Stopp im Niemandsland

Von Christiane Kreiner |
Am Frankfurter Flughafen werden die Weichen gestellt für ankommende Flüchtlinge, die in Deutschland Zuflucht suchen und auch für diejenigen, die abgeschoben werden.
Ein junger Afrikaner wirft ein paar Körbe. Der Ball prallt auf deutschen Boden. Doch der ihn wirft, ist noch nicht in Deutschland eingereist. Er befindet sich im Transitraum: in einem Innenhof, Gebäude 587 A, Frankfurt Flughafen, Cargo City Süd.

Mitten im Industriegebiet, zwischen Lagerhallen und Logistikunternehmen, ein unscheinbarer Neubau. Überwachungskameras hängen in den Ecken. Die Außenwelt bleibt unsichtbar.

"Hessische Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Außenstelle Flughafen. Nach Paragraf 18 des Asylverfahrensgesetzes."

So heißt dieser Ort in Amtsdeutsch. Der junge Mann mit dem Basketball kam vor zwei Wochen am Frankfurter Flughafen an. Ohne Pass. "Asylum, please", hat er gesagt. Beamte der Bundespolizei haben ihn zur Flüchtlingsunterkunft gebracht. Er befindet sich im Flughafenverfahren. Hier soll in zwei Tagen in zwei Anhörungen geprüft werden, ob er die Asylgründe glaubhaft darlegen kann: bei der Bundespolizei und in einer zweiten vor dem Bundesamt für Flüchtlinge und Migration . Dann wird entschieden, ob er einreisen darf . Wenn ja, kann er nach der Einreise sein Asylbegehren weiterverfolgen, wenn nein, wird er zurückgewiesen. Er kommt in Haft. Er muss warten bis seine Papiere wieder beschafft sind. Das kann Wochen dauern, Monate oder ein Jahr.

"Das ist hier so eine Materialausgabe. Da sind so Dinge drin, die die Leute so brauchen: Zahnbürsten, Zahnpasta, Tempotaschentücher, Pampers für Kinder, Rasierer, Rasierpinsel, Rasierseife, diese Badeschlappen."

Michael Duchardt ist Sozialarbeiter. Er ist angestellt beim Land Hessen. Er führt durch die Gänge der Unterkunft, die seit 2002 in Betrieb ist. Perspektiven kann er hier leider keine liefern sagt er. Die Entscheidungen werden von den Sachbearbeitern des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge getroffen. Er ist mit seinen Kollegen für die Unterbringung, die Grundversorgung und Betreuung der ankommenden Flüchtlingen zuständig.

"Im Moment sind viele Leute aus Afrika hier, die sprechen fast alle Englisch, Französisch. Jetzt haben wir einen Fall, da spricht einer Kisuaheli. Das können wir hier natürlich nicht, da haben wir jetzt für morgen auch einen Dolmetscher bestellt. Ansonsten sind gängige Sprachen hier bei uns Arabisch, Persisch, Tamil gelegentlich, da müssen wir immer Dolmetscher bestellen."

Der Sozialarbeiter führt durch Gänge: hellgelb die Wandfarbe, clean die Anmutung. An den Wänden hängen Bilder in leuchtenden Farben, die eine Kollegin von Michael Duchardt mit tamilischen Flüchtlingen gemalt hat. Sie sollen Mut machen an einem Ort, an dem für viele die Hoffnung endet. Michael Duchardt öffnet ein leeres Zimmer mit Spinden und Kühlschrank. Für alleinreisende Männer, für alleinreisende Frauen, für Familien. Michael Duchardt zeigt die Bibliothek, Taschenbücher in verschiedenen Sprachen. Ein Schachspiel steht verwaist da.

"Das ist auch noch mal ein Aufenthaltsraum mit Fernseher mit Anschluss an das Fraport Fernsehnetz. Da gibt es auch ein paar hundert Programme in verschiedensten Sprachen. Da gucken die Leute sowohl Nachrichten als auch Spielfilme."

Der Fernseher läuft nonstop: BBC, Nachrichten aus dem Iran, Nachrichten aus Somalia, Nachrichten aus Sri Lanka. Ein junger Afrikaner schaut kurz auf als er das Mikro sieht. "Somalia, Somalia" sagt er eher zaghaft. Nach seiner Geschichte darf ich ihn nicht fragen. An diesem Tag sind 20 Flüchtlinge hier. 17 Männer, zwei Frauen, ein Staatenloser aus Palästina, die anderen aus Afghanistan, Marokko, Nigeria, Kongo, Ruanda, Somalia, Sri Lanka, Tansania, Sudan.

"Es gibt Leute, die mit gültigen Pässen einreisen, die bleiben eigentlich hier nur solange bis die Bundespolizei hier die verwaltungsmäßig sozusagen verarbeitet hat. Die reisen dann ein in die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen. Da gibt es andere Fälle, die hier bearbeitet werden. Das sind all die Leute, die keine gültigen Reisepapiere haben, deren Identitäten nicht so klar sind."

Das Flughafenverfahren ist politisch höchst umstritten. Es wurde 1993 als Folge einer Grundgesetzänderung im Rahmen des Asylkompromisses installiert. Das Asylrecht wurde eingeschränkt, um die Zuwanderung nach Deutschland besser kontrollieren zu können. 2008 haben über 800 Asylsuchende das Flughafenverfahren durchlaufen. Mehr als die Hälfte durfte einreisen. Aber nur ein Prozent der Flüchtlinge, die das Flughafenverfahren durchlaufen, bekommt nach der Einreise in Deutschland Asyl. Zermürbendes Warten und Hoffen - auf ein Prozent.

"Jetzt kommen wir hier an den Räumen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vorbei, und zwar sind das Räume für Flüchtlinge unter 16 Jahren. Die sollen eigentlich hier drin gar nicht sein, aber es ist so, dass die erst mal hier ein paar Tage blieben müssen bis sämtliche Formalien geklärt sind und sie dann der Obhut des Jugendamts übergeben werden."

Von 2007 bis 2008 hat sich die Zahl der alleinreisenden Kinder verdoppelt. 2008 waren 70 Kinder ohne Begleitung hier. Michael Duchardts Arbeit stößt jeden Tag an die Widersprüche der Asylgesetzes. 16-Jährige gelten laut Asylgesetz als volljährig.

"Die werden ja praktisch im Asylverfahren behandelt wie Erwachsene durch die Asylmündigkeit ab 16. Unterschied ist da allenfalls, dass die Minderjährigen während der Anhörung dann schon einen Rechtsanwalt zur Seite gestellt bekommen."

Ein junger Afrikaner steht im Gang. Sein Alter ist schwer zu schätzen. Er lehnt an einem Telefonapparat. Er spricht zuerst eine afrikanische Sprache, dann Französisch. Als er das Mikro sieht beendet er das Gespräch. Er will keine Mithörer. Er legt auf.

"Diese Menschen sind ja geflohen, weil sie sich überall bespitzelt fühlen oder in ihrer Freiheit, in ihrer Persönlichkeit, in ihrer Sicherheit eingeschränkt werden. Nun kommen sie hierher - und Sie sind ja hier auch schon durchgegangen -, und überall gibt hier Kameras, überall gibt es Sicherheitsleute, dann gibt es Leute in Uniform, die sie auch befragen. Diese Unsicherheit bleibt, und ich möchte wenn ich diese Gottesdienste mache, eben einen geschützten Raum anbieten."

Deshalb möchte Irene Derwein auch nicht, dass eine Journalistin beim Gottesdienst mit dem Mikro dabei ist. Sie ist evangelische Pfarrerin. Mit einem katholischen Kollegen teilt sie sich die Seelsorgearbeit in der Flüchtlingsunterkunft.

"Dann gehen wir jetzt in den Gebetsraum. Wir können auch hier rein, weil im Moment ist hier niemand."

Warmes Licht fällt in den Raum. Ein flauschiger apricotfarbener Teppich. Ein einfaches Holzkreuz an der Wand.

"Hier sehen Sie ja: das ist der Altar, das ist so ein ganz einfacher Holztisch in dem Gebetsraum."

Ein kleiner Raum für den Rückzug ins Innere. Tag und Nacht offen. Einen Stock höher gibt es ein Pendant für Muslime. Hier sind Heiligenbildchen aus Sri Lanka aufgestellt, aus Afrika. "Notre Dame de Kibeho, Kigali, Ruanda" steht da. Irene Derwein schlägt das Gebetsbuch auf. In französischer Schreibschrift hat jemand geschrieben:

"Chaque Jour passe ici dans cette prison pour moi est une experience de la vie. Chaque personne ne sais qui l'attend demain. Jeder Tag, den ich hier im Gefängnis verbringe, ist für mich eine Erfahrung des Lebens, denn niemand weiß, was ihn morgen erwartet."

Nach einem Seelsorgegespräch verlangen vor allem diejenigen, die zurückgewiesen werden, sagt die Pfarrerin. Sie müssen mit der Ungewissheit leben: Wann wird das sein? Und manchmal auch: Wohin?

"Wenn man sich überlegt, was alles investiert worden ist: die haben Geld, ihr Leben, alles haben sie auf eine Karte gesetzt, das Risiko eingegangen, dass sie während der Flucht umkommen, ganz viele. Und wenn sie dann hören, nee sie dürfen hier nicht rein ins Land, sie sind hier unwillkommen, dann bricht für diese Menschen eine Welt zusammen. In dieser Phase höre ich in Seelsorgegesprächen auch ganz oft Suizidandrohungen, weil das ist natürlich für diese Menschen ganz schwer den Blick woanders hinzurichten. Die sind so fixiert: Ich will hier bleiben! Hier ist die Rettung! Und dann zu sagen: nein dieser Weg geht nicht, aber es gehen vielleicht andere Wege. Lassen Sie uns gucken, was geht denn, wenn Sie zurückkommen."

Die Pfarrerin kann nur trösten, auffangen, Entscheidungen ändern kann sie nicht. Irene Derwein benennt ganz klar die Forderung der Kirchen: dass traumatisierte Menschen, schwangere Frauen, Minderjährige unter 18 einreisen sollen und vom Inland aus ihr Asylbegehren weiter verfolgen können.

Im Fernsehraum in der Flüchtlingsunterkunft läuft ein Bollywoodfilm. Die beiden Männer auf dem Sofa sind Tamilen. Sie sind vor ein paar Tagen am Frankfurter Flughafen gelandet. Sie sind aus Sri-Lanka geflüchtet. Sie wirken müde.

"Die häufigsten Symptome, die ich von den Flüchtlingen dort höre: massive Schlafstörungen, Alpträume, Angstsymptomatik, aber auch sehr viel Trauer über das, was passiert ist, und auch Angst davor, dorthin zurückgeschickt zu werden, wo man eigentlich geflüchtet ist."

Pavaneh Gorishi ist Psychotherapeutin. Einmal die Woche kommt sie in die Flüchtlingsunterkunft, um mit Menschen zu reden, deren Verhalten auffällig ist, die besonders irritiert und durcheinander wirken oder die depressive Stimmungen haben. Sie trifft auf Menschen, die posttraumatische Belastungsstörungen haben, manchmal auch ernsthaft psychisch erkrankt sind.

"Die befinden sich in einer Einrichtung, die geschlossen ist, sie dürfen diese Einrichtung nicht verlassen. Wenn sie dann zum Gericht gehen, dann werden sie begleitet von Polizisten, das ist eigentlich eine Maßnahme, die für die traumatisierten Flüchtlinge eine Re-Traumatisierung nach sich ziehen kann."

Schon die Anhörungen, die rasch innerhalb von zwei Tagen ablaufen, sind purer Stress. Pavaneh Gorishi macht Stellungnahmen in kritischen Fällen. Dann wenn die Aussagen des Befragten in der Anhörung immer wirrer werden, wenn es Löcher in der Erinnerung gibt - komplizierte Situationen für alle Beteiligten.

"Hier und da verwickeln sie sich auch in Widersprüche. Und das ist auch ein Grund dafür, dass sie dann als unglaubwürdig gelten beziehungsweise die Geschichte, die sie erzählen als unglaubwürdig den Entscheidern oder Entscheiderinnen erscheinen."

Vor kurzem hat Pro Asyl eine Studie veröffentlicht, die 32 Entscheidungen des Flughafenverfahrens aus den Jahren 2006 bis 2008 analysiert. Die Menschenrechtsorganisation übt Kritik an der Praxis der Befragungen. Sie konnte in mehreren Fällen dokumentieren, dass das Verfolgungsschicksal des Flüchtlings nicht vernünftig aufgeklärt wurde, dass gerade mögliche Traumatisierungen und psychische Probleme zu wenig ernst genommen werden, zum Beispiel im Fall eines Kurden, der aus Syrien geflohen ist.

"Offensichtlich leidet der Kurde an einem starken unkontrollierten Zittern des Kopfes. Er wird bei der Anhörung von einer Rechtsanwältin begleitet. Er berichtet ausführlich, wie er im Gefängnis von Hasaka gefoltert wurde."

Die Schilderung der Haftbedingungen und Misshandlungen nimmt im Protokoll über zwei Seiten ein. Die Psychotherapeutin diagnostiziert eine depressive Reaktion . Auch der Arzt, der die medizinische Erstuntersuchung in der Unterkunft machte, bemerkt, dass das Kopfzittern psychogene Ursachen habe und auf eine bestehende Traumatisierung hindeute. Die Anwältin regt an, dem Kurden wegen seines schlechten Gesundheitszustandes und der hohen Wahrscheinlichkeit, dass dieser auf erlittene Folter zurückzuführen sei, die Einreise zu gestatten, das Verfahren im Inland durchzuführen und verbliebene Unklarheiten in Ruhe aufzuklären. Das Bundesamt greift diese Anregung nicht auf und lehnt den Asylantrag als "offensichtlich unbegründet ab".

"Die Leute, die hier ankommen wissen natürlich nicht, wo sie sind, warum sie hier sind und warum sie hier gesperrt sind. Sie wissen gar nichts, sie wissen nicht wer die Menschen hier sind, um sich herum."

Can Atik berät Flüchtlinge im Einzelfall, er arbeitet für die evangelische, sein Kollege Javad Adineh für die katholische Kirche. Sie sprechen Türkisch, Arabisch, Persisch. Die Kollegen stellen Kontakte zu Rechtsanwälten, Dolmetschern her. Sie unterstützen die Flüchtlinge unaufgeregt mit detaillierten Informationen.

"Wir erzählen Ihnen, was sie für Fragen bekommen können, wie sie darauf reagieren sollen, dass sie präzise sein müssen, keine Widersprüche machen müssen, bei den Daten genaue Angaben machen. Wenn sie sich bei den Daten nicht erinnern, dann sollen sie das auch sagen und nicht irgendein Datum in die Welt setzen."

Die Befragung findet in den ersten beiden Tagen nach der Ankunft statt. Die Bundespolizei fragt nach dem Fluchtweg und will Infos zu den Schleppern, die Sachbearbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge fordern eine glaubhafte Darlegung "des Asylbegehrens." Wird das Begehren abgelehnt, folgt die Zurückweisung.

"Die befinden sich dann in Haft in der Tat. Das heißt zwar offiziell Aufenthalt, aber das ist ja eine Haft für sie. Sie können nirgendwo hin, selbst wenn sie nach Hause wöllten, müssten erstmal Reisedokumente beschafft werden, das nimmt sehr lange Zeit in Anspruch."

Eigentlich sollte der Aufenthalt im Haus 587 im Höchstfall 19 Tage dauern. Oft werden es Wochen und Monate, manchmal auch ein Jahr. Das wird zur psychischen Zerreißprobe. Can Atik arbeitet seit 15 Jahren in der Flüchtlingshilfe. Er kennt noch die alte Unterkunft auf dem Cargo-Gelände, die bis 2002 existierte: ein Halle, mit Stacheldraht gesichert, mit
verschachtelten Gängen und großen Schlafsälen. "Ein Labyrinth", sagt er. Dagegen ist das neue Haus eine Verbesserung, was die Standards der Unterbringung betrifft. Die Widersprüche in der Asylgesetzgebung bleiben. Can Atik kann von seinem Büro auf den Innenhof und das Sportfeld schauen.

Im Hintergrund ein Spielplatz, ein Plastikhaus mit einer Rutsche aus buntem Kunststoff, kein Blick möglich auf die Welt da draußen - nur in den Himmel. Eigentlich kein Platz für Kinder. Ein gelber Teletubby fliegt durch die Luft. Ein Junge und zwei Mädchen in Rüschenkleidern spielen mit einer Betreuerin auf dem weinroten Sportfeld - eine Idylle, die trügt. Es sind Geschwister. Ihre Mutter ist in der Anhörung. Sie ist mit den drei Kindern heute morgen in Frankfurt gelandet.

Can Atik kennt ihre Geschichte und er erzählt sie. Die Mutter kommt aus Nigeria, sie wolle ihre Kinder vor Beschneidung beschützen. "Frauenspezifische Verfolgung gilt als Asylgrund," sie hätten gute Chancen einzureisen, sagt er. Der junge Mann mit dem Basketball hört auf zu spielen. Er legt den Ball beiseite. Das Warten und die Ungewissheit bleiben.

Perspektivwechsel. Flughafen Frankfurt. Terminal 1. In einem kleinen Büro besprechen sich Dina Nunjez und Sabine Mock. Sie gehen Listen mit den Abschiebungen der kommenden Woche durch. Die beiden Juristinnen arbeiten als Abschiebebobachterinnen am Frankfurter Flughafen. Sie begleiten problematische Abschiebungen: Familien mit Kindern, Kranke oder Menschen, die sich wehren. Eingreifen dürfen die Beobachterinnen nicht. Aber Ihr Blick soll Menschenrechtsverletzungen verhindern. 100 Menschen werden durchschnittlich vom Frankfurter Flughafen abgeschoben, auch die Zurückgewiesenen aus der Flüchtlimgsuntekunft zählen dazu: Diana Nunjez:

"Letzte Woche waren es sechs Abschiebungen. Einige waren sehr sehr schwierig, andere waren nicht so kompliziert. Es gibt Listen, die werden ausgedruckt von der Bundespolizei, und da stehen, welche Abschiebungen stattfinden, eine Woche vorher. Da steht Ort, wo der Abgeschobene fliegt, ohne Name, was für Hintergründe vorliegen. Und dann sehen wir anhand der Listen: ist es vielleicht eine Familie mit drei, vier Kindern."

Diana Nunjez und ihre Kollegin Sabine Mock haben nicht nur die Berechtigung die Abschiebungen zu begleiten, sondern auch die Zurückweisungen aus der Flüchtlingsunterkunft. Vorgekommen sei das noch nicht, aber allein die Möglichkeit bedeutet mehr Schutz.

"Dadurch, dass wir beobachten, sehen wir oft das, was die Bundespolizei nicht sieht, alleine aufgrund dessen, weil sie eine ganz andere Art von Routinearbeit macht. Und zum Beispiel bei Menschen, die krank sind, dann sieht man, dieser Mensch hat etwas, äußert sich vielleicht auch noch, dass irgendwas nicht in Ordnung ist oder ist operiert worden, wie es auch schon mal passiert ist. Der Mann beklagte sich wegen Schmerzen und sagte, er könne eigentlich nicht fliegen. Und als er dann seinen Pullover hochgemacht hat, da sah man dann eine frisch operierte Narbe. Und dann stellte sich heraus, dass der Mann nicht einmal transportfähig gewesen ist, geschweige denn reisetauglich. Und da wurde diese Abschiebung abgebrochen."

2002, zuerst am Flughafen Düsseldorf eingeführt, gibt es das Modell "Forum für Abschiebungsbeobachtung" seit 2006 am Frankfurter Flughafen. Initiiert wurde es von den Kirchen. Kooperationspartner sind die Bundespolizei und Nichtregierungsorganisationen. Die Abschiebungsbeobachterinnen berichten dem Forum und geben jährlich einen Bericht über die Abschiebungspraxis heraus. Am Flughafen Hamburg wird Abschiebungsbeobachtung aufgebaut, in Berlin diskutiert. In Hessen wünschen sich die Initiatoren bisher vergeblich einen Vertreter des Innenministeriums an einen Tisch.