"Stay United" im Deutschen Theater Berlin
Im Deutschen Theater in Berlin beschäftigt sich die Reihe „Stay United“ mit der Verantwortung von Literatur und Theater in Zeiten des Krieges.
© picture alliance / Geisler-Fotopress / Sebastian Gabsch
Die Suche nach Worten in Zeiten des Krieges
11:16 Minuten
Katja Petrowskaja und Ulrich Matthes im Gespräch mit André Mumot · 16.04.2022
Mit der Reihe "Stay United" macht das Deutsche Theater die Bühne frei für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine. Der Schauspieler Ulrich Matthes liest unter anderem Texte der Schriftstellerin Katja Petrowskaja.
Das Deutsche Theater in Berlin hat seit dem Beginn des Ukraine-Krieges immer wieder auf die katastrophale Lage in dem Land aufmerksam gemacht, pflegt es doch schon lange intensive Verbindungen nach Osteuropa. Nun findet die dritte Veranstaltung der Reihe „Stay United“ statt, mit Lesungen und Diskussionen – rund um die Möglichkeiten und die Verantwortung von Literatur und Theater in Zeiten des Krieges. Zwei Autorinnen aus der Ukraine stellen ihre Texte vor, Tanja Maljartschuk und Katja Petrowskaja.
Die Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin Petrowskaja ist in Kiew aufgewachsen und lebt seit 1999 in Berlin. Sie fordert nachdrücklich, die deutsche Politik müsse aus ihrer abwartenden Haltung aussteigen und schnelle Hilfe leisten. In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erschien heute ein offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in dem die Autorin ein sofortiges Öl- und Gasembargo und die Lieferung schwerer Waffen fordert.
"Wenn Sie mich nach diesem Krieg fragen, man findet überhaupt keine Worte mehr", sagt Petrowskaja im Gespräch mit dem Schauspieler Ulrich Matthes, der die Texte im Theater vorträgt. Alle zusammen müssten etwas für die Ukraine tun, egal ob man Theatermensch sei oder Politiker. "Wenn man zögert, unterstützt man Putin, man unterstützt alle diese Vergewaltiger und diese wahnsinnige Gewalt, die jetzt entstanden ist."
Ukrainischen Autorinnen Gehör verschaffen
"Ich bin nicht abgestumpft und habe mich nicht daran gewöhnt", sagt der Schauspieler Matthes über seine Hilflosigkeit angesichts des Krieges. Er sei ein sehr politischer Mensch und begreife, dass derzeit in der Ukraine nicht nur das Schicksal der Ukraine verhandelt werde, sondern das Schicksal Europas und das Schicksal einer Freizügigkeit und Liberalität der Demokratie.
Im Deutschen Theater sei das Bedürfnis sehr groß, darauf als politisches Theater reagieren zu wollen, so Matthes. "Wir versuchen, mit unseren Mitteln unser kleines künstlerisches Scherflein beizutragen." Als Schauspieler werde er sich bei der Veranstaltung möglichst empathisch mit den Texten von Petrowskaja und Maljartschuk auseinandersetzen, sagt Matthes. "Das sind sehr poetische Texte." Er versuche, dieser Stimme Gehör zu verschaffen.
(gem)