Stil statt Fashion
Ob farbenprächtiges Opernkostüm oder klassisches Auftrittskleid - die Hamburger Kostümbildnerin Veronika Lindner versteht es, das passende Outfit dafür zu schneidern. Ihre Inspirationen holt sie sich dafür auch schon mal bei Zugfahrten. Zurzeit arbeitet sie für "Evita" und meint: "Das sprengt wirklich alles."
Veronika Lindner: "Ja, es ist wirklich entstanden aus einem konkreten Anlass, nach einem Konzert. Da fragte mich eine Pianistin, wie ich ihr Kleid fand, und dann habe ich gesagt: Entsetzlich! Und dann fragte sie: Warum? Ja, weil der Stoff total billig aussieht und es steht dir gar nicht, es entspricht dir nicht. Ja, und warum machst DU das dann nicht?! Ja, so ist das entstanden."
Es hat nicht lang gedauert - von der Frage der Pianistin bis zu mehreren fertigen Kleidern; die dazugehörigen Skizzen, Entwürfe, Stoffmuster und Schnitte liegen ausgebreitet auf einem langen Holztisch.
"Das sind Maßanfertigungen, ich habe die Entwürfe gezeichnet und gemacht..."
Die Entwürfe hängen über dem Schreibtisch. Durch große Fenster fällt natürliches, aus hellen Neonröhren an der Decke künstliches Licht auf die Zeichnungen und die daneben platzierten Stoffmuster.
"Da habe ich verschiedene Nahtlinien aufgezeichnet, wie der Schnitt im Grunde aufgebaut wird, damit sie sich das vorstellen kann. Und die habe ich ihr dann geschickt. Dazu noch diese ganzen nummerierten Stoffmuster..."
Veronika Lindner nimmt sie vorsichtig zwischen die Finger, schwarze Stoffe unterschiedlichster Art.
"Das ist Wildseide, das ist Tüll mit Paillette, das war ihr aber zu viel - das hier ist eine Seide mit Goldlurexfäden, so kleine Pünktchen, das haben wir dann auch genommen, wusste ich von Anfang an, dass das ihr Stoff ist."
Durchsichtige Ärmel, schmal geschnitten, mit lang fallendem Rock - das fertige Kleid wirkt ebenso schlicht wie raffiniert, strahlt Eleganz und Verspieltheit gleichermaßen aus.
"Das Kleid fängt einfach an in der Bewegung total zu leben, wenn sie aber steht ist es ganz schlicht und gerade. Sobald aber Licht drauf fällt, fängt es an zu glitzern, es ist aber trotzdem überwältigend oder überfordert sie nicht, sondern es passt einfach zu ihr. Das ist mir überhaupt das allerwichtigste: Dass die Kleider zu diesen Frauen passen, zu ihrem Wesen, zu ihren Persönlichkeiten. Und dass sie das Spielen unterstützen, und dass man die Kleider im Grunde beim Spielen nicht spürt. Da haben wir auch ganz viel darauf geachtet, was das Kleid können muss - so nenne ich das auch auf der Bühne, beim Theater."
Zu ihrem Beruf ist Veronika Lindner mehr oder weniger durch Zufall gekommen - es sollte etwas mit Kunst sein und dann war in der Fachhochschule Hannover auf einmal dieser Raum, in dem Studenten Masken anfertigten. Der Studiengang hieß Kostümdesign.
"Das traf so viele Interessensgebiete, Geschichte, Schnitt haben wir gelernt, Malerei, Druck, alles Mögliche. Und ich habe einfach das Gefühl gehabt, dass Kostümdesign alles verbindet, was ich je machen wollte. Nähen habe ich erst im Studium gelernt, das konnte ich vorher gar nicht... Viele im Studium konnten schon nähen. Das ist ja auch immer ein beliebter Satz: Ich habe meinen Barbies schon immer Kleider genäht. Habe ich nicht, nie."
Und sich selbst auch nicht - vielleicht alle paar Jahre einen Mantel, zu mehr fehlt der Mittdreißigerin einfach die Lust. Heute trägt sie ein rotes Wollkleid, halbhohe Stiefel, ein kurzes Jackett, die Haare zu einem lockeren Knoten. Stil statt Fashion.
"Ich bin privat gar nicht so ein Einkäufer, ich bin froh, wenn ich privat mal nicht in Läden gehen muss. Klar liebe ich schöne Kleidung, aber ich muss nicht jeden Tag shoppen, wirklich nicht. Mein Traum war einfach immer, schon während des Studiums, dass ich irgendwann ganz viel Oper mache - ich liebe klassische Musik und Musiktheater erfüllt alles, was ich mit Kostümen machen möchte, da ist soviel möglich. Diese Zusammenarbeit mit Sängern oder jetzt auch anderen Musikern, das ist total toll."
Es hat nicht lang gedauert - von der Frage der Pianistin bis zu mehreren fertigen Kleidern; die dazugehörigen Skizzen, Entwürfe, Stoffmuster und Schnitte liegen ausgebreitet auf einem langen Holztisch.
"Das sind Maßanfertigungen, ich habe die Entwürfe gezeichnet und gemacht..."
Die Entwürfe hängen über dem Schreibtisch. Durch große Fenster fällt natürliches, aus hellen Neonröhren an der Decke künstliches Licht auf die Zeichnungen und die daneben platzierten Stoffmuster.
"Da habe ich verschiedene Nahtlinien aufgezeichnet, wie der Schnitt im Grunde aufgebaut wird, damit sie sich das vorstellen kann. Und die habe ich ihr dann geschickt. Dazu noch diese ganzen nummerierten Stoffmuster..."
Veronika Lindner nimmt sie vorsichtig zwischen die Finger, schwarze Stoffe unterschiedlichster Art.
"Das ist Wildseide, das ist Tüll mit Paillette, das war ihr aber zu viel - das hier ist eine Seide mit Goldlurexfäden, so kleine Pünktchen, das haben wir dann auch genommen, wusste ich von Anfang an, dass das ihr Stoff ist."
Durchsichtige Ärmel, schmal geschnitten, mit lang fallendem Rock - das fertige Kleid wirkt ebenso schlicht wie raffiniert, strahlt Eleganz und Verspieltheit gleichermaßen aus.
"Das Kleid fängt einfach an in der Bewegung total zu leben, wenn sie aber steht ist es ganz schlicht und gerade. Sobald aber Licht drauf fällt, fängt es an zu glitzern, es ist aber trotzdem überwältigend oder überfordert sie nicht, sondern es passt einfach zu ihr. Das ist mir überhaupt das allerwichtigste: Dass die Kleider zu diesen Frauen passen, zu ihrem Wesen, zu ihren Persönlichkeiten. Und dass sie das Spielen unterstützen, und dass man die Kleider im Grunde beim Spielen nicht spürt. Da haben wir auch ganz viel darauf geachtet, was das Kleid können muss - so nenne ich das auch auf der Bühne, beim Theater."
Zu ihrem Beruf ist Veronika Lindner mehr oder weniger durch Zufall gekommen - es sollte etwas mit Kunst sein und dann war in der Fachhochschule Hannover auf einmal dieser Raum, in dem Studenten Masken anfertigten. Der Studiengang hieß Kostümdesign.
"Das traf so viele Interessensgebiete, Geschichte, Schnitt haben wir gelernt, Malerei, Druck, alles Mögliche. Und ich habe einfach das Gefühl gehabt, dass Kostümdesign alles verbindet, was ich je machen wollte. Nähen habe ich erst im Studium gelernt, das konnte ich vorher gar nicht... Viele im Studium konnten schon nähen. Das ist ja auch immer ein beliebter Satz: Ich habe meinen Barbies schon immer Kleider genäht. Habe ich nicht, nie."
Und sich selbst auch nicht - vielleicht alle paar Jahre einen Mantel, zu mehr fehlt der Mittdreißigerin einfach die Lust. Heute trägt sie ein rotes Wollkleid, halbhohe Stiefel, ein kurzes Jackett, die Haare zu einem lockeren Knoten. Stil statt Fashion.
"Ich bin privat gar nicht so ein Einkäufer, ich bin froh, wenn ich privat mal nicht in Läden gehen muss. Klar liebe ich schöne Kleidung, aber ich muss nicht jeden Tag shoppen, wirklich nicht. Mein Traum war einfach immer, schon während des Studiums, dass ich irgendwann ganz viel Oper mache - ich liebe klassische Musik und Musiktheater erfüllt alles, was ich mit Kostümen machen möchte, da ist soviel möglich. Diese Zusammenarbeit mit Sängern oder jetzt auch anderen Musikern, das ist total toll."
Das erfreut das Herz
Auf einem zweiten Schreibtisch im Atelier stapeln sich die Entwürfe für Veronika Lindners aktuelle Produktion - Evita an den Wuppertaler Bühnen. Kleidung im Stil der 30er, 40er und 50er-Jahre, für Chor und Solisten - für eine Kostümbildnerin Fest und Fluch zugleich.
"Das für Evita, das sprengt grad wirklich alles! Aber das ist auch super, ich mag so was, das sind einfach Schlachten, die man da organisieren muss. Und ich liebe es auch, Chöre auszustatten, also ich nenne das immer Bilder malen, weil man da soviel mit Farben erreichen kann. Ich schreibe dann immer auf, wie viele Blautöne gibt es schon, wie viele Gelbtöne, mach so Strichlisten, welche Farben fehlen. Das erfreut dann auch immer mein Herz, wenn ich das auf der Bühne sehe - dass das funktioniert, was ich mir da mit meinen Farbkonzepten überlegt habe."
Frauen, Männer, Kinder - gezeichnet in verschiedenen Kostümen, darunter notiert:
"Farben eher matt, nicht kreischend, bordeaux, senfgrün, apricot, rosa, braun, ein paar kleine Muster. Das sind die ganzen Entwürfe für Evita... mit den Stoffen dran... Das ist für das rote Seidenkleid, wo sie Perón kennenlernt, so eine Seidenstickerei auf Tüll, das ist für die Europareise, da hat sie so ein 50er-Jahre Kleid an mit großen Mustern, da habe ich auch - hier das sind Originalkleider von Evita, da habe ich mich auch daran orientiert, diese riesigen Muster, fand ich ganz toll".
Bild - und Fotobände stapeln sich unter dem Tisch, auch aus Modezeitschriften kommen Anregungen.
"Letztens habe ich gerade im ICE fotografiert, weil ich das so lustig fand und dachte, das kann man irgendwann mal benutzen.. Klar sieht man immer was, man sieht auch vor allem Dinge, wenn man das auf die Bühne stellen würde, das glaubt einem kein Mensch, weil es so absurd ist."
Wiederholen durfte oder musste sie sich in den zehn Jahren als Kostümbildnerin noch nicht - jede neue Produktion war bislang eine Premiere.
"Ich bin eigentlich ganz froh, dass immer was Neues dazukommt, denn man lernt ja auch mit jeder Oper, mit jedem Musical das neu dazukommt, es ist ja immer ein Eintauchen in eine neue Welt, jedes Mal."
Weitere Infos im Web:
Website von Veronika Lindner
Konzertkleider.com
"Das für Evita, das sprengt grad wirklich alles! Aber das ist auch super, ich mag so was, das sind einfach Schlachten, die man da organisieren muss. Und ich liebe es auch, Chöre auszustatten, also ich nenne das immer Bilder malen, weil man da soviel mit Farben erreichen kann. Ich schreibe dann immer auf, wie viele Blautöne gibt es schon, wie viele Gelbtöne, mach so Strichlisten, welche Farben fehlen. Das erfreut dann auch immer mein Herz, wenn ich das auf der Bühne sehe - dass das funktioniert, was ich mir da mit meinen Farbkonzepten überlegt habe."
Frauen, Männer, Kinder - gezeichnet in verschiedenen Kostümen, darunter notiert:
"Farben eher matt, nicht kreischend, bordeaux, senfgrün, apricot, rosa, braun, ein paar kleine Muster. Das sind die ganzen Entwürfe für Evita... mit den Stoffen dran... Das ist für das rote Seidenkleid, wo sie Perón kennenlernt, so eine Seidenstickerei auf Tüll, das ist für die Europareise, da hat sie so ein 50er-Jahre Kleid an mit großen Mustern, da habe ich auch - hier das sind Originalkleider von Evita, da habe ich mich auch daran orientiert, diese riesigen Muster, fand ich ganz toll".
Bild - und Fotobände stapeln sich unter dem Tisch, auch aus Modezeitschriften kommen Anregungen.
"Letztens habe ich gerade im ICE fotografiert, weil ich das so lustig fand und dachte, das kann man irgendwann mal benutzen.. Klar sieht man immer was, man sieht auch vor allem Dinge, wenn man das auf die Bühne stellen würde, das glaubt einem kein Mensch, weil es so absurd ist."
Wiederholen durfte oder musste sie sich in den zehn Jahren als Kostümbildnerin noch nicht - jede neue Produktion war bislang eine Premiere.
"Ich bin eigentlich ganz froh, dass immer was Neues dazukommt, denn man lernt ja auch mit jeder Oper, mit jedem Musical das neu dazukommt, es ist ja immer ein Eintauchen in eine neue Welt, jedes Mal."
Weitere Infos im Web:
Website von Veronika Lindner
Konzertkleider.com