert in Nürnberg auch eine dreieckige australische Freimarke eines blumenbekränzten Spielers.
Baschke: "Sie müssen sich immer vorstellen, dass es der Wunsch jeden Landes ist, die bedeutendsten und wichtigsten und schönsten Seiten dieses Landes u.a. auch auf Briefmarken einfach darzustellen. Und so können Sie sich natürlich vorstellen, dass hier auf allen Kontinenten dieser Erde es natürlich der Wunsch eines jeden Landes ist, entweder selber Persönlichkeiten zu haben oder Erfolge zu haben auf dem Gebiete des Fußballes oder aber zumindest sekundär teilzuhaben an solchen großen Ereignissen."
Besonders farbenprächtige Gemälde en miniature aus Kamerun machen in der Nürnberger Briefmarkenschau deutlich, dass Fußball auch in Afrika viele Fans besitzt. Doch die kleinen Kunstwerke aus Papier bereiten nicht nur Freude, sondern sind auch eine beliebte Einnahmequelle.
Baschke: "Briefmarken sind ja im Prinzip lediglich Gebührenzettel. Das sind Gebührenzettel, die man bezahlt für eine Leistung, die ein Staat oder eine Postverwaltung ausführen sollen, nämlich die Beförderung eines Briefes. Desweiteren hat man solche Briefmarken auch mit schönen Motiven versehen. Und plötzlich war nicht nur rein diese Leistung im Vordergrund gestanden, sondern man wollte auch gerne diese unterschiedlichen Motive sammeln. Natürlich war dies auch ein finanzieller Erfolg eines jeweiligen Landes, wenn man eine Gebühr verkauft hat, aber diese Gebühr nicht in Anspruch genommen worden ist. Auf der anderen Seite gibt es dann rund um dieses Thema Briefmarke und Philatelie natürlich wiederum eine eigene Industrie. Die wiederum das Thema Briefmarke erweitert."
Deshalb Fehlen in diesem papierenen Fußballallerlei Kickergötter wie Pelé, Maradona oder Franz Beckenbauer als Kaufanreize auf Ersttagsbriefen, Sondermarken, Gedenkausgaben, Stempeln und Autogrammkarten ebenso wenig wie in Röcken steckende Ballartistinnen, die Fifa, die Weltmeisterschaft in Mexiko und natürlich 2006 in Deutschland.
Den Siegen der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften, vor allem das "Wunder von Bern" 1954 gegen Ungarn, ist in Nürnberg ein eigener Raum mit entsprechenden Devotionalien gewidmet. Dabei machen die präsentierten Briefmarken aus aller Herren Länder und einige ausgewählte Merchandising-Produkte eines deutlich: Fußball - in zunehmenden Maße aber auch Geld - regiert die Welt.
Service:
Die Ausstellung "Fußball regiert die Welt. Fußballgeschichte auf Briefmarken erzählt" ist vom 14. Dezember bis zum 15. Januar im Museum für Kommunikation Nürnberg zu sehen.
Bereits 1912 tauchen Kicker mit ihrem Leder auf der Schwarzweißfotografie einer Postkarte auf: beim olympischen Amateurfußballturnier in Stockholm. Doch die Geburtsstunde des Fußballs auf einer Briefmarke schlägt erst 1924, sagt Klaus-Peter Baschke vom Nürnberger Museum für Kommunikation:
"In diesem Jahr 1924 ist es gewesen, dass Uruguay das olympische Fußballturnier gewonnen hat. Und aus diesem Anlass heraus hat auch dieses Land Uruguay einen Satz von Briefmarken herausgegeben zu diesem Thema Fußball mit dem Motiv der griechischen Siegesgöttin Nike von Samothrake. Und da sieht man schon ganz deutlich, dass auch zu den Anfängen des Fußballs auf der Philatelie noch keine typischen Fußballszenen, Torraumszenen oder keine Persönlichkeiten dargestellt wurden, sondern tatsächlich der olympische Gedanke wurde aufgegriffen und auch bei der Gestaltung und Umsetzung dieser Briefmarke dargestellt."
Noch sind also keine strammen Fußballerwaden auf den begehrten Postwertzeichen zu finden. Auch nicht 1930 anlässlich der ersten Profi-Fußballweltmeisterschaft in Uruguay.
Baschke: " Die Fußballweltmeisterschaften, aber auch die Olympischen Spiele liefen ja eine Zeitlang parallel zueinander her. Da muss man wiederum wissen, dass die ersten olympischen Fußballturniere im Jahr 1900 begonnen haben. Die ersten Fußballweltmeisterschaften fanden aber erst im Jahr 1930 statt. Philatelistisch umgesetzt worden ist es eigentlich gar nicht, sondern es wurde zu diesem Anlass keine eigene Briefmarke in Uruguay herausgegeben, sondern ein so genannter Werbestempel."
1934 bei der Weltmeisterschaft in Italien avanciert das Fußballspiel dann auf einer Marke zum ersten Mal selber zum Motiv. Ein hechtender Torwart mit Käppi signalisiert vor antiken Säulen und einem Flugzeug sportliche Höchstleistung im Lande Mussolinis. Klar, dass diese Briefmarke nun ebenso in Nürnberg zu sehen ist, wie ein zwei Jahre später entstandenes Exemplar für die deutsche Olympiade von 1936. Ein schießender Fußballer in Grün macht da Werbung für das Deutsche Reich, während ein kleiner Hakenkreuzstempel auf dem Wertzeichen beinahe unauffällig für die Nazis die Propagandatrommel rührt.
Da setzt sich Haitis Diktator Francois Duvalier bei einem Sportevent mit seinem Konterfei auf einer Briefmarke schon wesentlich ungenierter in Szene und nutzt 1966 die Fußballbegeisterung der Massen für seine Zwecke.
Aus dem gleichen Jahr stammt übrigens die größte in der Schau präsentierte Marke. Rund 10 Zentimeter ist sie lang und etwa 7 Zentimeter breit. Fußballerbeine und eine irakische Fahne symbolisieren hier auf lila Untergrund Nationalstolz und Kickerbewusstsein in der arabischen Welt.
Dass die Philatelisten-Fußballfangemeinde im Zeitalter der Globalisierung überall ihre Spuren hinterlassen hat, dokumentiert in Nürnberg auch eine dreieckige australische Freimarke eines blumenbekränzten Spielers.
Baschke: "Sie müssen sich immer vorstellen, dass es der Wunsch jeden Landes ist, die bedeutendsten und wichtigsten und schönsten Seiten dieses Landes u.a. auch auf Briefmarken einfach darzustellen. Und so können Sie sich natürlich vorstellen, dass hier auf allen Kontinenten dieser Erde es natürlich der Wunsch eines jeden Landes ist, entweder selber Persönlichkeiten zu haben oder Erfolge zu haben auf dem Gebiete des Fußballes oder aber zumindest sekundär teilzuhaben an solchen großen Ereignissen."
Besonders farbenprächtige Gemälde en miniature aus Kamerun machen in der Nürnberger Briefmarkenschau deutlich, dass Fußball auch in Afrika viele Fans besitzt. Doch die kleinen Kunstwerke aus Papier bereiten nicht nur Freude, sondern sind auch eine beliebte Einnahmequelle.
Baschke: "Briefmarken sind ja im Prinzip lediglich Gebührenzettel. Das sind Gebührenzettel, die man bezahlt für eine Leistung, die ein Staat oder eine Postverwaltung ausführen sollen, nämlich die Beförderung eines Briefes. Desweiteren hat man solche Briefmarken auch mit schönen Motiven versehen. Und plötzlich war nicht nur rein diese Leistung im Vordergrund gestanden, sondern man wollte auch gerne diese unterschiedlichen Motive sammeln. Natürlich war dies auch ein finanzieller Erfolg eines jeweiligen Landes, wenn man eine Gebühr verkauft hat, aber diese Gebühr nicht in Anspruch genommen worden ist. Auf der anderen Seite gibt es dann rund um dieses Thema Briefmarke und Philatelie natürlich wiederum eine eigene Industrie. Die wiederum das Thema Briefmarke erweitert."
Deshalb Fehlen in diesem papierenen Fußballallerlei Kickergötter wie Pelé, Maradona oder Franz Beckenbauer als Kaufanreize auf Ersttagsbriefen, Sondermarken, Gedenkausgaben, Stempeln und Autogrammkarten ebenso wenig wie in Röcken steckende Ballartistinnen, die Fifa, die Weltmeisterschaft in Mexiko und natürlich 2006 in Deutschland.
Den Siegen der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften, vor allem das "Wunder von Bern" 1954 gegen Ungarn, ist in Nürnberg ein eigener Raum mit entsprechenden Devotionalien gewidmet. Dabei machen die präsentierten Briefmarken aus aller Herren Länder und einige ausgewählte Merchandising-Produkte eines deutlich: Fußball - in zunehmenden Maße aber auch Geld - regiert die Welt.
Service:
Die Ausstellung "Fußball regiert die Welt. Fußballgeschichte auf Briefmarken erzählt" ist vom 14. Dezember bis zum 15. Januar im Museum für Kommunikation Nürnberg zu sehen.

Sonderpostwertzeichen mit dem Motiv 'FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006' aus der Serie 'Für den Sport'© AP Archiv