Störrischer Reaktionär, überraschend modern
Ildebrando Pizzetti ist das dunkle Geheimnis der italienischen Musikgeschichte: Er gab Hauskonzerte bei Mussolini - geißelte später aber die Verlockungen von Macht und Ruhm. Seine Kompositionen der 50er- und 60er-Jahre sind einzigartig. Doch da hat längst niemand mehr hingehört.
Ildebrando Pizzetti ist so etwas wie das dunkle Geheimnis der italienischen Musikgeschichte – ein störrischer Reaktionär, ein skrupelloser Karrierist, ein politisch fragwürdiger Charakter: so lautete das Urteil der italienischen Musikwelt in der Nachkriegszeit, und so richtig hinterfragt hat das seitdem niemand. Ja, es ist sehr einfach, Pizzetti als "erledigten Fall" abzutun. Als er im Jahr 1900 im Alter von 20 Jahren seine ersten Kompositionen vorstellte, konnte man schon ahnen, dass hier kein revolutionärer Neuerer die Bühne betritt.
Pizzettis Karriere nahm im Windschatten mächtiger Männer so richtig Fahrt auf. Der junge Komponist wurde zunächst vom symbolistischen Dichterfürsten Gabriele D’Annunzio gefördert. Pizzetti hatte den Auftrag, eine Bühnenmusik zu D’Annunzios pompös-nationalistischem Drama "La Nave" zu komponieren. Als neue Lichtgestalt der italienischen Musik verehrt, gab er Hauskonzerte bei Mussolini und unterzeichnete 1932 das "Manifesto dei Dieci", ein flammendes Bekenntnis zur faschistischen Kulturpolitik, die ihre Seligkeit bei den alten italienischen Meistern wie Monteverdi oder Gabrieli suchte und den schroffen, sozialkritischen Verismo verachtete.
Doch es wäre falsch, in Pizzetti allein den Hofkomponisten des Duce zu sehen – denn Pizettis Kompositionen sind wesentlich moderner und überraschender, als man von einem Wortführer der musikalischen Restauration erwarten würde. Auch wenn er Zeit seines Lebens mit deutlich spätromantischer Tönung komponierte, so finden sich gerade in seiner Kammermusik und in seinen religiös geprägten Chorwerken immer wieder Versuche, impressionistische Tendenzen zu integrieren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Pizzetti als Geächteter, eher als Verführer denn als Verführter. Deswegen hat man wohl nicht genau genug hingeschaut und seine sieben Nachkriegsopern kaum beachtet. Das ist schade, denn neben brillanter Orchestrationskunst und feinem Gespür für dramatische Bildwirkungen spricht aus diesen Opern auch der Wille, die Verlockungen von Macht und Ruhm zu beschreiben und zu geißeln. Es sind Psychogramme von Schuld und menschlicher Schwäche, einzigartig in der Musiklandschaft der 50er- und 60er-Jahre. Aber da hat längst niemand mehr hingehört.
Pizzettis Karriere nahm im Windschatten mächtiger Männer so richtig Fahrt auf. Der junge Komponist wurde zunächst vom symbolistischen Dichterfürsten Gabriele D’Annunzio gefördert. Pizzetti hatte den Auftrag, eine Bühnenmusik zu D’Annunzios pompös-nationalistischem Drama "La Nave" zu komponieren. Als neue Lichtgestalt der italienischen Musik verehrt, gab er Hauskonzerte bei Mussolini und unterzeichnete 1932 das "Manifesto dei Dieci", ein flammendes Bekenntnis zur faschistischen Kulturpolitik, die ihre Seligkeit bei den alten italienischen Meistern wie Monteverdi oder Gabrieli suchte und den schroffen, sozialkritischen Verismo verachtete.
Doch es wäre falsch, in Pizzetti allein den Hofkomponisten des Duce zu sehen – denn Pizettis Kompositionen sind wesentlich moderner und überraschender, als man von einem Wortführer der musikalischen Restauration erwarten würde. Auch wenn er Zeit seines Lebens mit deutlich spätromantischer Tönung komponierte, so finden sich gerade in seiner Kammermusik und in seinen religiös geprägten Chorwerken immer wieder Versuche, impressionistische Tendenzen zu integrieren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Pizzetti als Geächteter, eher als Verführer denn als Verführter. Deswegen hat man wohl nicht genau genug hingeschaut und seine sieben Nachkriegsopern kaum beachtet. Das ist schade, denn neben brillanter Orchestrationskunst und feinem Gespür für dramatische Bildwirkungen spricht aus diesen Opern auch der Wille, die Verlockungen von Macht und Ruhm zu beschreiben und zu geißeln. Es sind Psychogramme von Schuld und menschlicher Schwäche, einzigartig in der Musiklandschaft der 50er- und 60er-Jahre. Aber da hat längst niemand mehr hingehört.