Stimmungsbilder aus dem Nachkriegspolen
Roma Ligocka, geboren 1938 in Krakau, ist eine Bestseller-Autorin. Ihre Autobiographie "Das Mädchen mit dem Roten Mantel" wurde in 22 Sprachen übersetzt. Das Buch erzählt, wie die Verfasserin als jüdisches Kind das Krakauer Ghetto überlebte und im kommunistischen Polen aufwuchs.
Nun folgt unter dem Titel "Die Handschrift meines Vaters" ein weiteres autobiografisches Buch von ihr: Die Erzählerin Roma genießt den Erfolg ihres Bestsellers, verliebt sich und wird erneut von der Geschichte ihrer Familie im Zweiten Weltkrieg eingeholt.
Ein Journalist behauptet, ihr Vater, der als Häftling im KZ Krakau-Plaszow für die Widerstandsbewegung konspirierte, sei ein Kapo gewesen. David Liebling habe mit den Deutschen gemeinsame Sache gemacht, Mithäftlinge geschlagen, verraten und in den Tod geschickt. Die Anschuldigungen sind nicht neu. Liebling war wenige Monate nach seiner Flucht aus dem Lager von den Behörden des kommunistischen Nachkriegspolen verhaftet und der Kollaboration mit dem Feind bezichtigt worden. Familie und Freundeskreis gingen damals von einer Verleumdung aus. Als David Liebling 1946 schwer krank aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte er nur noch wenige Wochen zu leben.
Roma Ligocka erzählt zwölf Monate aus dem Leben der erfolgreichen Autorin Roma Ligocka, die die erneuten Anschuldigungen in eine tiefe Krise stürzen. Sie dokumentiert minutiös ihr ständiges Schwanken zwischen heftiger Abwehr und quälenden Zweifeln. Die Stimmungsbilder sind mit historischen Rückblicken verwoben, mit Zeitdokumenten und Briefen an Freunde. Nicht nur die Gliederung des Buches nach Monaten, auch die Sprache erinnert an ein Tagebuch. Mit Hilfe von Freunden und durch Recherchen in polnischen Archiven kann die Autorin schließlich alle Anschuldigungen entkräften und das Vertrauen in ihren Vater wiedergewinnen.
Der Untertitel "Verräter oder Widerstandsheld?" schreibt dem Buch eine Dramatik zu, die es nicht besitzt. Mühelos kann der Leser erkennen, dass die Anschuldigungen der kommunistischen Behörden gegen David Liebling in den Vierziger Jahren ebenso haltlos waren wie es die journalistischen Angriffe der Gegenwart sind. Gleichwohl ist Roma Ligockas Buch ein überaus eindrucksvoller Bericht über die Empfindungen einer Schriftstellerin, die den Holocaust überlebt und ihr Überleben in Literatur verwandelt hat.
Roma Ligocka: Die Handschrift meines Vaters. Verräter oder Held? Ein Jahr der Suche
Herausgegeben von Eva Spensberger.
Diana Verlag. München 2005.
326 S., 19.90 Euro
Ein Journalist behauptet, ihr Vater, der als Häftling im KZ Krakau-Plaszow für die Widerstandsbewegung konspirierte, sei ein Kapo gewesen. David Liebling habe mit den Deutschen gemeinsame Sache gemacht, Mithäftlinge geschlagen, verraten und in den Tod geschickt. Die Anschuldigungen sind nicht neu. Liebling war wenige Monate nach seiner Flucht aus dem Lager von den Behörden des kommunistischen Nachkriegspolen verhaftet und der Kollaboration mit dem Feind bezichtigt worden. Familie und Freundeskreis gingen damals von einer Verleumdung aus. Als David Liebling 1946 schwer krank aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte er nur noch wenige Wochen zu leben.
Roma Ligocka erzählt zwölf Monate aus dem Leben der erfolgreichen Autorin Roma Ligocka, die die erneuten Anschuldigungen in eine tiefe Krise stürzen. Sie dokumentiert minutiös ihr ständiges Schwanken zwischen heftiger Abwehr und quälenden Zweifeln. Die Stimmungsbilder sind mit historischen Rückblicken verwoben, mit Zeitdokumenten und Briefen an Freunde. Nicht nur die Gliederung des Buches nach Monaten, auch die Sprache erinnert an ein Tagebuch. Mit Hilfe von Freunden und durch Recherchen in polnischen Archiven kann die Autorin schließlich alle Anschuldigungen entkräften und das Vertrauen in ihren Vater wiedergewinnen.
Der Untertitel "Verräter oder Widerstandsheld?" schreibt dem Buch eine Dramatik zu, die es nicht besitzt. Mühelos kann der Leser erkennen, dass die Anschuldigungen der kommunistischen Behörden gegen David Liebling in den Vierziger Jahren ebenso haltlos waren wie es die journalistischen Angriffe der Gegenwart sind. Gleichwohl ist Roma Ligockas Buch ein überaus eindrucksvoller Bericht über die Empfindungen einer Schriftstellerin, die den Holocaust überlebt und ihr Überleben in Literatur verwandelt hat.
Roma Ligocka: Die Handschrift meines Vaters. Verräter oder Held? Ein Jahr der Suche
Herausgegeben von Eva Spensberger.
Diana Verlag. München 2005.
326 S., 19.90 Euro