Stillstand im ländlichen Russland

Wo Ärzte weniger als Taxifahrer verdienen

Blick auf Rjasan
Blick auf die Stadt Rjasan, die im Süden Moskaus liegt. © Deutschlandradio/Adler
Sabine Adler im Gespräch mit Andre Zantow · 13.03.2018
Viele Regionen in Russland abseits der Großstädte Moskau, St. Petersburg und Jekaterinburg haben sich kaum entwickelt. Schwer haben es viele in Rjasan. Besonders im Gesundheitsbereich herrscht dort großer Investitionsstau. Putin aber wählen deren Bürger am Sonntag trotzdem.
Die Abwanderung aus ländlichen Regionen sei weiter voran geschritten, sagt die langjährige Russland-Korrespondentin des Deutschlandradios, Sabine Adler. Sie war südlich von Moskau in Rjasan unterwegs und beschreibt, dass an diesen Orten "die Entwicklung vorbei geht".
Zwar strebe die Stadt die Mitgliedschaft im "Goldenen Ring" an, um Touristen anzulocken, auch gebe es jetzt dort eine Fußgängerzone, doch nach wie vor kämpft Rjasan mit großen Mängeln. Der Journalist Konstantin Smirnow beschreibt die alltäglich spürbaren Defizite:
"Skandale im Gesundheitswesen beschäftigen uns in letzter Zeit immerzu. Jemand starb, weil der Rettungsdienst nicht kam oder zu lange unterwegs war. Auf der einen Seite gibt es tatsächlich den einen oder anderen neuen Apparat in den Krankenhäusern, doch das Grundübel sind die niedrigen Gehälter der Ärzte. Sie bekommen 25.000 Rubel im Monat, umgerechnet 360 Euro, das ist weniger als ein Taxifahrer."

Ärzte flüchten in die Großstädte, denn dort wird besser bezahlt

Die Konsequenz der schlechten Bezahlung im Gesundheitsbereich ist die Arbeitsmigration in die Großstädte: "Sie übernehmen in Moskau Notdienste im Rettungswagen. Das wird dort gut bezahlt. Als Folge ihrer Sonderschichten dort fehlen sie hier in Rjasan, deswegen sind unsere Notdienste eine einzige Katastrophe. Es gibt kaum Personal und die Ärzte, die hier Dienst tun, arbeiten bis zu 30 Stunden am Stück."
Warum viele Bürger trotz des Investitionsstaus in vielen ländlichen Regionen Russlands am Sonntag Präsident Putin im Amt bestätigen werden, erklärt Sabine Adler im Gespräch.
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