Stefan Aust

Der Zehnkämpfer der deutschen Medien

Der Journalist Stefan Aust
Der Journalist Stefan Aust © Deutschlandradio / Andreas Buron
Stefan Aust im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 27.10.2016
"Die linke Bügelfalte": Diesen Spitznamen verpassten die Kollegen des legendären Szeneblatts "St. Pauli Nachrichten" 1966 Stefan Aust. Der jetzige Herausgeber mehrerer Zeitungen beim Springer-Verlag machte seine ersten journalistischen Schritte in der linken Szene Hamburgs.
Sein Bestseller "Der Baader-Meinhof Komplex" machte Aust 1985 zu einem der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Als Reporter für die Zeitschrift "konkret" hatte Stefan Aust auch kurz mit der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof zusammengearbeitet, mit der er ideologisch nicht unbedingt auf einer Linie war.
"Es war so als Adenauer gestorben ist, solange ist das her, da hat Ulrike Meinhof mich aufgezogen und hat gesagt: 'Jetzt ist dein Vorbild gestorben.' Das fand ich nicht in Ordnung, so reaktionär war ich nie."
Mit den Begriffen rechts und links habe er dabei nie etwas anfangen können.
"Allein habe ich schon damals immer die Frage gestellt, wenn Leute gesagt haben, Du bist nicht irgendwie nicht links oder nicht links genug, dann habe ich gesagt: 'Ist eigentlich die DDR links?' Für mich war die DDR nicht links in dem Sinne, sondern es war für mich ein Polizeistaat, und nicht sehr viel was anderes. Und da habe ich mich mit vielen Leuten angelegt und dann haben sich natürlich die Verhältnisse im Land überhaupt verändert. Also ich habe es auch schon erlebt jetzt bei Springer, bei Diskussionen, bei der Welt, da vertrete ich plötzlich Positionen, da wo sie mich alle konsterniert angucken und sagen: 'Wie konservativ bist Du denn eigentlich'."
Pferdeliebhaber und Sohn eines Landwirts
Stefan Aust lässt sich bis heute ungern einen Stempel aufdrücken. Auf eines legt der Sohn eines Landwirtes und Pferdeliebhaber allerdings großen Wert: Auf seine Bodenständigkeit und seine Herkunft aus Niedersachsen.
"Niedersachse, nicht wahr? Sturmfest und erdverwachsen. Natürlich habe ich eine enge Beziehung zum Land, eine enge Beziehung zur Natur, zu Tieren, speziell zu Pferden, zur Landwirtschaft insgesamt. Und wenn ich mir manche Dinge angucke, die sozusagen aus ideologischen Gründen gemacht werden und ich mir das in der Realität ansehe, dann komme ich zu anderen Ergebnissen als Leute, die im dritten oder vierten Stock in der Großstadt sitzen."
Im Chefsessel der wichtigsten Medienhäuser
Er schrieb über 15 Bücher, drehte zahlreiche Dokumentationen fürs Fernsehen, bekam viele Auszeichnungen und besetzte Chefsessel bei den wichtigsten deutschen Medien. 14 Jahre lang leitete er beispielsweise das Magazin "Der Spiegel". In diesem Jahr feierte er seinen 70. Geburtstag, verlängerte seinen Herausgebervertrag bei Springer um drei Jahre und veröffentlichte das Buch "Hitlers erster Feind" über Konrad Heiden.
Ob er auch noch zum Schlafen kommt? Was ihm mehr Spaß macht: Geschichten zu schreiben oder Chef zu sein, und woher seine Leidenschaft für Pferde kommt? Darüber sprach Klaus Pokatzky mit Stefan Aust.
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