Stegner: Sicherheitskonzept für Fußball-WM 2006 ist zufriedenstellend

Moderation: Hanns Ostermann |
Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner hält nach eigenen Worten die öffentliche Sicherheit während der Fußball-WM 2006 für gewährleistet. Vom Kartenverkauf über Zugangswege bis zu den Stadien gebe es gute Sicherheitskonzept, sagte der SPD-Politiker.
Ostermann: In Deutschlandradio Kultur begrüße ich den Ressortchef in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner von der SPD. Guten Morgen, Herr Stegner.

Stegner: Schönen guten Morgen, Herr Ostermann.

Ostermann: So manch einer in den zwölf Weltmeisterschaftsstädten befürchtet eine Art Ausnahmezustand zwischen dem 9. Juni und dem 9. Juli, immerhin wird mit 3,2 Millionen Gästen gerechnet. Ist das übertrieben, eine typisch deutsche negative Einstellung?

Stegner: Ach, das weiß ich gar nicht. Es ist natürlich schon ein Ausnahmezustand, aber nicht nur im negativen Sinne, sondern auch im positiven Sinne. Wenn so viele Menschen nach Deutschland kommen und der Fußball dermaßen im Mittelpunkt steht mit allen Chancen und natürlich auch mit der Vorfreude von ganz vielen Menschen auf dieses Ereignis, was ja nun wirklich nur alle Jahrzehnte nach Deutschland kommt, und es wird ziemlich lange dauern, bevor wir so etwas wieder haben und dann Gastgeber zu sein für so ein Großereignis, das ist glaube ich schon etwas, was viele mit großer Vorfreude und natürlich die, die für Sicherheit verantwortlich sind, natürlich auch mit einem gewissen Bangen betrachten. Aber insgesamt glaube ich doch auch mit guter Vorbereitung.

Ostermann: Seit Jahren bereits arbeiten die Fachleute am nationalen Sicherheitskonzept. Welcher Tribut muss Terroristen und Hooligans gezollt werden?

Stegner: Man muss natürlich bei Großereignissen, die einfach dazu führen, dass ungeheuer viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen und die Infrastruktur entsprechend gefordert wird, sich darauf auch einrichten. Das wäre auch so bei anderen Ereignissen, bei einer Fußball-Weltmeisterschaft ist einfach die Dimension besonders groß, und wir haben es damit zu tun, dass es auch eine ganze Weile dauert. Tribut insofern, dass wir ein Sicherheitskonzept haben, dem sich auch jeder unterwerfen muss. Wir wollen, dass die Situation in den Stadien sicher ist, das heißt, dass das mit dem Zugang und mit den Wegen ins Stadion und nach draußen gesichert ist, dass das mit den Tickets vernünftig funktioniert. Ich glaube, da ist auch ungeheuer viel geschehen in der Vorbereitung, so dass wir ganz zuversichtlich sind, dass dieses etwas ist, worauf wir uns verlassen können, die Sicherheit in den Stadien ist glaube ich gewährleistet. Das wollen aber auch die ganz normalen Fußballfans, die ins Stadion kommen.

Ostermann: Die Sicherheit ist vor allem deshalb gewährleistet, weil es eine Videoüberwachung gibt. Also man kann davon ausgehen, im Stadion gibt es nichts, was nicht auch von Polizeibeamten gesehen werden kann.

Stegner: Das ist richtig so, ich glaube, dass wir die Videoüberwachung an besonders gefährdeten Plätzen, die wir ja auch sonst haben, dass wir die vernünftig einsetzen müssen, weil man so die Chance hat, möglicherweise auch schnell zu erkennen, wenn es irgendwo ein Problem gibt, und ich glaube, dass das etwas ist, was den normalen Fußballfan nicht beeinträchtigt, der ja ins Fußballstadion kommt, um sich ein Fußballspiel anzuschauen und sonst aus keinem Grund und deswegen glaube ich auch kein Problem hat mit dieser Form der Videoüberwachung. Die eigentlichen Probleme liegen, wenn ich das richtig sehe, nicht so sehr innerhalb der Stadien, da haben wir glaube ich alles im Griff. Ein bisschen mehr Sorge macht uns das, was public viewing heißt, also die Großbildleinwände, die es an vielen Orten in der Bundesrepublik geben wird und wo das mit der Kontrolle natürlich nicht ganz so leicht ist.

Ostermann: Was planen Sie da?

Stegner: Da wird es natürlich auch verstärkten Polizeieinsatz geben müssen, praktisch in allen Ländern gibt es eine Urlaubssperre für die gesamte Polizei, und das ist auch erforderlich, dass wir entsprechend viele Polizeibeamtinnen und –beamte da haben, die sich darum kümmern können. Übrigens natürlich nicht alle in Uniform, sondern auch viele in zivil. Aber ich sage noch mal: Wenn so viele Menschen an allen möglichen Orten sich vor Leinwänden versammeln, dann ist das schon was, wo man, wenn man für Sicherheit verantwortlich ist, auch ein bisschen nervös ist, dass da alles gut geht.

Ostermann: Nun gab es in der Vergangenheit immer wieder Beispiele dafür, dass die internationale Zusammenarbeit nicht optimal klappte. Denkt man zum Beispiel an die Ausschreitungen in Slowenien und der Slowakei, an der auch deutsche Hooligans beteiligt waren. Wie wollen Sie verhindern, dass Hooligans etwa aus Großbritannien anreisen.
Stegner: Also gänzlich ausschließen lässt sich das nicht, die internationale Zusammenarbeit ist aber sehr gut mit der FIFA, mit den deutschen Sicherheitsbehörden, auch mit entsprechenden Dateien, die man hat. Den ein oder anderen kennt man natürlich, und da versucht man sie jedenfalls am Zugang zu hindern, definitiv am Zugang zu den Stadien zu hindern, generell wird man es nicht verhindern können. Wir hoffen natürlich nicht, dass wir nun eine Ansammlung von Hooligans in den Bereichen haben, von denen ich gerade gesprochen habe, also außerhalb der Stadien. Ganz verhindern kann man es nicht, aber es wird schon alles an Vorkehrungen getroffen, dass das nicht zu einem größeren Problem werden kann.

Ostermann: Herr Stegner, Sie wollen heute bei der Innenministerkonferenz auch über eine Öffentlichkeitskampagne für mehr Wachsamkeit in Bussen, Bahnen und Bahnhöfen sprechen. Hängt das mit der Weltmeisterschaft zusammen?

Stegner: Teil, teils. Es ist generell Teil des Problems, dass wir öffentliche Wachsamkeit zur Abwehr des Terrorismus eben auch brauchen; es geht nicht immer nur um Gesetze und darum, was die Polizei tut und wie man die Polizei ausrüstet, sondern auch um Wachsamkeit. Das findet sich auch in anderen Staaten wieder. Aber natürlich, bei Großereignissen, die ja eine Attraktion nicht nur für die Menschen haben, die sich darauf freuen und für die Medien, sondern möglicherweise auch für andere, wollen wir schon, dass das hier auch greift und insofern gibt es da schon auch einen Zusammenhang mit einem solchen Großereignis, dass wir wie gesagt nicht alle Tage haben in Deutschland.

Ostermann: Nun sind Sie nicht nur Innenminister sondern auch ausgebildeter Schiedsrichter, Sie sind dem Fußball also mehr als andere verbunden. Trotz der notwendigen Vorkehrungen - überwiegt bei Ihnen die Freude auf 2006?

Stegner: Total. Also nicht nur bei mir sondern auch bei meinen drei Söhnen. Ich bin Fußballfan durch und durch, und ich glaube, das geht den meisten so, dass man sich auf so ein Ereignis richtig freut und übrigens natürlich auch hofft, dass die deutsche Mannschaft besser abschneidet als es teilweise jetzt in den Spielen davor so zu erkennen gewesen ist. Nein, also alle freuen sich und das andere gehört einfach dazu, dass man sich darum kümmert, die Vorkehrungen zu treffen, dass auch alles gut geht.

Ostermann: Und Ihnen ist es heute Abend egal, ob Angola oder die Elfenbeinküste zugelost wird?

Stegner: Ach, das ist mit schon egal. Interessant ist Fußball immer, egal welches Spiel geboten wi