Start der Noir-Crime-Serie "I Am the Night"

Ausflug ins düstere Amerika der 60er

05:59 Minuten
India Eisley als Fauna Hodel und Jefferson Mays als George Hodel in "I Am the Night"
India Eisley als Fauna Hodel und Jefferson Mays als George Hodel in "I Am the Night" © Clay Enos / Turner
Jörg Taszman im Gespräch mit Timo Grampes · 28.02.2019
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Fauna Haudel wuchs als Adoptivkind auf, als junge Frau macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater. Dabei entdeckt sie allerdings mehr als nur die eigenen alten, privaten Geschichten. Die Serie "I Am the Night" überzeugt als Portrait der 60er im Südwesten der USA.
Die große Frage dieser neuen TNT-Serie "I Am the Night" lautet: Wer ist Fauna Haudel? Und relativ schnell wird diese Fauna Haudel dann in der Serie auch eingeführt: eine junge Frau, die meint, einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter zu haben. Aufgewachsen ist Fauna in Nevada unter Afroamerikanern, wird jedoch wegen ihrer hellen Hautfarbe oft gemobbt. Nachdem sie zufällig erfährt, dass sie als Baby von einer schwarzen Casinoangestellten adoptiert wurde, begibt sie sich nach Los Angeles und sucht dort ihren berühmten Großvater: George Hodel. Der Frauenarzt und Kunstkenner galt einst als Verdächtiger im berüchtigten "Black Dahlia" Fall, dem brutalen Mord an einer jungen Frau. Außerdem behauptete einst sogar Faunas Mutter, Tamara Hodel, vom Vater vergewaltigt worden zu sein.

Der wiedergefundene Vater und alte Mordvorwürfe

Nun also nähert sich die Tochter diesem Vater und damit bekommen die Rätsel um diese Mordvorwürfe eine ganz neue aber nicht immer gleiche Bedeutung. Der Geschichte George Hodels auf der Spur ist zudem der Reporter Jay (Chris Pine). Ihn hatte die Recherche einst seine Karriere gekostet und nun will er sie wieder neu aufrollen, als er die zunächst völlig naive und überforderte Fauna kennen lernt. Denn geschehen plötzlich weitere Morde.

Ein bisschen Klischee und viel Schwere

Patty Jenkins, die Regisseurin von so unterschiedlichen Filmen wie "Monster" und "Wonder Woman" ist zusammen mit ihrem Mann, dem Autor Sam Sheridan, die Schöpferin von "I Am the Night" und führte in den ersten beiden Folgen der sechtsteiligen Miniserie auch selber Regie. Nach Einschätzung von Deutschlandfunk-Kultur-Kritiker Jörg Taszman ist diese Geschichte vor allem auch ein sehr kritischer Ausflug in die USA, in die Südstaaten der 60er Jahre, etwa mit einer korrupten, rassistischen Polizei, einer vergnügungssüchtigen, weißen Elite, mit Stars und Sternchen und mit einer schwarzen Jugend, die langsam mehr vom Leben will.
Und Taszman widerspricht den von vielen Seiten erhobenen Vorwürfen, hier werde schwer mit Klischees gearbeitet. Insbesondere lobt er etwa den Darsteller des beruflich schwer gescheiterten Reporters Jay (Chris Pine): "Man kann das als Klischeefigur betrachten, denn man hat natürlich solche Reporterfiguren schon oft gesehen, aber Chris Pine, der für mich eher ein Hollywood-Schönling war, macht das ganz gut und bringt da auch eine gewisse Schwere und eine gewisse Tiefe mit hinein."
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