Strafanzeige gegen Kampnagel

Ein Kunstprojekt, kein Flüchtlingsheim

Der Sprecher der Lampedusa-Gruppe, Asuquo Udo, und Esther Olaide Olokodena, Mitglied der Gruppe, vor dem Kunstprojekt und Flüchtlingsquartier "Ecofavela" auf Kampnagel in Hamburg.
Der Sprecher der Lampedusa-Gruppe, Asuquo Udo, und Esther Olaide Olokodena, Mitglied der Gruppe, vor dem Kunstprojekt und Flüchtlingsquartier "Ecofavela" auf Kampnagel in Hamburg. © dpa/picture alliance/Malte Christians
Moderation: Vladimir Balzer  · 08.12.2014
Die Hamburger AfD wirft Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard vor, Flüchtlinge illegal zu beherbergen. Dadurch leiste sie Beihilfe zu einer Straftat. Deuflhard wies die gegen sie erhobene Anzeige als "haltlos" zurück.
Die Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard ist vom Hamburger AfD-Landesvorstand wegen des Verdachts der "Beihilfe zu Ausländerstraftaten" und der Untreue bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. Hintergrund ist ein Kunstprojekt, bei dem sich Flüchtlinge kreativ betätigen und auch übernachten können.
Im Deutschlandradio Kultur hat Amelie Deuflhard die gegen sie erhobenen Vorwürfe als "ziemlich haltlos" zurückgewiesen. Sie habe sich bereits anwaltliche Hilfe geholt. Bei dem Aktionsraum für Flüchtlinge handele es sich um ein Kunstprojekt, das die Gruppe "Baltic Raw" ihr vor längerer Zeit vorgeschlagen habe, sagte Deuflhard:
"Das ich sehr interessant finde. Weil es eigentlich modellhaft eine andere Art von Unterbringung von Flüchtlingen vorschlägt. Und das hat jetzt erst einmal gar nichts mit legal oder illegal zu tun."
"Sozialer Dialog in einem offenen Raum"
Es sei nie darum gegangen, auf dem Gelände der Kampnagel-Fabrik ein Flüchtlingsheim zu errichten, betonte Deuflhard. Bei diesem Projekt gehe es vielmehr darum, dass man Menschen mit einer schweren Flüchtlingsgeschichte in Räumen unterbringe, die ihnen partiell Privatheit böten und gleichzeitig öffentliche Räume seien. Solche Aktionen hätte es in der Kunstgeschichte schon häufig gegeben. Auf diese Weise entstehe eine andere Art des "sozialen Dialogs in einem offenen Raum".
"Ein Austausch auf Augenhöhe zwischen Künstlern, die bei uns arbeiten, die Lust haben, mit den Flüchtlingen, die auch von überall her tagsüber vorbeikommen, etwas zusammen zu machen."
Deuflhard forderte zu einer ernsthaften Beschäftigung mit der Flüchtlingsproblematik auf:
"Wir können das nicht wegschieben mit Parolen wie 'Das Boot ist voll', 'Flüchtlinge werden Kriminelle' oder so. Wirklich rassistischen, feindlichen Äußerungen. Das kann es nicht sein."

Das Hamburger Künstlerkollektiv "Baltic Raw" hatte Ende November auf Kampnagel einen Aktionsraum für Flüchtlinge aus der Lampedusa-Gruppe eröffnet. Die Künstler wollen ihnen die "Ecofavela Lampedusa-Nord" bis zum Mai 2015 zur Verfügung stellen.

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